Die Freunde von Eddie Coyle

Layout 1

Typen wie Eddie Coyle verursachen widersprüchliche Gefühle. Auf der einen Seite unangenehmer Charakter, hartnäckiger Verhandlungspartner. Andererseits sind Typen wie Eddie diejenigen, die einen aus einer brenzligen Situation herausquatschen können. Oder in eine hinein. Naja, es sei wie es ist. Typen wie Eddie gibt es nicht oft, aber es gibt sie.

einen Spitznamen Fingers hat Eddie sich redlich verdient. Als kleiner Waffenschieber geriet er in eine handfeste Auseinandersetzung. Hand auf Kommode – Schublade zu – Finger mit (wie er es sagt) vier neuen Gelenken versehen. Ja, es ist eine raue Zeit, Boston, Anfang der 70er Jahre. Und mittendrin Eddie Coyle.

Mal ein paar Knarren hier, ein paar Knarren da. Eddie verdient immer genug Geld, um über die Runden zu kommen. Und Eddie ist überall. Doch letztens ging was schief und jetzt droht ihm der Knast. Fünf Jahre sollen es sein, wenn es nach der Justiz geht. Das will Eddie natürlich nicht. Da kommt ihm ein Deal gerade recht. Wenn er Informationen über ein paar schräge Vögel liefert, die gerade ein krummes Ding drehen wollen, könnte sich das für ihn positiv auswirken.

Keine einfache Sache für jemanden, der bekannt ist wie ein bunter Hund. Und für einen, der außerdem dafür bekannt ist, knallhart im Geschäft zu sein. Und einen, dem man vertrauen kann. Für die Polizei der ideale Singvogel, weil er sich auskennt. Für die die Freunde von Eddie Coyle ein Horrorszenario, wenn sie herausbekommen, was Eddie vorhat.

George V. Higgins war selbst jahrelang Staatsanwalt, bevor er als Anwalt eine eigene Kanzlei eröffnete. Er kannte seine Pappenheimer und deren Sprechweise. Die Protagonisten in diesem Buch sind allesamt harte Hunde. Eine raue Schale meist mit einem harten Kern. Higgins gibt ihnen die Freiheit zu reden wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. „Die Freunde von Eddie Coyle“ ist kein Buch, das man mal eben so nebenbei liest. Dafür ist es zu dialoglastig. Und das ist gut! Denn so entsteht ein exaktes Abbild der Bostoner Unterwelt der 70er Jahre. Ein bisschen Jimmy „Popeye“ Doyle aus „French Connection“ gepaart mit einen gehörigen Schuss Tarantino. Und das nicht nur, weil einer der Verpfiffenen Jackie Brown heißt. Die Handelnden sind greifbar, auch wenn man nicht zwangsläufig solche Typen kennt. Aber so stellt man sich Gangster vor. Eine Garantie für ein Happy end gibt es bei Higgins nicht. Weder für Eddie Coyle, noch seine Freunde, noch für die Polizei und Justiz…