Die Farben der Hoffnung

Die Farben der Hoffnung

Grün ist die Farbe der Hoffnung, sagt man. Anands Firmenfarben sind orange und blau, weil seine Schwiegermutter es so wollte. Sie erinnerten sie an Paradiesblumen. Anand besitzt im indischen Bangalore eine Fabrik für Autoteile. Die Geschäfte laufen prächtig. Er muss sich vergrößern, um mit den Aufträgen hinterherzukommen. Doch das ist gar nicht so einfach. In einer Stadt, die stetig wächst und in der Grundfläche Mangelware ist.

Auch Kamala hat mit Mangel zu kämpfen. Der Mangel an Farben ist dabei ihr geringstes Problem. Als Hausangestellte von Anand geht es ihr verhältnismäßig gut. Ein regelmäßiges Einkommen sichert ihr und ihrer Familie stets einen gedeckten Tisch. Doch ihr Sohn Narayan bereitet ihr Sorgen. Er will die Schule nicht abschließen. Zeitungen verkaufen, das will er. Das Geld kann die Familie gut gebrauchen. Auch dass er sich in eine Sache mal so richtig reinhängt, gefällt Kamala. Doch zuerst muss er die Schule abschließen. Da gibt es keine zwei Meinungen!

Anand und Kamala leben in zwei völlig unterschiedlichen Welten. Finanziell geht es Anand gut, seine Frau mit ihrer herrischen Art bereitet ihm graue Haare. Kamala geht es finanziell nicht gut, Ihr Sohn und ihre Kolleginnen und ihre Herrin – Anands Frau Vidya– machen ihr Sorgen.

Lavanya Sankaran lässt die eingefahrenen Welten der beiden bröckeln. Alles, was bisher galt, ist ab sofort ungültig. Narayans Umgang gibt Kamala zu Denken. Zweifel überkommen Anand wegen seiner Ehe. Und auch geschäftlich wird es eng.

Korruption, Standesdenken, Egoismus sind die Zutaten für diesen spannenden Roman, der den Leser ins heutige Indien führt. Fernab der seidenen Sari-Romantik erzählt Lavanya Sankaran von den Sorgen der kleinen Leute, die in einem engen Abhängigkeitsverhältnis zu ihren Arbeitsgebern stehen. Die wiederum kämpfen mit oder gegen die Korruption der Parteien und ihrer Funktionäre. Wenn Anand eine neue Fabrikhalle bauen will, so tut er dies, weil er sich vergrößern muss. Einstige Freunde ziehen ihn und sein Geschäft in einen Strudel hinein, aus dem er sich nur schwer befreien kann. Die Geltungssucht seiner Gattin steht ihm dabei im Weg. Als moderner Geschäftsmann ist er zu vertrauensselig. Dem Ehrgeiz der Handelnden und der Besinnung auf das Wesentliche verdankt der Roman seine besondere Würze, die dem Leser ein Indien zeigt, das sonst verborgen bleiben würde. Manchmal muss man die Farben mischen, um das erwünschte Ergebnis zu bekommen.