Die Fahrt der Beagle

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Man stelle sich eine Weltreise vor: Karneval in Rio, Steaks essen in Buenos Aires, Badeurlaub im Pazifik, Whale watching in Kapstadt. Ja, das wär’s! Zumindest in heutiger Zeit. Doch vor knapp zweihundert Jahren waren Reisen auf dem Meer ein echtes Abenteuer. Ob man heil wieder zurückkam, war ungewiss. Die Unbilden des Meeres stellten ein unvorhersehbares Risiko dar und Reiseapotheken waren auch noch nicht so verbreitet. Reiseberichte würden heute in digitaler Form erscheinen. Jeder ist jederzeit live dabei, wenn Berge bezwungen werden, am Strand eine Kokosnuss geöffnet wird oder man vor aufdringlichen Straßenhändlern fliehen muss.

Damals, 1831 bis 1836, war das noch anders. Charles Darwin war gerade zweiundzwanzig und auf dem Weg zu einer Reise, die bis heute für Aufsehen sorgt. Zwei Jahre wollte er um die Welt segeln. Forschen. Es wurden fünf Jahre und er legte den Grundstein für Theorien und wissenschaftliches Arbeiten, auf dem heute noch gebaut werden kann.

Diese reichbebilderte, exzellent illustrierte Neuausgabe des Tagebuchs des großen Forschers fasziniert ab der ersten Seite. Wuchtig liegt es in der Hand. Schwer auszubalancieren, doch die Mühe lohnt sich. Auf seiner zweiten Expedition mit der HMS Beagle führte Charles Darwin pedantisch Tagebuch. Und das erlaubt uns heute schmunzelnd und staunend zugleich einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.

Für damalige Verhältnisse kam das Buch einer Revolution gleich. Die von ihm beschriebenen Tiere waren nur wenigen bekannt. Ganz zu schweigen von den Eigenheiten der Tiere. Wo genau leben sie? Wie werden sie gefangen? Welchen Nutzen haben sie für den Menschen? Selbst heute sind noch viele Fragen offen – oder schon wieder?!

Auch der Kapitän der Beagle hat seine Eindrücke damals in einem Tagebuch festgehalten. Auszüge daraus bereichern die Ausführungen des Evolutionstheoretikers Darwin. Zahlreiche Aufnahmen der besuchten Orte, von Flora und Fauna, Skizzen und authentische Fotografien sind Zeitzeugen, die die Faszination Darwins für seine Arbeit hervorheben.

„Die Fahrt der Beagle“ ist der Beweis, dass Reisereportagen anno dazumal nicht weniger spannend waren als heute. Im Gegenteil. Als Vorbereitung gab’s, wenn man Glück hatte, nur Augenzeugenberichte. Keine Reisebände, keine Reisereportagen. Fast wähnt man sich in Kindertage zurückversetzt, als man bei Oma und Opa auf dem Schoß saß und gebannt den Märchen lauschte. Diese Märchen sind echt. Mit jeder Faser seines Körpers stürzte Darwin sich in die wissenschaftliche Arbeit und nicht minder in die Aufzeichnungen. Die Illustrationen sind nicht als Erläuterung der schwer verständlichen Texte zu verstehen. Darwin besaß außer seinem Forscherdrang auch die Gabe andere mit Worten in seinen Bann zu ziehen. Nein, die Abbildungen sind die Gewürzmischung, die diesem Buch erst den richtigen Geschmack verleihen.