Der Pakt – Hollywoods Geschäfte mit Hitler

Wer sich auch nur ansatzweise im Hollywood der dreißiger und vierziger Jahre auskennt, wird von einer Sensation sprechen, wenn er über dieses Buch spricht. Hollywoods Hochzeit, auf dem Thron der Filmwelt, Filmkunst in Perfektion. An der Spitze der großen Studios saßen Männer, die einst aus der alten Welt ins gelobte Land gingen, um ihre Visionen zu verwirklichen. Ihre Angestellten, Regisseure, Schauspieler, Autoren, Kameramänner mussten teilweise alles stehen und liegenlassen, um nicht dem Naziterror zum Opfer zu fallen. Ganze Straßenzüge Hollywoods waren von Größen wie Brecht, Mann, Lang, Dietrich, Feuchtwanger, Bois, Veidt gesäumt. Und nun die kühne Behauptung, dass Hollywood sich dem Diktat eines einzelnen Mannes, der die Filme von beispielsweise Laurel und Hardy so sehr liebte, untewarf?

Ben Urwand stellt diese Behauptung auf. Und er kann sie unterfüttern und beweisen: Hollywood war schon immer der geldgierige Schlund, der wenig auf das gab, was ihn ausmachte: Seine Stars.

Auf deren Schicksale konnte keine Rücksicht genommen werden. Viele Filme mit vordergründiger Kritik am Naziregime wurden geschnitten oder erst gar nicht realisiert. Dafür durften MGM und Co. ihre Filme in Deutschland (gekürzt und geschnitten) zeigen. Ein enormer Markt. Mit enormen Gewinnen. Für beide Seiten. Denn das Geld floss nicht nur über den großen Teich zurück, sondern wurde Göbbels für seine Wochenschau zur Verfügung gestellt. Soweit die These, aber auch die Beweislage. Die Akten und Papiere waren immer da, nur verschollen. Ben Urwand hat sie wieder ausgegraben und ein kleines Erdbeben ausgelöst.

Zur Ehrenrettung muss man aber sagen, dass nicht alles, was filmisch gegen die perfiden Machenschaften des zwölfjährigen Reiches angedacht war, der selbstauferlegten Zensur zum Opfer fiel. Filme wie „Casablanca“ wurden dennoch gedreht und sind heut Klassiker. Auch wenn, gerade „Casablanca“ nicht gerade durch cinematographische Brillanz glänzt.

Viele Entscheider in Hollywood, wie Louis B. Mayer, Chef und daszweite M in / von MGM, – ein Karriere- und Menschenzerstörer erster Klasse –  waren jüdischen Glaubens. Undenkbar, dass gerade sie mit dem Teufel paktierten. Doch der schnöde Mammon hilft so manches Leid ertragbar zu machen. Und umgekehrt ist es nicht weniger unmissverständlich aufzufassen. Ein Nazihasser wie Göbbels paktiert mit den Juden? Ja, denn die haben das Geld, das ihm fehlt. Perfide, pervers? Ben Urwand enthält sich weitgehend der Stimme. Doch die Fakten, die er auf den Tisch legt, sprechen eine eindeutige Sprache. Die Medien als Mittel, um sich Gehör zu verschaffen, das ist nicht neu. Und kommt aber gerade wieder ganz groß in Mode. Mit seinem Buch „Der Pakt – Hollywoods Geschäfte mit Hitler“ kratzt Ben Urwand an der Leidenschaft fürs „große Kino“. Er desillusioniert ein wenig den Mythos Hollywood – und das ist gut so. So manchen Film sieht man nun mit ganz anderen Augen.