Der langsame Tod der Luciana B.

Wenn man sich zehn Jahre nicht gesehen hat, freut man sich auf das Wiedersehen, wenn man sich so gemocht hat wie der Erzähler in diesem Buch und seine ehemalige Assistentin Luciana. Sie half ihm als er wegen einer Handverletzung nicht selbst schreiben konnte. Der damals schon erfolgreiche Autor Kloster war verreist, und so hatte Luciana bei ihm einen Überbrückungsjob bis Kloster aus dem Urlaub zurückkehrte. Doch was nun in seiner Tür steht hat nichts mehr mit der Luciana von vor zehn Jahren zu tun. Die Lebensfreude ist nicht nur aus ihrem Gesicht, sondern aus ihrem gesamten Körper gewichen. Das hat einen Grund: Kloster!

Er hat ihr Leben zerstört und macht sich nun daran Luciana B. endgültig zu töten. Was war geschehen? Als Kloster aus dem Urlaub mit Frau und Tochter zurückkehrte, machte er ihr mehr als nur Avancen. Er bedrängte sie. Sie wies ihn ab. Verklagte ihn. Bekam Recht und eine „Entschädigung“. Zwischenzeitlich war Pauli, Klosters Tochter bei einem Unfall ums Leben gekommen. Er war ein gebrochener Mann. Doch erfolgreich wie nie zuvor. Er stand auf einmal in der Öffentlichkeit, genoss es scheinbar im Rampenlicht zu stehen. So kannte ihn Luciana nicht. Und weiter? Lucianas Freund – ertrunken. Während des Urlaubs am Meer. Dort hat sie auch Kloster wieder gesehen. Zufall? Lucianas Eltern – an einer Pilzvergiftung gestorben. Sie waren erfahrene Pilzsammler. Dass ausgerechnet ihnen ein Grüner Knollenblätterpilz ins Essen gerät, war eher unwahrscheinlich. Am Tag der Beerdigung sah Luciana ihn – Kloster –  wieder. Wahrscheinlich hat er nur das Grab seiner Tochter besucht.

Bis hierhin ist alles klar. Kloster hat irgendwie seine Finger im Spiel. Auch an dem Mord an Lucianas Bruder, der von einem geflohenen Lebenslänglichen bestialisch der Garaus gemacht wurde. Luciana bittet nun ihren alten Freund, den Schriftstellerkollegen des so berühmten Klosters, dem Erzähler ihr zu helfen. Das tut er gern. Offen und ehrlich tritt er Kloster gegenüber. Auffallend gut informiert ist dieser Kloster, muss er zugeben. Er durchschaut das Spiel. Und er hat seine eigene Version darüber, was in den vergangenen zehn Jahren passiert ist …

Was sich anfänglich nach einem glasklaren Fall anlässt, wandelt sich abrupt zu einem Vexierspiel, in dem der Leser aufpassen muss nicht dem Falschen auf den Leim zu gehen.  Nach und nach – ganz langsam, so wie es der Titel verspricht – wird jeder der beteiligten unweigerlich zum Verdächtigen. Jedes Wort wird als Ausrede wahrgenommen, so dass man schließlich kaum noch jemandem etwas glauben kann. Und genau das will Guillermo Martinéz! Und ganz ehrlich: So will es auch der Leser!