Der Haschischklub

Der Haschischklub

In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es einen kleinen Zeitungsartikel, der vor allem religiöse Fanatiker aufbrachte. Ein junger Mann, betete ein Poster der Band KISS an. Offenbar im Drogenrausch züngelte Gene Simmons vom Poster herab – der junge Mann hörte nie wieder KISS. Blödsinn! Mag man denken. Schon Jahre, Jahrzehnte, weit über einhundert Jahre zuvor brachte Théophile Gautier eine ähnliche Geschichte zu Papier. Auch er sorgte Zeit seines Lebens für Furore. Ein junger Mann, gerade die Schule beendet, verbringt die Zeit bei einem Verwandten. Von einem Gobelin steigt eine rau zu ihm herab, er verehrt sie. Ist verknallt, um die Wahrheit zu sagen. Er muss das Haus verlassen, Jahre später entdeckt er den Gobelin wieder. Hat aber nicht genug Geld in der Tasche, um ihn sich zu leisten. Als er mit der geforderten Summe zurückkehrt, ist der Gobelin schon verkauft. Vorbei, vorbei, vorbei – es bleiben nur die Erinnerungen…

Phantastische Erzählungen ziehen den Leser in ihren Bann. Sie regen die Phantasie an, sorgen dafür, dass die kleinen grauen Zellen, wie sie Hercule Poirot immer so gern bezeichnete, in Bewegung bleiben. Denn Bewegung bedeutet Fortschritt.

Die titelgebende Erzählung „Der Haschischklub“ zeigt die ganze Kraft der Worte. Den Haschischklub gab’s wirklich. Und auch Théophile Gautier war Mitglied. Man traf sich konspirativ, probierte … na was schon?! … und gab sich den eigenen, neuen, fremden Gedanken hin. Schonungslos geht der Autor mit sich und den anderen Beteiligten, zu denen „in echt“ auch Balzac, Flaubert und auch Baudelaire gehörten, ins Gericht.

Obszön waren seine Geschichten als sie erstmals veröffentlicht wurden. Rücksichtslos wie ihr Autor, der die Bohème verkörperte wie kein anderer. Genuss-Sehnsucht und mit jeder der sieben Todsünden auf Du und Du. Immer für einen Skandal gut, wie 1830 bei der Uraufführung von Victor Hugos „Hernani“. Unangepasst war er, und kreativ. Erst vor reichlich hundert Jahren wurden seine Werke ins Deutsche übersetzt. Und das obwohl seine Wurzeln bei einem Deutschen liegen: E.T.A. Hoffmann. Die Anleihen sind besonders im „Haschischklub“ offensichtlich.

Die Magie der Geschichten Théophile Gautiers liegt in ihrer Eleganz, die der leidenschaftliche Außenseiter sich sicher nicht auf die Fahnen geschrieben hätte. Ihm war die Hornhaut an den Händen und handfeste Scherereien näher.

Und wenn einem am Ende des Buches danach ist Théophile Gautier anzubeten – keine Angst. Wenn er zuzwinkert, lüstern, wortreich züngelt – alles nur Phantasie! Ein literarisches Kunststück.