Der Fürstentrust

Selten zuvor lagen „Faites vos jeux“ und „Rien ne va plus“ so eng beieinander wie vor einem Jahrhundert und einem Jahrzehnt. Und zwar in Europa, verantwortet von deutschen Adelshäusern. Nämlich dem zu Hohenlohe-Öhringen und dem Hause Fürstenberg. Christian Kraft zu Hohenlohe-Öhringen und Max Egon II. zu Fürstenberg waren die Häupter ihres Geschlechts und Geschäftsmänner, die mit allen Wassern gewaschen waren.

Schon einmal waren sie aktiv geworden, als sie Geld rochen. Viel Geld! Schnelles Geld! Auf Madeira. Hier sollte der Luxus-Tourismus Welnnes-Urlaubern die Taler, Kronen, Pfund, Mark und so noch was aus den Taschen ziehen. Man drohte sogar Portugal mit Krieg, wenn man sich nicht nachgiebig zeigen würde. Klappte nicht. Fünf Mios in den Sand gesetzt! Ärgerlich, doch nicht ganz hoffnungslos die Lage. Man verbuchte den Verlust als Lehrgeld.

Die beiden Cousins – die Familien Hohenlohe und Fürstenberg standen sich sehr nah – gründen einen Trust. Eine Art Gegenbewegung zum Großbankenkapital.

Die beiden Köpfe der Herrschaftshäuser waren von jeher vermögend. Bis heute zählen sie zu den größten Waldbesitzern Deutschlands. Aber auch immense Immobilienbestände nannten sie ihr Eigen sowie einige Konzerne. Zusammen mit anderen Industriekapitänen gründeten sie den so genannten Fürstentrust. Die Mitgliedernamen sind heute noch in aller Munde. Max Egon II. zu Fürstenberg hatte zudem das unverschämte Glück zum engsten Vertrauten des Kaisers zu gehören. Eine unermesslich wertvolle Freundschaft, die den Trust zwar nicht vor dem Ende, jedoch vor einem für alle Beteiligten bitteren Ende bewahren sollte.

Autor Christian Bommarius gibt im Vorwort zu, dass die Geschichte an sich keine leichte Kost ist – die Panama-Papers sind dagegen ein offenes Buch. Ab und zu muss man kurz absetzen und ein wenig die Fäden wider zusammenklöppeln. Nichts desto trotz liest sich dieses Buch wie ein Wirtschaftskrimi durchaus mit erkennbaren Parallelen zur Gegenwart.

Die Geschichte, die Christian Bommarius in seinem Buch „Der Fürstentrust“ erzählt ist echt, steht aber in keinem Geschichtsbuch. Selbst ausgefuchste Historiker haben maximal davon gehört. Belege? Mangelware. Denn die Nachkommen der herrschaftlichen Häuser – heute sind sie Society-Ladies und Charity-Damen erster Kajüte – hocken wie die Glucken auf den spärlich vorhandenen Aufzeichnungen. Die meisten Papiere wurden „Opfer des Feuers“.

Christian Bommarius ist Jurist und Journalist und widmet sich mit Hingabe der deutschen Geschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bereits mit „Der gute Deutsche. Die Ermordung Manga Bells in Kamerun“ zeigte er mit ausgestrecktem Zeigefinger auf jenen Teil der deutschen Geschichte, der im Verborgenen gehalten wurde und bis heute kaum Aufmerksamkeit erregt.