Das letzte Gericht

In so ein Restaurant geht man gern. Hier schwingt eine echte Enthusiastin den Kochlöffel: Sabine. Ihre Kreationen sind der Hit! Und wer einmal hier speiste, den hat es umgehauen. Voller Lob taumeln die Gäste aus dem Etablissement und schwören sich bald schon wiederzukommen. Doch hinter der Leidenschaft der Köchin verbirgt sich ein Geheimnis. Nichts, dass man gleich Angst haben müsste. Es sei denn, dass man vor Jahren etwas getan hat, das Sabines Leben von Grund auf änderte. Was könnte da in Frage kommen? Ihr das Pausenbrot in die Pfütze schmeißen? Nein. Sie geschubst haben? Nein. Ihr gar noch viel Schlimmeres? Ja, es wird schon wärmer.

Eines Tages steht Sabine dem Mann gegenüber, der ihr ganzes Leben mit seiner Gewalt und Widerwärtigkeit in ganz andere Bahnen lenkte. Rache ist ein Gericht, das man kalt serviert. Altes Klingonensprichwort. Ein gefundenes Fressen für eine Köchin mit Rachegedanken. Und mit einer Brise Hass wird dem einstigen Peiniger der Garaus gemacht. Reue? Nein. Weder er noch sie kommen gar nicht dazu so etwas wie ein Gewissen zuzulassen.

Sabine hat Blut geleckt. Wenn’s so einfach ist der Welt was Gutes zu tun, warum soll man dann aufhören? Es ist weder am schönsten, noch ist sie auf dem Höhepunkt ihrer (neuen, geheimen) Karriere. Aus der engagierten Köchin mit gut laufender Gastronomie wird der Rachenegel mit dem grünen Daumen. Ihr Fleischklopfer … na ja, soweit wollen wir mal nicht gehen. Sabine mordet – rächt – raffiniert. Der süßliche Geruch des Todes hängt in der Luft…

Andreas Breidert schafft mit Sabine eine Frau, die durchaus das zeug zur absoluten Sympathieträgerin hat. Wäre da nicht ihr Hang zum Weitermachen. Die Rachegelüste nach so vielen Jahren Lebens mit der Scham sind im Rahmen des Vorstellungsvermögens irgendwie nachvollziehbar. Dass sie jedoch sich zum Erlöser mit Kräuterhexenattitüde aufschwingt, lässt an ihren Motiven zweifeln. Ein Lesespaß ist „Das letzte Gericht“ allemal. Sabine zweifelt nach und nach an sich selbst, was sie dann doch im Laufe des Buches immer sympathischer erscheinen lässt. Wenn der Pfarrer mit dem Kinde, wenn der Alki mit der Eisenfaust, wenn der gerissene Betrüger ohne Gewissen bei Sabine einkehren, ahnen sie noch nicht, was Kehraus für sie alle bedeuten wird. Und wenn sie es doch bemerken, ist es zu spät. Die Rechnung übernimmt Sabine selbst.