Das Herbarium der Entdecker

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So mancher, der seinen Dachboden aufräumt, findet unter verstaubten Ordnern die eine oder andere Erinnerung an die Schulzeit. Die erste Fibel, die erste Mathearbeit oder auch ein Herbarium. Was für eine Arbeit! Repräsentative Pflanzen suchen, sie behutsam ihrer angestammten Umgebung entreißen, säubern und dann pressen. Ein Wahnsinnsaufwand nur für eine gute Note. Damals Qual oder Initial für Spürnasen – heute eine liebgewordene Erinnerung.

Ein Zündfunke war es bestimmt für Forscher wie Darwin und Humboldt. Auf ihren Reisen sammelten sie Pflanzen, die noch keiner ihrer Spielkameraden und Kollegen je zuvor gesehen hatte. Sie zeichneten, kartographierten und pressten ihre entdeckten Schätze. Heute ein Reichtum, der nicht mit Geld aufzuwiegen ist. Ein Glück für den Leser, dass Florence Thinard sich diesen Exponaten angenommen hat und der Haupt-Verlag die Ergebnisse in diesem Prachtband zusammengefasst hat. Sagenhafte 38,5 x 24,5 cm misst dieses Forschungswerk der Geschichte.

Achtzig Pflanzenfunde von Livingstone über von Linné bis zu Cunningham. Vom Orinoco über den Nil bis ins australische Outback. Die Augen werden übergehen beim Anblick der Exponate. Sie zeigen die gesamte Blattgröße einnehmend Gewürze, Blumen und Blätter in einer Form wie sie selbst erfahrene Weltenbummler nur nach tagelangem Suchen entdecken.

Die beistehenden Texte entführen den Leser in ein Zeitalter der Entdecker, Forschungsreisenden und wahrer Abenteurer. Piraten, Botaniker und Georgrahen waren die Väter der Exponate und Behüter des Wissens. Ihr Streben nach Fortschritt bescherte uns einen riesigen Wissensschatz, der in diesem Band einer breiten Öffentlichkeit vom Lesesessel aus zugängig gemacht wird. Reisen wir also mit den Spürnasen der Geschichte Jahrhunderte zurück und erfreuen uns an der akribischen Aufarbeitung der Sammlungen. Der Dank gehört den Forschern, der Wiederentdeckerin Florence Thinard und dem Haupt-Verlag dafür, dass fremde Länder nur auf dem Papier fremde Länder bleiben. Ihre Kultur und ihre einzigartige Flora sind von nun an ein offenes Buch, das seine sieben Siegel bereitwillig öffnet.