Das flüchtige Licht

Sie sind eine verschworene Gemeinschaft: Elio, Gianni, Aurelio und Spucino. Irgendwo, in einem Vorort Roms. Dort, wo die Hoffnung als trübes Licht am unerreichbaren Horizont nur ein verschwommenes Abbild seiner selbst verspricht. Die Vier kennen sich seitdem sie denken können. Als Enzo zu ihnen stößt, ist er nicht mehr als das fünfte Rad am Wagen. Er ist schmächtig. Passt überhaupt nicht zu ihnen. Was sie ihn auch spüren lassen. Doch der Kleine lässt sich nicht abschütteln. Denn irgendwie gehört er doch zu ihnen.

Enzo ist es schließlich, der der Tristesse der Kleinstadt entkommen kann. Er stromert herum und läuft unversehens … vor die Linse des Monsignore. Der sitzt fest verwurzelt in seinem Stuhl. Lässt sich darin herumtragen. Ein Fingerzweig von ihm, und alle spuren. Armbewegungen wie ein Sturm. Sein Wort hat Gewicht. Er ist Regisseur. Nun sollte man meinen, dass er einen Tobsuchtsanfall bekommt, weil ihm so ein räudiger Straßenköter wie Enzo ins Bild läuft und alles noch einmal neu positioniert werden. Alles und alle noch einmal auf Position muss. Doch der Monsignore ist gnädig, fast schon unterwürfig. Enzo hat ihn verzaubert. Für einen Menschen wie den Monsignore sind Bilder wichtiger als alles andere auf der Welt.

Florian L. Arnold schreibt über die Macht der Bilder. Irgendwann trennen sich die Wege der Fünf. Es zieht sie fort von diesem tristen Ort, der als Synonym für Ausweglosigkeit steht. Nach und nach sehen sie sich. Das, was sie nun verbindet, ist Enzo. Er trat vor die Kamera, mehr als einmal und mehr als unerwartet, ungewollt. Denn der Monsignore sah in ihm etwas, was sonst niemand sah. Was selbst er noch ne gesehen hat. Doch das Licht, das einst auf ihn fiel, ist flüchtig…

Roma, Cinecitta, Lazio – Sehnsuchtsorte nicht nur für Erholungssüchtige. Hier entstehen Träume. Hier zerplatzen Träume. Für einen Augenblick sind sie real. Und im nächsten sind sie nicht mehr als Erinnerungen. Die Leichtigkeit mit der diese Träume entstehen und auch zerplatzen, ist das große Plus dieses Romans. Wie im Rausch liest man sich in eine Welt, die man so noch nie erlesen hat. Man kann nicht aufhören, muss immer weiter lesen. Dabei weiß man doch, dass die Lichter bald ausgehen werden, ja, ausgehen müssen. Und doch hofft man immer wieder, dass sich alles zum Guten wendet. Vielleicht tut es das ja auch, ohne, dass man es spürt…