Cloud city

Cloud City

Dem Alltag davon schweben – den eigenen Gedanken, dem eigene tun nachgehen und nachhängen – urbane Gestalten gestalten ihren Rhythmus differenziert. Die Kurzgeschichten in „Cloud city“ unterscheiden sich gehörig von dem, was man als geübter Leser kennt und erwartet. Mark Heydrich erfindet Figuren, die es so nicht gibt. Oder doch?! Er lässt sie gewähren in ihrem Handeln, er wertet nicht. Und: Er gibt dem Leser viel Freiraum für Interpretationen.

Mit brachialer Präzision wirft er dem Leser Bruchstücke von Leben hin, konstruiert vage Geschichten und lässt Handlungsstränge und Ende offen. Der Leser wird unweigerlich in die Zeilen hineingezogen, um muss nun – wohl oder übel – für sich entscheiden, was er dem Helden antut oder welchen Weg er ihn einschlagen lässt. Das wird dem Leser aber erst beim Lesen bewusst. Einmal in den Fängen des Autors, gibt es kein Entkommen mehr. Wie Sand rinnt die Geschichte durch die Finger. Sie festzuhalten obliegt demjenigen, der die Zeilen vor seinem lesenden Auge hat. Ein Spiel, auf das man sich einlassen muss.

Hat man den Dreh raus, öffnet sich ein Paradies der Sinne. Auswanderer verlieren ihren Mut, Banalitäten wie eine defekte Glühbirne erheben sich zum Dreh- und Angelpunkt einer Brunchrunde unter Freunden. Und immer mit dabei: Der Leser. Unmerklich wird er Bestandteil der Geschichten.

Mal werden Rachegelüste in die Tat umgesetzt, oder nicht?! Der Leser muss jetzt entscheiden. Ist er Konsument, Zuschauer oder Beteiligter?

„Cloud city“ ist Mit-Mach-Lesen erster Klasse.

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