Carvalho und die Meere des Südens

Cavalho und die Meere des Südens

Jede Stadt, die etwas auf sich hält, hat ihren eigenen Ermittler. Venedig hat Guido Brunetti, Marseille Fabio Montale, und Barcelona hat Pepe Carvalho. Der Privatschnüffler wird dieses Mal von Anwalt Viladecan gebeten den Tod seines Klienten Carlos Stuart Pedrell zu untersuchen.

Der steinreiche Pedrell hatte vor einem Jahr alles hinter sich gelassen. Die Geschäfte führt nun seine Frau Mima, er selbst wollte sich lossagen von allem, was ihn einengte. Ab in die Südsee. Wie der Maler Paul Gauguin es tat. Ein sehnsuchtsvolles Gedicht hatte es Pedrell angetan. An und für sich nichts Ungewöhnliches. Außer, dass er nie in der Südsee angekommen ist. Sein Leichnam wurde auf einer Baustelle gefunden. Nun möchte seine Familie – in Person von Mima – wissen, was genau in diesem einen Jahr der Abwesenheit passiert ist.

In seiner unnachahmlichen Art und Weise – hart, bestimmt und unnachgiebig – nimmt der Schnüffler die Fährte auf. Artimbau ist Maler und sollte für den reichen Mäzen eine Wand gestalten. Carvalho und Artimbau unterhalten sich bei einigen Flachen „guten Weins“. Carvalho nimmt langsam Fahrt auf.

Seine Recherchen führen ihn quer durch die Hauptstadt Kataloniens. Für den Leser wird die Jagd nach der vergangenen Zeit nicht nur aufregend, sondern auch eine Reise durch eine Stadt voller Geschichten. Spanien hatte gerade die Franco-Diktatur hinter sich gelassen. Doch die Nachwirkungen sind immer noch zu spüren. So entspinnt sich so manches Gespräch zu einem Diskurs über alte Zöpfe, Moral und den ewigen Kampf zwischen Marxismus / Kommunismus und Kapitalismus. Und mittendrin immer das wunderliche Verschwinden von Carlos Stuart Pedrell.

Abwechslung in den Ermittlungen schaffen die Kochzeremonien Carvalhos. Wenn er kocht, dann mit Genuss. Einfach muss es sein. Und schmackhaft. Dem Leser wird zwar schon auf jeder Seite der Mund wässrig gemacht. Die Ausführungen zu den Kochkünsten des Ermittlers setzen dem Ganzen die Krone auf.

Carvalho kommt dem Geheimnis Stuart Pedrells auf die Spur. Dieser war kein Kostverächter. Carvalho ebenso. Kommen beide aus unterschiedlichen Lagern so weisen ihre Lebensweisen die eine oder andere Gemeinsamkeit auf.

Manuel Vázquez Montalbán schafft mit einfachen Wort ein gefühlvolles Bild Barcelonas vor über 30 Jahren. Sein Held ist mit allen Wassern gewaschen. Wer ihm selbiges reichen will, muss sich anstrengen. Wie ein märchenhaftes Roadmovie zieht Váquez Monatalbán seine Kreise. Wer an Andrea Camileri erinnert wird, liegt gar nicht so falsch. Sein Commissario Montalbano ist eine Hommage an den geistigen Vater Pepe Carvalhos.