Burgkinder

Ein Märchenschloss am Rhein. Blick auf das Siebengebirge, den Drachenfels, irgendwo zwischen Honnef und Unkel. Remagen ist auch nicht weit. Die Stadt erlangte in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges eine Berühmtheit, auf die ihre Bewohner mit Freuden verzichtet hätten. Doch es kam anders. Es wurde eine taktische zähe Schlacht um die Rheinbrücke. Und da setzt dieser Roman ein.

Hermann Fürst ist der Dichter der Deutschen. Seine Werke verkauften sich und verkaufen sich noch immer wie geschnitten Brot. Dass er sich an die neuen Machthaber ranwanzte, gab seiner Karriere noch einmal einen Schub. Seiner Familie konnte er ein sorgloses Leben bieten. Man kann vieles kaufen, doch nicht das Glück. Als die Alliierten immer näher rücken, wird es eng auf dem Schloss. Das wird bald schon zu einem Lazarett unter Führung von Rob Wiseman aus San Francisco umfunktioniert. Man beugt sich widerwillig den neuen Herren.

Nur Erika Fürst, eine der Töchter des Literaten sieht darin eine Chance. Hals über Kopf beginnt sie eine kurze Affäre mit Rob Wiseman. Doch so stürmisch alles begann, so schnell sind die Aufregung und der Soldat wieder verschwunden. Zurück bleiben die Erinnerungen und …

Ein Vierteljahrhundert später macht sich ein junger Mann, von allen King genannt, auf Amerika zu erobern. Eines Tages wird eine Galerie eröffnen. Davon ist er überzeugt. Im Gepäck hat er die Arbeiten seiner Künstler und den Namen eines Bekannten seiner Mutter. Dieser Bekannte hatte die Familie damals als Soldat besucht. Rob Wiseman ist sein Name. Der Name der Mutter: Erika Fürst. Als s ich Rob und King, der den bezeichnenden Namen Friedemann trägt, gegenüberstehen, kommt nur einer ins Grübeln. Dass sich King dann auch noch in die Tochter von Rob Wiseman verknallt, kommt dem mittlerweile überaus erfolgreichen Geschäftsmann nicht gelegen. Er versucht alles, um King aus dem Land zu komplimentieren. Doch King hat seinen eigenen Kopf. Mit fatalen Folgen…

Der dritte Teil des Buches führt wieder auf die Burg am Rhein in den Jahren 1996 bis 1999. Die Nachfahren Rob Wisemans haben ein Auge auf die Burg geworfen. Keine späte Genugtuung, vielmehr Ehrgefühl und Pflicht treiben sie wieder an den Ort, wo so viele verendeten und so vieles begann,

J.R. Bechtle schreibt in „Burgkinder“ vehement die Geschichte seiner Familie auf. Der alte Dichterfürst, der sich mit den Nazis verbrüderte oder auch die hochfliegenden Träume des eigenen Verlages – zu all dem hat der Autor eine sehr innige und familiäre Verbindung. Knapp fünfhundert Seiten deutsche-amerikanische Geschichte, die einen nicht mehr loslassen wird.