Bruno chef de cuisine

Kochlöffel im Anschlag, die Kelle griffbereit, die Geschmacksnerven geschärft, bereit zum Abfeuern der lukullischen Aromabombe. Dieses Kurzgeschichten mit dem gewieften, empathischen Dorfpolizisten Benoît Courrèges, kurz Bruno, sind gehaltvoller als so manches Viel-Gänge-Menü.

Als Bruno-Kenner weiß man um die Leidenschaft des Ermittlers um die Gaumenfreuden. Wenn er einlädt, kommt ganz Saint-Denis. Und wenn alle gesellig in der Runde sitzen – und nicht gerade mal wieder ein Mord die Stimmung in Stücke reißt – gibt es nur ein Thema: Kochen. Bruno kocht gern, und oft, und exzellent. Nicht wenige Leser seiner Abenteuer mussten schon das Buch absetzen, um einmal kräftig zu schlucken. Und sich zu schwören bald schon das eine oder andere Rezept nachzukochen. Dafür gibt es auch die Kochbücher…

Hier kommen nun Kurzgeschichten auf den Tisch, die teils schon in Anthologien erschienen sind, der Großteil aber eigens für diesen Band geschrieben wurden. Martin Walker lässt Bruno in ganz besonderen Fällen wie dem Schokoladenkrieg ermitteln. Klingt dramatischer als es ist. Und am Ende werden nicht Wunden geleckt, sondern Kaffee mit Schokolade getrunken.

Dem Geheimnis von Chabrol – gemeint ist nicht der legendäre Regisseur Claude Chabrol – kommt man gemeinsam fast auf die Spur. Jeder der Freunde Brunos, von denen Bruno unzählige hat, kennt eine eigene Version dieses Brauches, der im Périgord immer noch verbreitet ist. Es geht um gutes Essen, einen hervorragenden Roten dazu und die richtigen Zutaten für eine gehaltvolle Suppe, die jeden Arzt überflüssig machen lässt. Doch welche Legende nun vollends der Wahrheit entspricht – es wird wohl der einzige ungelöste Fall in Brunos Karriere bleiben!

Martin Walker muss sich dieses Mal zusammenreißen. Wo sonst ausufernde Beziehungen zahlreiche Menschen in Verbindung bringen, um einen Fall zu kreieren (und zu lösen!), sitzt er im goldenen Käfig der Kurzgeschichten. Nur wenige Seiten Platz, um herumzustreifen und Bruno einen kniffligen Fall nach dem anderen vorzulegen. Doch Bruno wäre nicht Bruno und Martin Walker wäre nicht Martin Walker, wenn diese Herausforderung nicht zu meistern wäre. Eine gelungene Zwischenmahlzeit um die Zeit bis zum nächsten „großen“ Abenteuer mit Bruno chef de police gebührend zu überbrücken.