Austria – A Soldier’s Guide

Man spricht ja gern mal salopp vom Einreiten oder Einmarschieren, wenn man in einen Gasthof einkehrt. Im Falle dieses Buches sollte man sprachliche Sorgfalt walten lassen. Denn dieses Büchlein war einmal eines der meistgedruckten Bücher überhaupt. Es wurde an die Soldaten der britischen und amerikanischen Armee ausgegeben, die in Österreich einmarschierten (!) bzw. während und nach dem Zweiten Weltkrieg dort stationiert waren.

Reisen war damals Luxus. Das Internet noch ferne Zukunftsmusik. Der Informationsfluss in Sachen fremder Kultur so gut wie kaum vorhanden. Wie sollte man nun seine Soldaten, die als Befreier das Land einnahmen darauf vorbereiten, dass hier, tausende Kilometer weg von der Heimat der aus einer anderen Richtung bläst?

Solche Art von Büchern gab es für einige Länder, auch Deutschland. Zuerst einmal muss dem Leser klar sein, dass dieses Buch vor über siebzig Jahren gedruckt wurde. Deutschland, inkl. des einverleibten Österreichs gegen den Rest der Welt. Zum Lesen hatten die Soldaten kaum Zeit. Verknappung wohin man nur schaute. Auch bei den Informationen. In Österreich können überall Gefahren lauern. Ein versprengter Nazitrupp oder Einzeltäter – niemals die Waffe unbeaufsichtigt lassen. Nicht fraternisieren! Man könnte die neuen Freunde nicht wieder loswerden.

Krankheitsgefahr. Die Nazis hatten unter der Ärzteschaft, die vorrangig aus Juden bestand, radikal die Anzahl verringert. Ärztemangel war die Folge und in Folge dessen auch Krankheiten. Den Sold sollte man als bewaffneter Staatsdiener besser sparen, es gab eh nichts zu kaufen. Die Bevölkerung wurde von anderer Seite versorgt.

Es ist ein abgeklärter, direkter, nicht interpretierbarer Text, der schon fast schroff anmutet. Die düsteren Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Auch wenn einige Passagen auch heute noch nachvollziehbar bzw. anratbar sind. In politische Diskussionen im Ausland mischt man sich nicht ein. Man kann nur verlieren. Denn die eigene Sichtweise muss nicht immer mit der Sichtweise – unabhängig vom Wahrheitsgehalt – des Anderen übereinstimmen.

Dieses Buch liest sich trotz der gewaltigen Zeitspanne zwischen Erscheinen und Gegenwart wie aus einer anderen Welt. Ein Knigge für Soldaten, die gerade als Befreier kommen und denen man nicht unbedingt den roten Teppich ausrollt, sollen sich zusammenreißen. Sie sind Vertreter ihres Landes. Machen sie Fehler, fällt das auf Jahre auf eine gesamte Nation zurück. Lange her? Schon bei den Namen Abu Ghraib, Guantanamo, Charleston wird es zahlreiche Menschen und Gruppierungen geben, die sich wünschen solche Leitfäden würden heutzutage noch gedruckt und nach ihnen gehandelt werden…