Auf den Spuren des Dritten Mannes in Wien

Auf den Spuren des Dritten Mannes in Wien

Wenn es wieder einmal eine neue Liste mit den besten Filmen aller Zeiten gibt, taucht immer wieder ein Film ganz oben auf: „Der Dritte Mann“. Im Wien der Nachkriegszeit sucht ein erfolgloser Autor seinen Freund Harry Lime, der ihn nach Wien eingeladen hat. Doch aus dem Treffen wird nichts. Harry Lime ist tot, bestattet, unter der Erde. Nach und nach fügt sich ein Bild ins Andere – Harry lebt. Und das nicht schlecht. Aber er ist ein verwegener, skrupelloser Nachkriegsgewinnler geworden. Der Schmuggel mit Penizillin ist in dieser Zeit ein lohnenswertes Geschäft. Gerade wenn man es streckt. Ohne Rücksicht auf Verluste.

Der Star des Films ist nicht Orson Welles. Es ist auch nicht die Riege später hochgefeierter Schauspieler. Der Star ist die Stadt, in der der Film spielt: Wien. Aufgeteilt unter den Siegermächten, vergilbt der Glanz einstiger Zeiten. Im Hotel Sacher standen damals (in echt!) die Pferde der russischen Besatzer.

Wer heute durch Wien schlendert, muss schon ganz genau hinsehen, wenn er Drehorte erkennen will. Das „Dritte Mann Museum“ in der Preßgasse sollte für Cineasten erster Anlaufpunkt sein. Dieses Buch ersetzt zwar keine Führung „Auf den Spuren des Dritten Mannes“ aber es zeigt eindrücklich wie sehr der Film in der Donaumetropole noch präsent ist, wenn man die Augen nicht verschließt. Besonders verheißungsvoll sind die Führungen unter Wiens, in der Kanalisation. Vor Drehbeginn waren die Macher dermaßen von dem unterirdischen Kanalsystem beeindruckt, dass sie gleich Drehorte vermerkten.

Das Buch ist eine Hommage an eine geschichtsträchtige Stadt, einen hervorragenden Film, an erstklassige Schauspieler. Denn nicht nur die Dreh- und Handlungsorte sind in diesem Buch aufgeführt, die Schauspieler, Autor, Produzent, Regisseur werden ins rechte Licht gerückt. Besonders bemerkenswert ist die Liste der Filmfehler, mit Zeitangabe. „Der Dritte Mann“ wird von nun an mit ganz anderen Augen gesehen. Und noch ein Star wird in diesem Buch gewürdigt. Anton Karas und seine weltberühmte Zithermelodie. Noch heute glauben viele, dass diese Melodie ein altes Volkslied ist. Dabei wurde es eigens für diesen Film komponiert. Anton Karas wurde ein berühmter Mann, sah viel von der Welt, konnte seinen Erfolg jedoch nicht dauerhaft nutzen.

Wer Wien schon kennt, der wird in diesem Buch neue Erkundungstouren entdecken. Wer Wien noch nicht kennt, wird sich auf Anhieb (nicht nur wegen dieses Buches, aber auch deswegen) in Wien verlieben. Schaurig schönes Wien – vom Zelluloid aufs Papier.