Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen

Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen

Der Duft gebrannter Mandeln benebelt schmeichelnd die Nasen der Besucher der Weihnachtsmärkte Berlins. Man freut sich an kandierten Äpfeln, kauft das eine oder andere Präsent. Die Budenbesitzer machen hier den Umsatz, mit dem sie die nächste Zeit auskommen müssen. Doch ein Schreckgespenst macht die Märkte der Spreemetropole unsicher: Der Weihnachtsmarktmörder! Der knipst den Opfern nicht nur das Lebenslicht aus, sondern auch einen Finger ab. Unappetitlich ist noch das Mildeste, was man darüber sagen kann. Umso schrecklicher die Einsicht, dass man dem Mörder (-pärchen … upps jetzt ist es raus!) so nah gegenüber steht.

Gleich die erste Geschichte des außergewöhnlichen Adventskalenders versetzt den Leser in Spannung. Zwei Budenbesitzer vertreiben sich die Zeit mit Flirten und der Abwehr selbiger. Ihr Geschäft läuft gut. Und ein Gesprächsthema haben die beiden auch, den Weihnachtsmarktmörder.

Doch ein Adventskalender hat mehr als nur ein Türchen – und eine Weihnachtskrimi-Kompilation mehr als nur einen Krimi. Beide haben vierundzwanzig. Vierundzwanzig mal Spannung. Vierundzwanzig mal Verzweiflung, Rätselraten, Missetaten … und Lesespaß. Also zumindest Letzteres!

Auch die Geschichte eines alten Mannes, der von seinem (verhassten) Schwiegersohn wie schon im Jahr zuvor zur Weihnachtszeit in ein Heim abgeschoben werden soll, entwickelt sich rasant zum Krimi. Denn der zerstreut wirkende Alte ist gar nicht so senil wie es sich der Schwiegersohn wünscht. Und das Ende haben sich Schwiegersohn und Leser auch anders vorgestellt…

Es gehört schon zum guten Ton bei Edition Karo, dass die Lesegemeinde mit (zum Teil preisgekrönten) Schauergeschichten auf das (Schlachte-) Fest der Liebe eingestimmt wird. Alle Krimis spielen in Berlin, für jeden Tag Warten bis zur Bescherung eine Geschichte. So wird die Wartezeit nicht nur versüßt, sondern bis ins Unendliche gesteigert. Wie geht es weiter? Mit welcher Phantasie wird der nächste Autor mit der nächsten Geschichte mit dem nächsten Mord den Leser verzücken? Und was verbirgt sich hinter dem nächsten Türchen? Der Begriff Schokolade als Nervennahrung bekommt hier eine ganz neue Bedeutung.

Also, 2014 gilt folgende Regel: Erst das Adventskalendertürchen öffnen, Schokolade auf der Zunge zergehen lassen und dann ganz gemütlich den Tag mit einer Schauergeschichte ausklingen lassen. Übrigens für 2015 kann man das Ganze wiederholen. Es sei denn, dass es dann eine weitere Kompilation gibt…