Als Hemingway mich liebte

Als Hemingway mich liebte

Er gehört zu mir – in der deutschen Schlagerszene ein Stück für eine Person. Im Leben von Ernest Hemingway ein Mehrstimmiges. Mitte der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts klingt es in den Ohren von Hadley wie ein Hohn. Denn ihr Gatte, der mittlerweile einigermaßen anerkannte Ernest Hemingway, hat schon seit längerem ein Auge auf Fife geworfen. Fife heißt eigentlich Pauline und arbeitet für die Vogue in Paris. In Antibes haben die Hemingways ihr neues Quartier bezogen. Das Haus gehört dem Skandalpaar F. Scott und Zelda Fitzgerald. Bumby zuliebe haben der bullige Schriftsteller und die resolute Hadley eine neue Bleibe gefunden. Bumby leidet unter seinem Keuchhusten und die warme Luft soll ihm Linderung bringen.

Hadelys Sorge kann hier nicht gelindert werden. Immer wieder finden sich Hinweise auf eine Liaison Ernests und Fifes. Ihre Schwester Jinny bestätigt endgültig die Beziehung. Als klar wird, dass es nicht nur eine flüchtige Affäre ist, stellt Hadley ein Ultimatum: Ernest und Fife sollen sich einhundert Tage nicht sehen, nicht schreiben, nicht in Verbindung stehen. Sollten seine Gefühle für Fife unverändert stark sein, würde Hadley sich zurückziehen. Nach ungefähr der Hälfte der Zeit gibt sie sich geschlagen.

Zeitsprung. Die letzte Hälfte der 30er Jahre wird vom spanischen Bürgerkrieg bestimmt. Auch Hemingway ist vor Ort. Als Korrespondent. Pauline, Fife, ist die Hüterin des Hemingway’schen Hauses auf den Keys vor Florida. Ihr Heim ist eine Zierde, das eleganteste Haus auf dem Eiland. Doch immer öfter ist sie allein. Physisch wie seelisch. Oft ist Ernest Hemingway in Spanien. Ist er in der Heimat, muss Fife dafür sorgen, dass er schreibt. Nicht des Geldes wegen. Nein, nur wenn ihr Mann schreibt, schweifen seine Gedanken nicht ab zu Anderen. Eine Andere ist Martha Gellhorn. Eine neue Eroberung? Oder doch mehr? Ihre alte Freundin und niemals als Rivalin erachtete Hadley kennt das. Sie hatte Hemingway auch geliebt und verloren. An Fife. Jetzt ist sie Ratgeberin. Doch Fife hat nicht die charakterliche Stärke von Hadley. Ihr Temperament ist überbordender.

Martha ist Frau Nummer Drei im Reigen der ménage à cinq. Während Hadley und Fife sich den Umständen entsprechend ganz gut verstehen, hat Marty, wie Hemingway sie nennt, kein Verständnis für derartige Verbrüderungen. Hadley ist ihr zu weich, zu nachgiebig, und Fife könnte ihr noch gefährlich werden. Die beiden leben Mitte der 30er Jahre in Havanna, in den 40ern ist Paris der Schauplatz der Ehe und deren Ende. Als großer Befreier des Ritz ist Hemingway in aller Munde und bald auch schon im Schoß einer Anderen. Paris ist frei, Marty auch bald.

Mary ist der Schoß, in den sich Ernest Hemingway nun legen wird. Kriegsreporterin wie Hemingway und Marty es waren und sind. Der Kampf ist Hemingways Geschäft. Ist irgendwo Krieg auf der Welt, ist er nicht weit. Er kennt die Welt, und die Welt kennt ihn. Martha warnt Mary noch. Doch Mary ist unwissentlich dem Macho schon verfallen. Während Europa in Trümmern liegt, baut Mary eine neue Beziehung zu Ernest Hemingway auf.

Sie wird die einzige Ehefrau sein, die ihn nicht an eine Andere abgeben muss. Verlassen wird er sie dennoch. Ob freiwillig oder nicht, ist bis heute nicht ganz geklärt.

Die vier Frauen, die Ernest Hemingway ehelichte, rauben in diesem Buch nicht den Ruhm des großen Schriftstellers. Dafür ist er zu übermächtig. Die Wucht seiner Präsenz lässt sie erschauern und zu Kämpferinnen reifen. Doch nicht bis zum bitteren Ende. Sie wissen, wenn sie weichen müssen. Echte Gewinner gibt es in keinem Krieg – auch nicht in den Ehen Hemingways.