Alice

Ein Roman wie ein Popsong. Ein sich wiederholender Refrain, lyrische Verarbeitung dessen, was einem umgibt und antreibt. Variationen eines Themas.

Max Rossmann ist Redakteur beim Anzeiger, 70er Jahre, Schweiz. Den Kulturteil des Lokalteils darf er füllen. Das füllt ihn aus. Die Träume, die man mit Anfang Zwanzig noch hat, behält er für sich.

Der Abend soll in einer Bar ausklingen. Bier, Kippen und ein bisschen Live-Musik – ja, so könnte aus dem Alltag ein vergnüglicher Ausklang werden des selbigen werden. Doch alles kommt ganz anders.

Auf der Bühne stimmt eine Sängerin umständlich ihre Gitarre. Doch als Alice Bay zu singen beginnt, brechen bei Max alle Dämme. Tränenüberströmt bricht er innerlich zusammen. Diese Stimme! Max reißt sich zusammen und beschließt, dass er diese Frau, mit dieser Stimme unbedingt interviewen muss. Was war passiert?

Kurzum: Alice. So hieß auch seine Ex-Freundin. Mittlerweile im gedanklichen Aktenschrank unter Erfahrung oder „das war’s“ angelegt, springt ihm im Kopf mit voller Wucht entgegen. Er erinnert sich. An Paris, die schönen Zeiten mit Alice. Und nun ist Alice, also der Name wieder aus der Ablage auf seinem Schreibtisch gelandet.

Der erste Versuch des Interviews scheitert. Alice Bay erscheint nicht. Kurze Zeit später treffen sich Max und Alice Bay wieder. Sein Artikel hat ihr eine erhebliche Zuschauermenge beschert. Sie freut sich riesig. Denn sie will berühmt werden. Weil sie die Menschen berühren, vielleicht sogar verändern will. Doch dann … ist Alice Bay (wieder einmal) verschwunden. Dafür Alice wieder da. DIE Alice. Seine Ex.

Max Rossmanns Leben wird ein weiteres Mal auf den Kopf gestellt. Für ihn ist das aufregend. Nicht wissen, dass es noch lange nicht das Ende sein wird. Denn Alice Bay ist wieder (einmal) da. Noch nicht einmal in die richtige gedankliche Aktenschublade einsortiert, tobt über Max ein Orkan.

Frank Heer gibt dem Pop-Phänomen Alice neues Futter. Die beiden Alice leben nicht neben Max – sie leben mit ihm, sind mitten in seinem Leben. Angekommen ist er noch lange nicht. Weder mit noch ohne Alice. So oft er sich einredet zu wissen, was Liebe ist, so oft scheitert er bei der Umsetzung im echten Leben. Die Musik der Zeit – von Bowie bis Reed, von Led Zeppelin bis Roxy Music – hilft ihm dem Vielklang eine gewisse Ordnung abgewinne zu können. Doch mehr auch nicht.

„Alice“ ist der Soundtrack einer vergangenen Zeit. Die Parallelen zur Gegenwart sind unübersehbar. Und das nicht nur, weil heutzutage jedes noch so gut verträgliche Riff in Mixes bis zur Unkenntlichkeit verarbeitet wird. Nein. Dieses Buch beweist, dass die Lösung von Problemen niemals einfacher werden.