African Queen

Da kommt man schon mal ins Straucheln: Allein in einer fremden Stadt, einem fremden Land, auf einem fremden Kontinent. Mutterseelenallein. Rose Sayer ist in dieser Situation. Ihr Bruder, der als Missionar in Afrika tätig war, ist von ihr gegangen. Nur das Rauhbein Charlie Allnutt ist an ihrer Seite, bzw. steht ihr gegenüber (und manchmal auf im Weg). Auf der Flucht vor dem Weltkrieg, der nun auch Afrika erreicht hat. Auf einem teils gefährlichen Fluss. Auf der African Queen, einem klapprigen schwimmenden Untersatz, der raucht, zischt, um sich schlägt. Zwischen den beiden raucht es auch. Sie zischt ihn an. Er schlägt zurück.

Der Weltkrieg kam in Gestalt der deutschen Truppen in die Mission von Rose und ihrem Bruder, dem Reverend. Sie schlugen alles kurz und klein. Der Reverend ist nicht mehr.

Charlie ist ein Gauner par excellence. Charmant und zupackend zugleich- Verschwiegenheit ist sein zweiter Name. Sicher ist sicher. Anpacken kann er. Reden und Manieren sind nicht gerade seine Stärken. Und so kommt es, dass die Reisegesellschaft auf der African Queen sich spinnefeind ist, aber als Schicksalsgemeinschaft einen Weg finden muss, das rettende Ufer (im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn) erreichen muss.

Die resolute gottesfürchtige, aber bei Weitem nicht naive Rose Sayer und der ungeschliffene Charlie Allnutt und eine Ladung Sprengstoffgelatine auf einer klapprigen Barkasse – das ist eine Mischung! Eine Mischung, die einfach hochgehen muss. Denn das Abenteuer hat erst begonnen…

In „African Queen“ prallen zwei Welten aufeinander, die nur schwerlich ohne Getöse auskommen. Charlie Allnutt gefällt sich in der Rolle des Helfers, der Sachen von A nach B bringt und ansonsten in Ruhe gelassen werden will. Rose Sayer ist erfüllt vom Leben an der Seite ihres Bruders. Nächstenliebe gibt sie mit besonderer Hingabe ohne eine Gegenleistung einzufordern. Sie als weltfremd zu bezeichnen wäre fatal. Denn sie kann anpacken. Die Stromschnellen des Ulanga-Flusses meistern beide mit Bravour – sie haben ein Ziel vor Augen, für das sich die Strapazen der Reise lohnen. Sich zusammenzuraufen ist da schon eine weitaus größere Herausforderung.

Der Roman erschien 1935, 1951 wurde er verfilmt. Katherine Hepburn war von der ersten Zeile des Buches an begeistert. Kein Wunder, denn die Rose Sayer kann durchaus als alter ego der Leinwandgöttin gesehen werden. Für Bogey in der Rolle des Charlie Allnutt gab es einen Oscar. Im Film werden die Charaktere überspitzt dargestellt. Autor C.S. Forester schuf mit den beiden Protagonisten die Prototypen der Afrika-Abenteurer und einen echten Schmöker, den man erst beiseitelegt, wenn die letzte Zeile gelesen ist.