Meine Gourmet Tour de France

Tres bien! Das war lecker! Den Col de „Gefüllte Taschenkrebse“ erklommen, als Rolleur „Normannische Brioche“ und „Milchreis“ genossen, und zum Abschluss eine „gratinierte Zwiebelsuppe“ obendrauf. Das, was den Teilnehmern der Tour de France während ihrer dreiwöchigen Rundreise vorenthalten wird, darf man nun nachkochen, mit allen Sinnen genießen und das tagein, tagaus. So macht Frankreich, so macht Urlaub, so macht ein Kochbuch Spaß!

Julie Andrieu nimmt die Strapazen der Tour auf sich und klappert mit den Kochtöpfen für den Leser die schönsten Passagen der Küchen an der Wegstrecke ab. Und genau wie jede Etappe ihre Eigenheiten hat, so ist eben auch die Küche Frankreichs nicht zu verallgemeinern. Dort, wo die Tour de France seit 1975 endet, in Paris, beginnt sie ihre Gaumenrundfahrt. Gleich die zweite Etappe hat es in sich. Nur 20 Minuten lang (also Zubereitungszeit), doch voller Geschmacksexplosionen: Entenleberpastete mit Nussaromen. Da steigt man gern vom Drahtesel und genehmigt sich noch Nachschlag. Vorbei an Louvre und Eiffelturm – das Auge isst doppelt mit, denn Fotos aus den vorgestellten Regionen sind hier mehr als nur das Salz in der Suppe – geht es weiter über Hasenpastete mit Cidre und Hähnchen mit flambierten Calvados-Äpfeln zu rosa Venusmuscheln, womit wir schon im Nordwesten angekommen sind. Hier, wo der Wind den Pedalrittern seitwärts das Vorwärtskommen gern mal erschwert, tischen die Autorin Rezepte auf – übrigens allesamt von passionierten Amateuren (als Gegenentwurf zum Profi) der Autorin verraten – deren Name schon das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Seebarsch in Salzkruste mit weißer Buttersauce.

Oder wie wäre es mit einer Tarte? Tarte Kougin-Amann aus Buchweizenmehl. Typisch für die Bretagne, dass man hier Buchweizenmehl verwendet. Originell und traditionell.

Der sonnige Süden, dort, wo die Berge nur echte Kerle zu sich herauflassen, wartet am Ende der Etappe Mandelpudding und Mandelgebäck. Und das alles ohne unerlaubte Zutaten. Alles, was hier in den Töpfen verschwindet, in den Backformen zur Hochform aufläuft, duftend aus Kellen serviert wird, nur darauf wartet nachgekocht zu werden, verdient das Prädikat lecker. Deftig und süß, raffiniert und bodenständig, exquisit und neu interpretiert – hier kommt man nach einem anstrengenden Tag im Sattel wieder zu Kräften. So eine Tour de France lässt man sich nicht entgehen!