Archiv für den Monat: Mai 2016

101 Stockholm

101 Stockholm

Stockholm übt eine sagenhafte Faszination aus. Sie gehört nicht unbedingt zu den Hauptstädten der Welt, die man als erstes Reiseziel auf dem Schirm hat. Doch ist es mehr als wert besucht zu werden. Hat man die „angesagten Hauptstädte“ wie London, Paris und Amsterdam schon besucht, rückt die schwedische Hauptstadt ganz schnell um einige Plätze auf der Wunschliste nach vorn. Auch wenn man noch nicht so viel weiß über Gamla Stan, Riddarholmen und Strömsborg weiß man, dass man sich nicht als Weltenbummler bezeichnen darf, wenn man Stockholm nicht einmal live gesehen hat. Doch wo anfangen?
Die 101er-Reihe von Iwanowski’s bietet da mehr als nur einen Appetitanreger. Der Name ist Programm – einhundertundeinen Tipp für die Hauptstadt der Schweden, die auf vierzehn Inseln jeden Besucher verzaubern wird. Schon beim ersten Überlesen der generell auf zwei Seiten verteilten Tipps steigert sich das verlangen Stockholm nun endlich aufsaugen zu können. Auch wer nicht die Regenbogenpresse zur Pflichtlektüre erkoren hat, nicht die Promi- und Klatschsendungen im Fernsehen verfolgt, kennt die royale Pracht Schwedens. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass nicht über Hochzeiten, Taufen oder gar Skandale berichtet wird. Umso logischer ist es, dass auch dieses Buch sich gleich zu Beginn mit den Bernadottes die Krone aufsetzt. Gamla Stan heißt der Stadtteil, den es zu erkunden gilt. Und da sich nicht alles auf zwei Buchseiten erzählen lässt, sind es gleich drei Kapitel, die sich diesem Fleckchen Stockholm widmen.
Klar strukturiert liest man sich durch die schönsten Ecken der Stadt. Kurze und längere Spaziergänge werden von Kunst und Kultur, Aussichtspunkten, architektonischen Highlights über Wasserwege bis hin zu ausgiebigen Shoppingtouren erläutert. Man muss nicht das ganze Buch durchleben – Stockholm ist zwar nicht sehr groß, umso größer die Chance letztendlich doch alles im Buch erwähnte zu sehen – doch sollte man Stockholm nicht ohne Reiseband erkunden. Es könnte so manches „vergessen werden“. Wie der Skogskyrkogården, der Waldfriedhof. Seit über zwanzig Jahren ist er Bestandteil des UNESCO-Weltkulturerbes. Oder Fläderholmarna, der Mini-Archipel rund eine halbe Stunde vom Zentrum entfernt. Ein Ort mit promillehaltiger Tradition. Sozusagen ein absolutes Ereignis. Kenner wissen jetzt Bescheid! Gemächlicher geht es auf dem Mälarsee zu. Kanuten finden hier ideale Bedingungen für ihr Hobby.
Das sind nur drei willkürlich ausgesuchte Orte, die man in Stockholm erleben kann. Auf eigene Faust in die Fußstapfen von Eroberern zu treten, tut jeder Reise gut. Doch dazu ist Planung erforderlich. Was nach Arbeit klingt, wird mit diesem Buch zum Erlebnis! Kurze, knackige Texte versprühen schon vor Reiseantritt Leidenschaft und einzigartige Erinnerungen. Es ist schon fast so als ob man gar nicht mehr nach Stockholm müsste, so umfang- und abwechslungsreich ist dieser Reiseband. Das wäre allerdings ein Fehler! Denn Stockholm selbst ist der einzige Ort, der dem Buch das Wasser reichen kann!

Holzlokomotive und Badewannenschiffchen zum Aufziehen

Holzlokomotive

Wer am Rad dreht, kommt meist nicht weit. Hier jedoch liegt der Fall ein bisschen anders: Nur wenige Umdrehungen reichen, um ein Reiseerlebnis der besonderen Art zu erhaschen. Die Aufziehlok zischt los wie der geölte Blitz! Bis auf das Aufziehwerk und die Räder alles aus Holz und in kinderfreundlichen Farben bemalt. Reisen und Spielen wie anno dazumal.

Schiffchen

Eine weitere – schon Jahrhunderte bewährte – Fortbewegungsart ist die zu Schiff. Auch hier einfach am Rädchen drehen und schon kann die wilde Fahrt beginnen. Allen Puste-Winden zum Trotz tuckert das Schiffchen mit dem simplen, und so effektiven Antrieb über die Badewannenwellen dahin. Kinderlachen garantiert!

Paris City Trip 2017 Kalender

Paris 4c

Wie wird Sehnsucht geweckt? Man sieht etwas, immer wieder, hört davon, härt andere davon schwärmen. So nach und nach baut sich eine innere Unruhe auf. Es fehlt plötzlich was im Leben. Da ist ein Loch, das gefüllt werden muss. So wird das Jahr 2017 mit dem Kalender „Paris City Trip“. Zwölf Monatsblätter, die alle 28 bis 31 Tage ein neues Verlangen kreieren werden. Garantiert!

Eine typische Boulangerie, Holztäfelung an der Außenfassade, Jugendstilelemente an den Glasscheiben, stimmungsvolle Lichtakzente – gleich der Januar lässt die kalten Tage vor den heimischen Fenstern vergessen machen. Actionreicher wird es im Folgemonat. Die ehrwürdige Kathedrale Notre Dame im farbenprächtige Wintersonne, im Vordergrund ein Straßenkünstler bei der Arbeit. Und – wie unfair – ein lupenreiner blauer Himmel! Romantischer als der April in Paris ist der launische Monat nirgends. Die Seine plätschert vor sich hin und die Bäume beginnen ihre bunten Gewänder wieder zu tragen. Wer unter Romantik im Lexikon nachschlägt, wird dieses Bild entdecken.

Doch auch der Mai wird Paris gerecht. Anders! Ganz anders. Modern, kitschig koloriert schon fast. Moderne Architektur, klare Formensprache, aufwühlende grelle Farben. Ganz im Gegensatz zum Juli. Hier wird das savoir-vivre gefeiert. Entspannte Atmosphäre, leere Stühle in einem Café. Das, was man tagsüber nie zu sehen bekommt, wird zum Symbol der Nacht. Und trotzdem geschäftiges Treiben drumherum.

Ein Kurzurlaub in der Stadt der Liebe ist immer ein Erlebnis. Wer noch nie Paris en direct gesehen hat, es aber immer vorhatte, kommt nun nicht mehr daran vorbei die ersten Reisevorbereitungen zu treffen. Zwölf Monate hat man nun Zeit sich Paris noch einmal zweidimensional anzusehen. Dann wird es Zeit einen Schritt, eine Dimension, weiter zu gehen. Dieser Kalender lässt niemanden kalt, der sich für Ästhetik, Farbenspiele, Architektur, Lebenslust und die Magie der Bilder begeistern kann.

God’s Country

God's country

Wie wichtig ist es als Mann ein echter Kerl zu sein? Jock Marder kommt nach Hause. Doch anstatt das Essen auf dem Tisch steht und er liebevoll mit einem Kuss begrüßt wird, muss er mit ansehen wie ein paar Wildgewordene um sein Haus herumreiten, es mit Pfeilen beschießen, es in Brand stecken, seine Frau rauben und – was in den darauffolgenden Gesprächen im Ort als das Schlimmste zu gelten scheint – verpassen seinem Hund ein Piercing mit einem Stock. Wenn ein Tag so zu Ende geht, ist er noch nicht zu Ende!

Jock ist eher ein pragmatischer Mensch. Er weiß, was er zu tun hat. Und er weiß auch, dass er pleite, ein Trinker und ein ungehobelter Klotz ist. Und er spielt gern, nur eben nicht erfolgreich. Und so wird der Versuch ein bisschen Geld zu verdienen, um die Suche zu finanzieren, zum Fiasko. Das verbrannte Stückchen Erde, dass die Wilden zurückließen und das Jock gehörte, ist nun auch weg!

Doch allein kann er den Ritt in den Sonnenuntergang nicht stemmen. Bubba heißt sein Gefährte, ein Ass im Spurenlesen. Nun sind wir aber im Süden der USA, und dann auch noch im 19. Jahrhundert, zu einer Zeit, in der George Armstrong Custer noch Colonel und noch nicht General Custer war. Den trifft Jock Marder auch. Um es abzukürzen: Ein Schwarzer – Percival Everett darf als Autor die rassistische, menschenverachtende Redewendung verwenden – hat wenig Chancen auf eine vernünftige Antwort, wenn er etwas fragt, geschweige jemanden sucht!

Ihr Roadtrip ist ein einziges Tohuwabohu. Nichts klappt. Stattdessen lernen sie skurrile Typen kennen. Wie zum Beispiel Taharry. Der heißt so, weil er vor jedes Wort ein „Ta“ setzt. Zum Totlachen! Genauso wie der gesamte Western. Wenn der Sänger Christian Steiffen der Retter des deutschen Schlagers sein sollte, dann ist Percival Everett der Erwecker des Westerns. Harte Kerle mit rauher Sprache in trostloser Umgebung – doch trotzdem hat der Leser das Gefühl allen geht es gut. Die witzig anmutenden Dialoge entschärfen so manche ausweglose Situation mit gewagten Formulierungen.

„God’s Country“ wurde von selbigem schon längst verlassen. Hier ist sich jeder selbst der Nächste. Priester, die Gottes Wort bzw. ihre eigene Interpretation kurzschlüssig in die Tat umsetzen, keifende Furien, raubeinige Gesellen sind die Zutaten eines Westerns, der alteingesessene Fans wie Neulinge gleichermaßen begeistern wird.

Bilder der Freiheit

Bilder der Freiheit

Freiheit: Ein wunderbar dehnbarer Begriff, der besonders Politikern, und noch mehr denen, die sich als Politiker fühlen, am Herzen liegt. Kann man so herrlich damit spielen. Und es gibt kaum jemanden, der den Begriff negieren möchte. Gewinner auf allen Seiten.

Freiheit bedeutet auch immer Ausbruch aus der Unfreiheit. Wolfdietrich Jost gibt in seiner Geschichte eine passende Argumentationshilfe. Sein Text „Zu neuen Ufern“ ist der Gewinner des diesjährigen Literaturwettbewerbs „Antho? – Logisch!“ und darf den Reigen der Texte in diesem Buch eröffnen. Sarkastisch und mutmachend zugleich nimmt er die Personalpolitik eines Unternehmens unter die Lupe. Entlassung als Chance?! Entlassung als Chance! Zweieinhalbtausend Mitarbeiter werden auf die Straße, frei gesetzt. Jetzt liegt es an ihnen etwas daraus zu machen. Zynisch? Nein! Er reiht die Fakten aneinander und schafft mit den Mitteln der Literatur eine Freizone der Gedanken.

Die in diesem Buch gesammelten Texte sind Zeilen für den Kopf. Kurz und prägnant zeigen sie die unendliche Gedankenvielfalt zum Thema Freiheit. Der Leser bekommt Zeile für Zeile Bilder vorgesetzt und kreiert seine eigenen Bilder (hinzu). Freiheit ist ein Wort, das oft inflationär gebraucht wird. Es ist individuell und gemeinschaftlich einsetzbar. Jeder hat seine eigene Definition, je nach Tagesform und Situation. Die Freiheit das zu tun, was man machen möchte, ist ein hehres Ziel. Doch genauso flexibel wie ein Gummiband. Freiheit geht immer mit Regeln und deren Einhaltung einher. Wer die Regeln befolgt, hat mehr Freiheiten als der, der sie nicht befolgt. Klingt komisch?

Bricht man den Begriff Freiheit immer weiter herunter, was an sich schon eine Befolgung der Regeln beinhaltet, kommt man schnell zu dem Entschluss, dass die Regeln der Freiheit nicht die Selbige behindern.

„Bilder der Freiheit“ ist für alle, die Freiheit nicht nur als leere Worthülse betrachten. Aus allen Bereichen des Lebens setzen sich die Autoren zusammen. Ihre Ansichten verleiten dazu so manchen Text noch einmal zu lesen. Immer wieder entdeckt man neue Facetten der Argumentation, die man vorher nicht wahrgenommen hat. Man muss sich nur die Freiheit nehmen die Zeilen sich entwickeln zu lassen. Das ist Freiheit in Reinform.

Gebrauchsanweisung für Rom

Gebrauchsanweisung für Rom_2

Rome – the place to be. Rom, die Stadt der Plätze, an denen man gewesen sein muss, an denen das Leben, das römische Leben spielt. Autorin Birgit Schönau begibt sich mit und für den Leser auf eine aufregende Schnitzeljagd durch die Ewige Stadt. Sie hüpft von Platz zu Platz und gibt mehr als nur ihre Eindrücke wieder. Sie erklärt, warum nie seine Faszination verloren hat und sie auch niemals verlieren kann.

Die Neuauflage des Buches hält zahlreiche neue Kapitel und Anekdoten parat, die den Gebrauchenden, den Reisenden, den Staunenden immer wieder überraschen werden. Wie zum Beispiel die Reportage über die Piazza Vittorio Emanuele. Hier, wo die Welt aufeinander trifft, miteinander lebt, leidet, feiert, so das skurrilste Kaufhaus der Stadt steht. Im MAS können sich Chirurgen einkleiden, Militaria- und Papst-Andenken-Sammler ihr El Dorado finden, Schnäppchenjäger sich austoben. Ganz Rom und seine Besucher werden hier fündig.

Mit Leichtigkeit setzt Birgit Schönau ihrer Stadt – denn seit Jahren wohnt sie hier, an immer wieder neuen Orten – ein leicht verdauliches Denkmal. Sie verzichtet auf das „Da müssen Sie hin“ und „Wer das nicht gesehen hat, kennt Rom nicht wirklich“, nein, sie gibt Rom ein anderes, freundliches, offenes, licht durchflutetes Gesicht. Keine hektische Betriebsamkeit, die jedem Gast die Lust an der Erkundung der jahrtausendealten Stadt nimmt. Mit einem Lächeln im Gesicht schreibt sie Anekdoten nieder, die dem Leser ein ebenso breites Grinsen ins Gesicht zaubern werden.

Diese Gebrauchsanweisung ist für Neuankömmlinge genauso erkenntnisreich wie für erfahrene Hasen. Letztere benötigen nur dieses Buch. Wer Rom noch nie gesehen hat, sollte diese Gebrauchsanweisung gleich neben den Reiseführer liegen haben. Denn wo Reiseleiter ihre Ausführungen beenden müssen, weil der Platz nicht mehr ausreicht, platziert Birgit Schönau ihre Geschichten. Man sollte sich die Zeit nehmen und kurz innehalten, ein bisschen lesen und die Piazza, an der man gerade rastet mit den Augen der Autorin sehen. Vieles erstrahlt nun im neuen, anderen Licht. Rom wirkt bunter, froher, familiärer, wenn man die kurzen Abschnitte aus diesem Buch immer und immer wieder liest. Fast konnte man meinen selbst ein Römer zu sein.

Die Neuauflage besticht durch den Abwechslungsreichtum der Autorin bei der Auswahl ihrer Texte und die Vielfalt der Themen. Von Fußball über Küchendüfte bis zu unverwechselbaren Klängen der Straßen und Plätze. Rom ohne Gebrauchsanweisung zu erkunden – kann man tun. Aber sollte man nie behaupten Rom wirklich zu kennen.

Der Triumph der Geraldine Gull

Der Triumph der Geraldine Gull

Geraldine Gull ist keine Frau, in die man sich auf den ersten Blick verliebt. Es sei denn, sie will es so. Und macht dies eindrücklich klar. Großgewachsen, grobschlächtig trifft es am ehesten, wenn man sie beschreiben sollte. Willa Coyle verbringt hier einige Zeit, um den Kindern des Dorfes am Ende der Welt, in der Einöde Kanadas Zeichenunterricht zu geben. Ein Ereignis. Eine Fremde kommt hier her. Auch Geraldine kommt, um den Neuankömmling gebührend zu begrüßen. Klatsch, Bäng. Und schon hat Willa Coyle eine rosige Gesichtsfarbe. Geraldine Gull hat ihr ohne Vorwarnung und ohne erkennbaren Grund eine gescheuert. Netter Empfang! Die restlichen paar Dutzend Einwohner sind da nicht so feindselig gestrickt. Sie sind neugierig und freundlich.

Aber auch rückschrittlich. Willa kommt in der Gemeinde unter und schon wird ihr geraten keine kurzen Hosen zu tragen. Das verderbe die Jugend. In Briefen an ihre Schwester klagt sie ihr Leid. Ihre Arbeit – das Zeichnen mit den Kindern – wird gewürdigt. Man achtet ihr Talent das Beste aus den Kindern herauszuholen.

Auch Geraldine begegnet einem Maler. Der ist betrunken und stolpert in diesem Zustand durch die Bars der Stadt. Hier ist Geraldine zuhause. Sie ist Herren, die es sich leisten können, zu Diensten. Die paar Dollar, die sie damit verdient, reichen hinten und vorn nicht. So muss sie das Nötigste stehlen. Das hat sie schon immer so gemacht. Auch deswegen wurde ihr ihr Sohn Alexander weggenommen. Der junge Mann, der grölend sein Talent als Maler anpreist, ist Alexander, ihr Sohn. Nach all den Jahren, in denen sie ihn vergebens suchte, sich mit Behörden und ihren ausführenden Organen anlegte, ihnen drohte, hat sie Alexander wiedergefunden.

Die Freude ihn wiederzusehen, sofern es eine ist, währt nur kurz. Denn Alexander stirbt. Jedoch nicht ohne ihr seine Bilder zu hinterlassen. Im Rausch pries er sich und  sein Werk immer derart an, dass man ihm einfach glauben musste,, dass sie einmal viel wert sein würden. Und ihn diesem Glauben versteckt Geraldine Gull sein Vermächtnis…

Niska, der Ort, in dem Geraldine zuhause ist, ist kein Ort zum Leben für die derbe Gestalt der Geraldine. Jedes Jahr wird Niska überschwemmt. Jedes Jahr werden die Bewohner zum Wegzug überredet. Jedes Jahr sagen sie zu und … bleiben doch. Für Menschen wie Willa ist die Exotik dieses Rhythmus‘ schnell verflogen. Selbst Geraldine ist hier fremd. Die Welt nimmt sie als Fremdkörper wahr. Allerdings tut sie nichts, um das zu ändern. Vielmehr befeuert sie die Vorurteile. Im Laufe der Buches bekommt Geraldine Konturen, die es dem Leser erlauben den komplexen, verschlossenen Charakter Geraldines zu verstehen und stellenweise sympathisch zu finden. Der Querkopf passt sich an, jedoch nicht ohne den eigenen Kopf durchzusetzen.

Madeira mit Porto Santo

Madeira mit Porto Santo

Madeira kann getrost als Traumziel erachtete werden. Die Insel ist auch der Einstieg ins Weltreisen. Weit weg von zuhause – Flugzeiten von fast fünf bis acht Stunden) – und doch nicht allzu fremd. Aber selbst bei längerem Nachdenken fallen Einem nicht viele Fakten zu Madeira ein. Der Name Madeira ist Vielen bekannt, und doch weiß man so wenig.

Immerhin schon zum siebten Mal (siebte Auflage) versucht Iwanowski’s dem mit 320 Seiten geballtem Wissen entgegenzuwirken. Die Insel auf eigene Faust zu erkunden, gehört zum Reisen wie das Salz in der Suppe. Und Madeira bietet sich förmlich an es selbst einmal zu versuchen individuell zu reisen: Berge und das Meer direkt davor, eine kulinarische Hochburg vor den Küsten Afrikas, Florareichtum, der hierzulande nur mit Eintrittsgeld zu erkunden ist und das Besondere leben hier in erwartungsvollem Einklang.

Vor über zweihundert Jahren entdeckten die Engländer die Insel als Zufluchtspunkt für die schönsten Tage im Jahr. Seither reisen jedes Jahr mehr Besucher auf die Insel des ewigen Frühlings. Nichts für All-Inclusivler! Hier ist der Reisende selbst gefordert. Und mit diesem Buch im Reisegepäck ist er auf alle Fälle auf der sicheren Seite, wenn es darum geht nichts zu verpassen. Die Autorin Leonie Senne dem neugierigen Besucher alles mit auf die Reise, was er braucht: Ein Einführung in die Geschichte und die Gegenwart, das A bis Z der Gepflogenheiten auf der Insel (von Trinkgeldgeben über Spritpreise und Übernachtungstipps bis zu Festen, die man auf keinen Fall außer Acht lassen sollte, wenn man schon mal da ist) und die grün unterlegten Preise, was die Insel vor Ort kostet.

Erster Anlaufpunkt für die meisten ist Funchal, die Hauptstadt Madeiras. Hier pulsiert das Leben, hier stellt sich Madeira vor. Modern und traditionsbewusst zugleich kommt der Gast in die richtige Stimmung, probiert Espetada de carne oder Espada com banana. So frisch gestärkt (mit Ochsenfleisch und schwarzem Degenfisch) kann man nun die Insel erforschen. Die beiliegende Karte, die abgedruckten Pläne oder die gratis zum Download bereitstehenden Karten machen es einem einfach sich zurechtzufinden. Sieben Wanderungen hat die Autorin exemplarisch für den Leser und Besucher der Insel zusammengestellt. Bis auf die höchsten Gipfel, vorbei an den beeindruckendsten Tälern, mit den schönsten Aussichtspunkten der Insel und mit unvergesslichen Ausblicken auf den unendlichen Ozean. Apropos Meerblick: Seit ein paar Jahren kann man vom Cabo Girão von einem so genannten Skywalk über die fast sechshundert Meter hohe Klippe in den bedrohlichen und faszinierenden Abgrund schauen.

Auch die kleine Schwesterinsel Porto Santo hat ihre Reize. Hier geht es im Allgemeinen etwas gemächlicher zu. Man ist hier unter sich. Die Insel ist bedeutend kleiner als Madeira, doch nicht weniger attraktiv. Tagesausflüglern werden die Rundfahrten empfohlen, wer länger bleibt kann sich mit Bergtouren und Tauchgängen und allem, was dazwischen liegt die Zeit mehr als gehaltvoll vertreiben.

Madeira ist eine feststehende Größe im Reiseplan eines jeden Reisenden. Und mit diesem Reisebuch ist man bestens ausgestattet. Die klare Gliederung, die ausgeklügelten Ausflugs- und Einkehrtipps, die detaillierten Erkundungstouren, die zahlreichen Karten und der kleine Sprachführer am Ende des Buches lassen den Madeira-Aufenthalt noch lange in Erinnerung halten.

Archäologischer Kalender 2017

Archäologischer Kalender 2017

Aller guten Dinge sind drei. Zum dritten Mal in diesem Jahrtausend ist die Jahreszahl eine Primzahl. Grund genug, um das ganze Jahr vorzüglich durch die Wissenschaften zu schreiten. Wie wär’s mit Geschichte? Der Archäologische Kalender aus dem Philipp von Zabern Verlag ist seit Jahren ein zuverlässiger Partner in Sachen Wissensvermittlung, Geschichtswahrwerdung und Innendekoration. Wieder drei Dinge …

Tibetische Gottheiten, Aquarelle von griechischen und italienischen Vasen und Goldketten lassen das Jahr mit der ganzen Pracht und Handwerkskunst vergangener Tage, Jahre, Jahrhunderte beginnen. Kein billiger Touri-Schrott, denn man im Urlaub noch chic findet und zuhause dann einstauben lässt. Echte Schätze, nicht nur materiell. Die Rückseiten der Kalenderblätter geben den wahren Wert der Abbildungen preis. Kleine Geschichten aus der Geschichte der geschichtsträchtigen Fundstücke. Wieder drei – dreimal Geschichte…

Aus allen Ecken der Erde kommen die Ausstellungsobjekte, die in diesem Kalender eindrucksvoll in Szene gesetzt werden und so manche Urlaubsplanung um den einen oder anderen Museumsbesuch bereichern werden. Nigeria, Tibet, Kreta in den Museen in Köln, Paris, Teheran. Sie wurden aus Ton, Gold und Kupfer gefertigt, um Göttern zu huldigen, Auftraggeber zufrieden zu stellen oder den Alltag zu erleichtern.

Die Bandbreite der Dinge in diesem Kalender ist so breitgefächert wie die Menschheitsgeschichte. Es ist schwer sich auf eine Lieblingsseite (jeweils für zwei Wochen) festzulegen.

2017 ist ausnahmsweise kein Jahr mit großen sportliche Ereignissen wie Olympischen Spielen oder Fußball-Meisterschaften (abgesehen von der Frauen-Fußball-EM in den Niederlanden), auch wenn das Titelbild etwas anderes vermuten lässt. In Deutschland steht Martin Luther im Mittelpunkt des Feierjahres. Den „Luthereffekt“ beleuchtet dabei das Deutsche Historische Museum in Berlin (ab dem 12. April 2017), passend dazu ein Bild in der Kalender-Doppel-Woche vom 3. bis 16. April 2017, das den Reformator im Kreis von Gleichgesinnten zeigt. Das Bild ist mehr Wunschdenken des unbekannten Künstlers als Realität. Denn – so erfährt man auf der Rückseite – unterschiedliche Generation und Herkunft führten oft zu Zerwürfnissen.

Einmal mehr beweist der Archäologische Kalender, dass Geschichte nicht mit staubtrockener Faktensammlung zu tun hat, sondern bildgewaltige reisen bedeuten kann. Es ist wie eine nicht enden wollende Weltreise, von Kontinent zu Kontinent, von Zeitalter zu Zeitalter, von Ahhhs zu Ohhs. Und das mehr als nur dreimal…

Schmetterlingskalender 2017

Schmetterlingskalender

Woran soll man nur erkennen, dass der Wonnemonat Einzug gehalten hat? An den vielen Feiertagen? Das könnte auch ein anderer Monat sein. Wer die Augen offen hält und ein wenig Sinn für das Farbenspiel der Natur hat, bemerkt die vielen bunten flatternden Leichtgewichte der Lüfte. Die Schmetterlinge sind zurück und mit ihnen der Frühling und der Sommer. Die meisten der zerbrechlichen Geschöpfe beginnen ab Mai ihren Tanz.

Die schönsten von Ihnen allerdings sind ganzjährig zu sehen. Das ganze Jahr 2017 hindurch. Das Farbenspiel, schier unendliche Formenreichtum und natürlich die fast schon romantische Darstellungsform lassen schon in den ersten Kalenderwochen den Frühling herbeisehnen. Es sind nicht nur die beeindruckenden Stiche und Lithografien, die Einen in ihren Bann ziehen. Es sind auch die kleinen Begleittexte. Ein Hauch von großer weiter Welt umweht den Betrachter, wenn er liest, dass beispielsweise der Odysseusfalter in Australien und Neuguinea beheimatet ist. Koffer packen? Dann verpasst man die nächsten Seiten, und auch die nächsten Reiseziele. Indien, Indonesien, Mittelamerika gilt es ebenso „schmetterlingskundlerisch“ zu erkunden wie es Wochen im Jahr gibt.

Jede Woche bringt einen neuen Schmetterling und eine neue Sehnsucht, ein Stück vom Sommer, von fremden Ländern in die heimischen Stuben. Mal fast kitschig bunt, mal nüchtern sachlich – der Kalender macht von allein auf sich aufmerksam. Verblüffend welch Farbenreichtum allein Gelblinge aufwiesen können. Von blassem gelb über saftiges obstgelb und dunkelgelb bis ins tiefste orange hinein: Alles Gelblinge, die über den gesamten Erdball verstreut leben.

Aber wollen wir Mitteleuropäer uns nicht grämen, weil es in Sri Lanka und der Mongolei so vielfältige Schmetterlinge gibt. Das Tagpfauenauge muss sich nicht verstecken. Und sie sind oft anzutreffen, selbst dort, wo Pragmatismus und Ordnung herrschen (sollten): Im Keller. Denn sie lieben es dunkel und feucht. Beim nächsten Mal also nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Schmetterlingskucken in den Keller gehen!

Das Jahr 2017 wird bunt und flatterhaft – es liegt an jedem selbst, was er daraus macht!