Archiv für den Monat: Juni 2015

Quartett Gefährliche Tiere

Quartett Gefährliche Tiere

Was ist bis zu neun Meter lang, wiegt zehn Tonnen und hat 56 Zähne? Kleine Gedankenstütze: Über das Tier wurden schon mehrere Filme gedreht. Genau, ein Orca. Gewaltige Ausmaße. Achthundertachtundneunzig Zentimeter kleiner, dafür aber halb so gefährlich, ist die Wespe. Nur zwei der zweiunddreißig Tiere, die in diesem Spiel die Hauptakteure sind. Glänzende Kinderaugen und glückselige Geräusche inklusive. Denn der Reiz des Gefährlichen ist unauslöschbar. Begegnen möchte man diesen Viechern nicht. Zumindest nicht in freier Wildbahn. Dann schon lieber hinter dickem Glas oder in diesem Spiel. Kein Spiel mit dem Feuer, kein Spiel mit der Angst. Einfach nur ein Quartett, das nebenbei spielerisch Wissen vermittelt und einen tierischen Spaß verbreitet. Die Kreuzotter ist eine Extra-Trumpf-Karte, denn sie ist weit verbreitet. Ob die zweiundvierzigzähnige Tüpfelhyäne oder die mit zehntausend Nesselzellen bestückte Feuerqualle, ob der mäßig schnelle Gemeine Vampir oder der schnelle Luchs – gefährlich wird’s für Jeden, der sich ungeschickt beim Quartett auf seine Joker verlässt.

Quartett Unsere Blumen

Quartett Unsere Blumenzum Verlag

Hand aufs Herz! Wie viele Blumen können Sie ohne Weiteres bestimmen? Garantiert keine zweiunddreißig. Na dann wird’s Zeit für den Joker! Der Klatschmohn zum Beispiel kann eine Höhe von 90 Zentimetern erreichen, die Blüten können bis zu einhundert (!) Millimetern groß werden, vier Blüten werden ausgebildet, er ist wenig giftig, und es gibt achtzig Gattungsarten.

So viel erfährt man, wenn man vorsichtig die Raschelfolie vom Quartettspiel „Unsere Blumen“ vom Moses-Verlag abzieht, nachdem man sorgsam den Deckel der exquisiten Blechdose geöffnet hat und das Deckblatt entfernt und die Spielanleitung beiseitelegt. Die Neugier ist größer als der Spieltrieb!

Gänseblümchen – ja, das kennt jeder – passt zu Bärenklau, aber nicht zur Wiesen-Glockenblume. Und Kohl-Kratzdistel schlägt Gundermann. Ähnlich den beliebten Autoquartetts siegt die höhere Zahl, außer beim Giftigkeitsgrad. Doch da kann man die Regel auslegen wie man will. Oder man spielt dieses Spiel eben wie es der Name schon vorwegnimmt als „ganz normales“ Quartett. Doch normal ist es nicht. Die liebevollen detaillierten Abbildungen zeichnen ein genaues Bild der Blumen, dass man das Spiel glattweg als Bestimmungslexikon beim nächsten Ausflug benutzen kann. Drei Wünsche auf einmal – das gibt’s sonst nur in der Werbung.

Europa isst vegan

Europa isst vegan

Das im unschuldigen Weiß daherkommende Europa im roten Meer der Fleischfresser? Naja, ganz so martialisch sollte man vegane Küche und dieses Buch nicht sehen und nehmen. Veganes Kochen ist keine Modeerscheinung, auch wenn man meint, dass jeder, der das Kochen ohne Butter und Fleisch ausprobiert hat gleich als Experte seine Weisheiten im Fernsehen kundtun muss. Veganes Kochen ist eine weitere Facette des lukullischen Buhlens um die Geschmacksknospen des Körpers. Außerdem ist veganes Kochen gesund.

Für Viele ist veganes Kochen die letzte Revolution und das letzte unbekannte Sachgebiet im Schlachtfeld Küche. Schlachtfeld ist sicher der falsche Begriff, denn Gemüse zubereiten ist eine unblutige Sache. Und es ist bei Weitem keine Modeerscheinung, wobei der Siegeszug der tierproduktlosen Küche scheinbar erst seit Kurzem existiert.

Der Aufwand beim veganen Kochen, also beim Kochen ohne jegliche tierische Produkte – schauen Sie mal auf ihren Tisch des heutigen Tages, Sie werden staunen, wie wenig übrigbleibt, wenn man auf Butter, Schmalz, Fleisch und Käse verzichtet – ist überschaubar. Im Gegensatz zum verzichtsfreien Kochen ist kaum ein Unterschied zu erkennen. Nur wer noch Frischling ist, ist bei der Nahrungssuche auf erfahrene Veganer angewiesen. Überall lauern Fallen. Gelatine ist ein gern genommenes Beispiel hierfür. Denn meist werden darin Reste vom Schwein verwendet. Also nicht verboten, aber es ist dann eben kein veganes Mahl.

Mark Reinfeld kocht schon seit Jahren vegan und ist erfolgreicher Chefkoch. Auf seinen Reisen hat neben den Sehenswürdigkeiten auch eine ganze Menge Restaurants und Küchen besucht und in die Kochtöpfe gelinst. Die gefundenen Rezepte hat er – nach Ländern sortiert – in diesem Buch zusammengefasst. Italien, Frankreich, Spanien und Portugal, Großbritannien und Irland sowie Griechenland und Deutschland werden ausführlich als vegan affine Nationen vorgestellt. Schon das Inhaltsverzeichnis lässt den Leser staunen: Gyros? Vegan? Ja! Am besten mit Pommes und Tsatsiki. Alles ganz ohne tierische Produkte. Die Zutatenliste ist nicht weiter ungewöhnlich: Olivenöl, Zwiebel, Paprikaschoten, Knoblauchzehen, Oregano, Rosmarin, Zitronensaft, schwarzer Pfeffer. Erst jetzt wird’s neuartig. Seitan ist Gluten mit fleischähnlicher Konsistenz. Auch Liquid Smoke klingt erst einmal fremd, aber macht neugierig – flüssiger Rauch. Hat was Magisches. Statt Seitan kann auch Tofu verwendet werden. Wie’s zubereitet wird, steht im Buch auf Seite 225. Alle Gerichte sind Fast-food-geeignet. Mehr als eine halbe Stunde braucht man nicht, um sich vegan, gesund und – ja jetzt kommt’s – fair zu ernähren. Ein Buch nicht nur für bereits Überzeugte, sondern für alle, deren Magen immer wieder für Neues offensteht.

Let’s Talk

Let's Talk

Künstler aus Israel und dem Iran arbeiten zusammen an einem Projekt? Das geht doch gar nicht! So wie die beiden Länder sich beharken? Falsch! Es sind vereinzelte Menschen, meist Politiker, die dem anderen nicht das Schwarze unterm Fingernagel gönnen. Jetzt muss man aufpassen, dass man nicht sagt: „Es sind nicht die Menschen, die dem Anderen nicht das Schwarze …“ – Politiker sind auch Menschen, nur folgen sie manchmal Idealen oder Richtlinien, die gemeinhin nicht verständlich sind.

Künstler hingegen frei in ihren Worten und Schaffen. Sie scheren sich nicht um „Die da oben“. Ein reger Austausch über Grenzen jedweder Art hinweg, dient ihrem Vorankommen. Und dieses Vorankommen öffnet dem Betrachter ab und zu die Augen. Der Verdienst einen grenzübergreifenden Kalender mit Werken von Künstlern aus diesen beiden Kulturen zusammenzustellen, gebührt Mehrdad Zaeri. Die Arbeiten waren Segen und Fluch zugleich. Denn so mancher Künstler musste Repressalien nicht nur befürchten, sondern auch über sich ergehen lassen.

„Let’s Talk“ ist nicht nur wegen der ungewöhnlichen Mischung der Herkunft der Künstler so beeindruckend – es sind vor allem die Bilder, die zum Dialog und zum Nachdenken einladen und anregen. Das Vorwort – ja, auch ein Kalender kann ein Vorwort haben – noch ein Argument, das für diesen Kalender spricht – hat Mehrdad Zaeri in Gedichtform verfasst. „Es gibt Grund zur Hoffnung!“, ist der Grundgedanke des Gedichtes und des Kalenders.

Jeder Monat erstreckt sich in voller Länge über zwei Kalenderblätter, wobei jeder Monat zwei Bilder enthält. Unterschiedliche Maltechniken zeigen, dass hier und da der Grenze nur eine Wahrheit gilt: Die der künstlerischen Sicht auf die Dinge.