Archiv für den Monat: September 2014

Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen

Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen

Der Duft gebrannter Mandeln benebelt schmeichelnd die Nasen der Besucher der Weihnachtsmärkte Berlins. Man freut sich an kandierten Äpfeln, kauft das eine oder andere Präsent. Die Budenbesitzer machen hier den Umsatz, mit dem sie die nächste Zeit auskommen müssen. Doch ein Schreckgespenst macht die Märkte der Spreemetropole unsicher: Der Weihnachtsmarktmörder! Der knipst den Opfern nicht nur das Lebenslicht aus, sondern auch einen Finger ab. Unappetitlich ist noch das Mildeste, was man darüber sagen kann. Umso schrecklicher die Einsicht, dass man dem Mörder (-pärchen … upps jetzt ist es raus!) so nah gegenüber steht.

Gleich die erste Geschichte des außergewöhnlichen Adventskalenders versetzt den Leser in Spannung. Zwei Budenbesitzer vertreiben sich die Zeit mit Flirten und der Abwehr selbiger. Ihr Geschäft läuft gut. Und ein Gesprächsthema haben die beiden auch, den Weihnachtsmarktmörder.

Doch ein Adventskalender hat mehr als nur ein Türchen – und eine Weihnachtskrimi-Kompilation mehr als nur einen Krimi. Beide haben vierundzwanzig. Vierundzwanzig mal Spannung. Vierundzwanzig mal Verzweiflung, Rätselraten, Missetaten … und Lesespaß. Also zumindest Letzteres!

Auch die Geschichte eines alten Mannes, der von seinem (verhassten) Schwiegersohn wie schon im Jahr zuvor zur Weihnachtszeit in ein Heim abgeschoben werden soll, entwickelt sich rasant zum Krimi. Denn der zerstreut wirkende Alte ist gar nicht so senil wie es sich der Schwiegersohn wünscht. Und das Ende haben sich Schwiegersohn und Leser auch anders vorgestellt…

Es gehört schon zum guten Ton bei Edition Karo, dass die Lesegemeinde mit (zum Teil preisgekrönten) Schauergeschichten auf das (Schlachte-) Fest der Liebe eingestimmt wird. Alle Krimis spielen in Berlin, für jeden Tag Warten bis zur Bescherung eine Geschichte. So wird die Wartezeit nicht nur versüßt, sondern bis ins Unendliche gesteigert. Wie geht es weiter? Mit welcher Phantasie wird der nächste Autor mit der nächsten Geschichte mit dem nächsten Mord den Leser verzücken? Und was verbirgt sich hinter dem nächsten Türchen? Der Begriff Schokolade als Nervennahrung bekommt hier eine ganz neue Bedeutung.

Also, 2014 gilt folgende Regel: Erst das Adventskalendertürchen öffnen, Schokolade auf der Zunge zergehen lassen und dann ganz gemütlich den Tag mit einer Schauergeschichte ausklingen lassen. Übrigens für 2015 kann man das Ganze wiederholen. Es sei denn, dass es dann eine weitere Kompilation gibt…

Fußball in München

Fußball in München

Wer in München wohnt, und sich auch nur ansatzweise für Fußball interessiert, wird schnurstracks vor die Wahl gestellt: Rot oder Blau-Weiß? Bayern oder Sechz’ger? Arena oder Grünwaldstadion? Erfolg oder Plackerei? Weltoffenheit oder Lokalpatriotismus? Doch die Geschichte des Münchner Fußballs beginnt vor der Rivalität zwischen dem FC Bayern München und dem TSV 1860 München. Das stellt Robert Schöffel eindrucksvoll in seiner kleinen Münchner Geschichte unter Beweis.

Über die Erfolge der beiden Vereine müssen wir an dieser Stelle nicht reden – die sind hinlänglich bekannt. Das Buch ist vielmehr eine Warnschrift, dass die frühen Erfolge der Münchner Vereine nicht im Freudentaumel um Triple, Millionentransfers und Unterschlagungsskandale untergehen. Denn der Münchner ist mehr als Rot und Blau-Weiß.

Die ersten Spiele fand um die Jahrhundertwende vom 19. Zum 20. Jahrhundert statt. München war schon eine Großstadt mit knapp einer halben Million Einwohnern. Das war Platz teuer. Ein Fußballplatz schwierig zu finden. So zogen Terra Pila, der I. Münchner FC 1896, der FC Nordstern 1896, der FC Bavaria 1899, aber auch die Bayern und die Sechz’ger permanent von Spielstätte zu Spielstätte. Den Anfang mit einer festen Spielstätte machten der TSV 1860. An der Grünwalder Straße entstand das bis heute die Massen anziehende Stadion. Auch wenn die Arena vor den Toren der Stadt als das Stadion der Münchner Vereine gilt.

Es sind die kleinen G’schichten in diesem Buch, die es lesenswert machen. Da tauchen Persönlichkeiten wie der Haxentoni auf. Schon bei dem Namen muss man einfach hellhörig werden und weiterlesen! Oder Alois Predl. Er war seinem TSV ein Leben lang treu geblieben. Als Mittelfeldregisseur dirigierte er seine Mannschaft 1931 ins Finale der Deutschen Meisterschaft, die leider verloren wurde. Er starb – es muss ein Traum für ihn gewesen sein – dort, wo alles begann: Auf dem Platz, bei einem Spiel der Altherrenriege des TSV.

Das Wechselspiel zwischen den Bayern und dem TSV um die Erfolge ging immer Hin und Her bis die Bayern ihre ersten Erfolge feiern konnten. Ab da ging es nur noch für einen Verein bergauf.

Die Reihe „Kleine Münchner Geschichten“ ist nicht nur für Einheimische Geschichte zum Anfassen. Als Besucher Münchens sind es doch diese kleine Anekdoten, die einen Urlaub, einen Kurztrip so ereignisreich machen. Wer als Besucher mal ein Spiel der Bayern oder einer anderen Mannschaft an der Isar besuchen will, möchte mehr wissen als das, was in neunzig Minuten auf dem Platz passiert. Hier erfährt man es, alles!

Regensburg

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Sollte man eine Aufstellung von deutschen Städten machen, die in der Gunst der Touristen ganz oben liegen, wären Städte wie Berlin, München, Nürnberg und Dresden ganz vorn. Wer Zeit hat, nimmt sich dann die Zeit für Ausflüge in die Umgebung, um Leipzig, Bamberg und Regensburg zu besuchen. Apropos Regensburg. Diese Stadt hat es verdient, dass man sie besucht. Denn hier weht der Hauch von zwei Jahrtausenden durch die alten, engen, hübsch herausgeputzten Gassen. Das weiß man entweder weil man schon mal da war oder man dieses Buch gelesen und vor allem mit den Augen verschlungen hat.

Thomas Ferber hat mit seiner Linse die Schönheiten ins rechte Licht gerückt und Peter Morsbach hat den visuellen Preziosen den textlichen Rahmen verpasst. Entstanden ist so eine gedruckte Hommage an eine der eindrucksvollsten Städte Deutschlands, und ganz nebenbei an den Verlagssitz des Herausgebers.

Die Römer erkoren den Platz an der Donau zu einer ihrer Niederlassungen auf dem Weg gen Norden. Hier kreuzten sich schon vor hunderten von Jahren die Handelswege in alle Herren Länder. Die steinerne Brücke über die Donau gehört nicht nur zu den beeindruckendsten Bauwerken in optischer Hinsicht, sie ist ein technisches Meisterwerk. Schließlich führt sie nicht über ein kleines Rinnsal, sondern über einen Fluss, der Jahr für Jahr noch heute die Menschen vor besondere Herausforderungen stellt diesen in Krisensituationen zu bändigen.

Kriege konnten der Reichstagsstätte kaum etwas anhaben. Die Fliegerbomben der Alliierten machten einen großen Bogen um die Donaumetropole, so dass der Besucher heute durch eine Stadt gehen kann, die stetig verändert wurde, jedoch ihren Charakter nur schrittweise veränderte.

Das Buch ist gerade in einer –  wie der Verlag sagt – „aufgefrischten“ Neuauflage erschienen. Neben der Ausgabe in deutscher, englischer und italienischer Sprache, gibt es jetzt auch eine Ausgabe in Französisch, Spanisch und Russisch. Das deutet darauf hin, dass die Tourismusmanager der Stadt sich nicht nur auf die veränderten Reisegewohnheiten der Welt einstellen, sondern, dass die Welt sich auf Regensburg eingestellt hat. Und dieses Buch ist es wert, dass es auch in weiteren Sprachen erscheint…

Mona Lisa forever

Mona Lisa forever

Wenn man sich die Musikcharts – egal welches Jahres – anschaut, fällt auf, dass immer mindestens ein Titel mit einem Frauenname auffällt: Leonard Cohen brachte gleich zwei Damen ins Spiel, Suzanne und Marianne und  Paul McCartney grüßte seine Jude. Doch es gibt einen Namen, der alle Kunstgenres vereint: Mona Lisa. Vor mehr als fünfhundert Jahren pinselte Leonardo da Vinci die Lisa del Gioconda auf seine Leinwand. Heute schwadronieren Millionen Besucher an ihr vorbei.

Thomas R. Hoffmann hat sich intensiv mit dieser Frau auseinandergesetzt hat daraus einen Hit gemacht. Denn er verzichtet wohlwollend auf das ganz ausführliche Tamtam „Wer ist das?“, „Ist es gar Leonardo selbst?“ und die sinnlosen Untersuchungen zur Wirkung. Er reißt sie an, die Geschichten, doch sein Augenmerk liegt auf der Faszination der Mona Lisa in der Kunst. Denn das Portrait wurde sehr oft kopiert, dient noch öfter als Vorlage und unendliche Male als Inspirationsquelle.

Marcel Duchamp zeichnete seine Hommage mit Bart – allerdings mit deftigem Spruch. Dali tat es ihm gleich, jedoch ohne Hinweis auf den nicht sichtbaren hinteren Teil ihres Körpers. Andy Warhol vervielfachte sie. Das sind die Beispiele der Moderne, doch schon im 19, sogar schon im 16. und 17. Jahrhundert war die Mona Lisa Vorlage für Portraitmalerei. Leicht eingedreht, fast schon starrer Blick, die toskanischen Hügel im Hintergrund. Manche sind gelungen, manchen hätte ein Alternativmodell besser zu Gesicht gestanden, manche sind grandiose Weiterentwicklungen.

Der Autor gibt einen umfassenden Überblick in Bildern wieder. Jasper Johns, Oskar Kokoschka, sogar Pablo Picasso sind dem Reiz der Mona Lisa verfallen, genauso wie der Leser diesem Buch.