Archiv für den Monat: April 2014

Expedition in die Heimat – Erlebnistouren in Baden-Württemberg

Expedition in die Heimat. Erlebnistouren in Baden-Württemberg

Jeder hat so seine Lieblingssendung im Fernsehen. Leseratten „Druckfrisch“ mit Denis Scheck, Kochtopfschwinger eine der zahllosen Kochsendungen, Fernweherkrankte erholen sich bei der gleichnamigen Sendung. Oder bei „Expedition in die Heimat“. Derzeit ist Norbert Bareis für die Sendung als Redakteur verantwortlich. Doch nicht nur das – er lebt die Sendung. Und er liebt sie. So sehr, dass er jetzt ein Buch herausgebracht hat, das noch einmal die schönsten Reisen „um die Ecke“ aufleben lässt.

Man muss nicht weit reisen, um Neues zu entdecken. Das Gute liegt oft so nah. Kraichgau, Hohenlohe, Kurpfalz, Ortenau, Schwarzwald, Schwäbische Alb, Oberschwaben – na wenn das nicht nach Erholung, Abenteuer oder einfach nur Erholung klingt?! Freudenstadt macht seinem Namen alle Ehre. Trotz (oder gerade wegen) der technischen Anlage versprüht es das gewisse Flair, das man in der schönsten Zeit des Jahres sucht. Freudenstadt wurde am Reißbrett entworfen. Allerdings schon im Barock. Die abgebildete Draufsicht zeigt deutlich, dass hier mit ganz spitzer Feder gearbeitet wurde. Nach den Bombardements im letzten Weltkrieg wurde die Stadt detailgetreu wieder aufgebaut. Ein Glücksfall für die Einheimischen und die Besucher. Eine wahre Freude über den Marktplatz zu schlendern und sich bei Spätzle gemütlich niederzulassen.

Wenn man mitten im Sonnenblumenfeld zu rockigen Rhythmen sich im Takt bewegt, ist man beim Woodstock auf dem Schurwald. Beim Goldgelb-Festival in Aichwald-Krummhardt kommen alle zwei Jahre (das nächste Mal 2015) nicht nur das ganze Dorf, sondern auch tausende Besucher zusammen.

Horb am Neckar: Ritterspiele mit Radau und Festessen. Hier wird Geschichte erlebbar gemacht. Deftig-gediegen, heißt es im Buch, tafelt man im Luzifer-Turm.

Schon diese kleine Auswahl zeigt, dass sich ein Besuch im Ländle, was die Badener nicht so gern hören, lohnt. Vom Bodensee bis in die Höhen der Kurpfalz lassen sich einmalige Touren unternehmen. Wer nicht so recht weiß wohin, bekommt hier jede Menge Futter für Recherchen.

Typisch Kroatien

Typisch Kroatien

Wenn man von der östlichen Adria die Rede ist, meint man Kroatien. Hier wurde schon immer ereignisreiche geurlaubt. Endlose Strände, wenn auch nicht immer der feine Sand. Kultur und Geschichte wohin das Auge reicht. Hier wurden Kaiser geboren, von hier aus regierten sie Reiche. Lukullische Exzesse im besten Sinne gehören zu Kroatien wie die Sonne am Firmament. Friederun Pleterski wirft (nicht nur im Untertitel) einen Blick hinter die Kulissen.

Herauskommt eine Liebeserklärung an das Land der Sonne im Spiegellicht der adriatischen See. Mal melancholisch, mal neugierig, mal sachlich, doch immer voller Vorfreude auf den nächsten Tag verführt die Autorin den Leser zum Verweilen und Träumen. Der nächste Urlaub ist schon so gut wie gebucht! Kroatiens Tourismusminister sollte schon mal einen Orden ordern.

Das Buch ist für alle, die Kroatien schon immer auf der Rechnung hatten, aber es noch nicht schafften, Dubrovnik, Split, Zagreb und Rijeka zu besuchen. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Friederun Pleterski führt gekonnt durch römische Stätten, vorbei an roten Sternen bis in die verstecktesten Ecken Kroatiens.

Arnold Pöschl setzt die Erkundungen der Autorin ins rechte Licht, seine Bilder wecken Fernweh.

Tiere im Zoo

Tiere im Zoo

Zoobesuche sind für kleine Menschen meist die erste Berührung mit der großen weiten Welt. Da sieht man Tiere, die man sonst niemals auf der Straße sehen würde. Maximal noch im Zirkus. Aber da muss mal still sitzen. Im Zoo ist man frei. Man kann herumtollen, Eis schlecken, oft wird man sogar herumgefahren. Und Mama und Papa haben den gleichen verzückten Blick drauf wie man selbst.

Die Verzückung wird noch gesteigert, wenn man Suri als Reisebegleiter hat. Suri, das ist die Abkürzung für Suricata suricatta. Auf deutsch: Ein Erdmännchen. (Randnotiz: Lieber Tom Cruise, bist Du sicher, dass Du bei der Namenswahl Deines letzten Kindes richtig lagst?) Suri ist ein vorwitziges Erdmännchen, das sich bestens im Zoo auskennt. Es kann zum Beispiel am Rüssel der Elefanten erkennen, woher sie stammen. Aus Afrika oder Asien. Piranhas, Orang-Utans oder Panther – sie alle sind Suris Freunde.

Mit Leichtigkeit erklärt Suri die Eigenarten der Nachbarn im Zoo. Zwischendrin kann man selbst etwas malen oder eigene Ideen aufschreiben. Ja, man darf im Buch herumkakreln. Am Ende wartet ein Quiz auf den Leser. Egal, ob Groß oder Klein.

Resteküche

Resteküche

Das überflüssigste Buch überhaupt! Denn wer Ingrid Pernkopf kennt, wer ihre Kochbücher kennt, wer ihre Kochkunst kennt, weiß: Hier bleibt nichts übrig! Alles Teller blitzeblank geleckt. Das ist kein Rest mehr da. Fertig! Geschirr abwaschen, abtrocknen, ab in den Schrank mit Teller und Besteck. Und doch gibt es dieses Buch. Über dreihundert Seiten.

Schon das Titelbild lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. So gelb kann ein Eidotter sein. Ein wahrhaft glückliches Huhn, das uns da beschenkte. Und die Champignons sind ja gar nicht glitschig. In welcher Dose werden die denn angebaut?

Um es vorweg zu nehmen: Ingrid Pernkopf kocht frisch. Dabei fällt immer mal wieder was an, das der Hund oder die Katze nicht so schnell stibitzen können. Und daraus wird dann was Leckeres gekocht. Oder man hat sich schon seit Tagen die Wampe vollgeschlagen (alles, was sich reim ist gut), und jetzt gibt es noch einmal einen leckeren Nachschlag aus der Küche Pernkopf. Da kommt man ins Schwitzen. Es passt einfach nichts mehr rein. „Kein Problem“, sagt Ingrid Pernkopf. Dann machen wir aus den Resten eben morgen was Nahrhaftes. Und was? Für die Neugier reicht es gerade noch: Kokosbusserl aus gehackten getrockneten Ananasstücken, Datteln und Feigen. Die sind immer im Haus, wenn man bäckt oder kocht. Und wer schafft schon (ohne Probleme!) eine ganze Packung Datteln zu verputzen?

Zu Beginn eines jeden Kapitels gibt die Autorin einen kurzen Überblick darüber, was auf den nächsten Seiten aufgetischt wird. Schon mal eine Nudelette probiert? Nudeln schnippeln, Gemüse druntermischen. Anbraten, Parmesan drüber – fertig. Geht schnell, schmeckt köstlich. Nur der Biotonne knurrt nun der Magen.

Smoothies sind die It-Girls der Resteküche. Einfach ein paar nicht mehr ganz so ansehnliche Früchte (auch die kann man immer noch essen, sie gewinnen halt nur keinen Schönheitspreis mehr) zerkleinern und vermengen. Vitaminreich sind sie allemal noch.

Und hinterher einen Eier… na was kommt jetzt? … nee, kein –likör. Ein Eiercognac. Der Rest bei diesem Rezept bezieht sich auf Eier, nicht das geistreiche Gesöff.

Die „Resteküche“ ist kein Etepetete-Kochbuch. Hier wird ehrlich auf den Küchentisch gehauen und gegessen, was auf selbigem steht. Und zwar bis zum Tellergrund. Aber vor allem lecker!

Verschwundene Reiche – Die Geschichte des vergessenen Europas

Verschwundene ReichePuh! Knapp tausend Seiten Geschichte von Ländern, die es nicht mehr gibt. Ist bestimmt staubtrocken. So ein dicker Wälzer kann doch gar nicht spannend sein. Wie will man denn so lange die Spannung hochhalten? Ganz einfach: Wenn man Norman Davies heißt, ausgemachter Experte für Geschichte ist, jahrelange Erfahrung im Vorträge halten vor wissbegierigen Studenten ist – und die dabei mühelose bei Laune hält – ist das nun wirklich kein Problem!

Norman Davies schafft es durch die Jahrhunderte zu pflügen ohne dabei auch nur einen Grashalm zu beschädigen. Reichlich anderthalb Jahrtausende fasst er auf knapp tausend Seiten zusammen. So manches Reich kennt man. Burgund – man denke nur an das Nibelungenlied. Oder Etrurien, die „französische Schlange im toskanischen Gras“ wie es der Autor nennt. Aber auch die Eintagesrepublik Ruthenien in der heutigen Ostukraine (wie aktuell) und Westslowakei, die sich im März 1939 in den Wirren des heraufziehenden Unglücks bildete.

Das Buch macht Einigen wegen seines Ausmaßes ein kleines bisschen Angst. Doch keine Bange, das Buch liest sich wie ein spannender Roman. Geschichtliche Hintergründe werden mundegerecht aufgearbeitet. Figuren bekommen die passende Garderobe (im übertragenen Sinne). Allianzen werden dargestellt, Befindlichkeiten erläutert.

Wer im Geschichtsunterricht immer nur Entspannung fand, weil der Kopf stets in der Waagerechten sich befand, wird hier eine neue Art Geschichtsunterricht kennenlernen dürfen. Ganz ohne Morgenappell. Ganz ohne ideologischen Schnickschnack. Aber dafür mit ausholender Leidenschaft, die jeden packt, der auch nur einen Hauch Interesse an Vergangenem sein eigen nennt.

Zahlreiche, wahrhaftige Zeugnisse und Abbildungen bereichern das Buch. Zeit- und Ahnentafeln helfen beim Verständnis. Norman Davies bedient sich der alten Kunst Geschichte zu erzählen. Er benutzt Sprachbilder, die wie ein Film während des Lesens vor dem Auge des Lesers ablaufen. Norman Davies kommt ohne den Videobeweis aus. Denn er verfügt über die Macht der Worte. Fast wähnt man sich unter den Kriegern Borussias. Oder den Strippenziehern der Häuser Hannover und Wettin.

Ach Geschichte kann so anschaulich spannend sein. Nach diesen knapp eintausend Seiten will man mehr Vergangenheit atmen.