Archiv für den Monat: September 2013

Hansestadt Lübeck

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Bilden Sie einen Satz mit Brandt, Grass, Marzipan und Mann. MANN, habe ich einen GRASSen BRANDT auf MARZIPAN. Oder in einem Wort: Lübeck. Die meisten bringen die bis 1937 noch einen eigenen Staat bildende Hansestadt mit den Namen Willy Brandt, Günter Grass und dem Schriftsteller-Clan Mann sowie dem weltberühmten Marzipan in Verbindung. Doch das würde Lübeck nur im Ansatz gerecht werden.

Die Buchreihe „Ausflüge zu Archäologie, Geschichte und Kultur in Deutschland“ aus dem Konrad-Theiss-Verlag zeigt einmal mehr auf, dass Städte auch unter der Erde einiges zu bieten haben. Hier liegen Geschichte und Geschichten. Und die gilt es zu entdecken.

Als Handelshochburg der Hanse kam Lübeck schnell zu Reichtum und Ruhm. Doch schon vor Jahrtausenden siedelten hier die ersten Menschen. Ausgrabungen belegen dies mit Zeugnissen, die bis in die Bronzezeit zurückreichen.

Bis in die Gegenwart dauern einzelne Ausgrabungen an. Und immer wieder treten neue Erkenntnisse über das Leben der ersten Lübecker zu Tage. Die UNESCO erklärte die Altstadt zum Weltkulturerbe.

Fünf Rundgänge durch die Altstadt lassen Geschichte lebendig werden. Dreiundzwanzig Ausflüge in die Umgebung bis Travemünde geben den Blick frei für die Stadt und ihre Entwicklung. Sie führen vorbei an slawischen Ringwällen, Herrenhäusern und Hügelgräbern.

Oft lassen wir verzierte Steine am Wegesrand liegen – das sollen wir auch. Aber wir schenken ihnen keine Bedeutung. Mit diesem Buch werden die Schriftzeichen zu lebendigen Zeugen der Geschichte.

Dieses Buch ist nicht nur für Experten gemacht. Jeder neugierige Besucher der Stadt Lübeck, der mehr als nur die leckeren Naschereien im Sinn hat, wird mit den hier beschriebenen Routen mehrere Spaziergänge voll geistigen Inputs erleben. Hier treffen Geschichte und Moderne auf unterhaltsame Weise aufeinander.

So GRASS haben Sie Lübeck noch nie gesehen. MANN oh Mann, der geistige BRANDT, die Neugier auf Altes und Neues steigert sich von nun an ins Unermessliche. Als Belohnung gibt es dann ein Stück MARZIPAN.

Die Manns – Der „Zauberer“ und seine Familie

Die Mann - Der Zauberer und seine Familie

Der Name Mann zaubert Bücherwürmern vor Ehrfurcht ein Strahlen ins Gesicht. Thomas Mann, der Zauberer, der Übervater, der strikt nach eigenen Regeln lebende Literaturnobelpreisträger hat wie kaum ein anderes Familienmitglied das Bild Deutschlands in der Welt geprägt. Intellektuell und sich stets sorgend (sowohl um Deutschland als auch um seine Familie, wobei die es nicht immer so gesehen hat) – so war der Dichter.

Dirk Hempels Biografie der außergewöhnlichen Familie richtet den Fokus auf die Jahre in München. Hier verdiente sich Thomas Mann die ersten Sporen als Schreiber, lernte seine Katia kennen. Hier zogen sie mehrmals um. Von hier wurden sie vom aufkommenden Nazismus vertrieben. Gegen München grollte er – erst gegen Ende seines Lebens zeigte er sich milde gestimmt.

Diese Biografie besticht durch eine klare Sprache. Kurz und prägnant werden einzelne Lebensstationen von Thomas, Heinrich, Katia, Klaus, Erika, Michael, Erika, Monika, Viktor und Elisabeth Mann dargelegt. Die Biographie macht Appetit auf die Werke der Manns. Jeder von ihnen hat sich auf seine Art literarisch betätigt.

Die Reihe „kleine bayerische Biografien“ nimmt Persönlichkeiten unter die Lupe, die Bayern über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht haben. Hier nun die Lübecker Kaufmannsfamilie, die in München ihre berühmtesten literarischen Vermächtnisse entstehen ließ.

Bis nichts mehr geht

Amila - Bis nichts mehr geht

Voller Tatendrang reist Marie-Anne nach Nomville. Sie wird dort ihre erste Stelle als Lehrerin antreten. Doch wie ernüchternd ist dieser trostlose Ort mitten in der Normandie. Ernüchternd trifft es vielleicht nicht ganz: Nomville ist die Hochburg der Schwarzbrenner. Calvados ist das Gold der Normandie. Die gesamte Einwohnerschaft scheint in dieser Apfelschnapswolke dahinzudämmern. Selbst die Kinder.

Im Dorfteich ist Francoise ertrunken. Welch ein Unglück! Denn ausgerechnet heute sollte doch gebrannt werden. Da sollte sie helfen. Und die Polizei wird auch erst geholt, wenn die Duftwolke sich verzogen hat. Und in so einem Ort, einem Ort, indem sogar der Pfarrer im Delirium predigt, soll Marie-Anne den Jüngsten etwas beibringen? Na Prost Mahlzeit!

Immer tiefer in den Strudel des Schwarzbrennens und des Alkoholschmuggels gerät sie als ihr Pierrot den Hof macht. Er verfolgt zwei Ziele. Zum Einen will er Marie-Anne beeindrucken. Zum Anderen will er ein erfolgreicher Geschäftsmann werden. Wie? Das ist klar – mit dem Gold der Normandie. Was er nicht weiß: Marie-Annes Cousin ist bei der Polizei.

Sie selbst ist eine Verfechterin des nüchternen Lebensstils. Als sie entdeckt, dass die Kinder, die sie unterrichtet, ungeniert Schnaps mit Kaffee im Unterricht zu sich nehmen, und sie anschließend auch keine Unterstützung der Direktorin erhält, weiß sie, dass das avisierte Jahr in Nomville kein Zuckerschlecken wird.

Einziger Ausblick: Pierrot. Doch der hat sein Leben auch dem Rauschgold verschrieben. Sein Karriereweg scheint steil nach oben zu zeigen.

Verfolgungsjagden, rigide Lehrmethoden, gewitzte Gauner und clevere Flics sowie ein krachender Showdown – Jean Amila liefert mit „Bis nichts mehr geht“ einen allumfassenden Krimis mit Witz und Charme ab. Knallhartes Kalkül und eine lockere Lebensauffassung der Einwohner von Nomville machen aus einem Krimi der Serie noir einen unterhaltsamen Thriller mit geradlinigen Charakteren, die das Gesetz gern nach ihrem Gutdünken auslegen. Man merkt in jeder Zeile den diebischen Spaß, den Amila beim Schreiben gehabt haben muss.

Krabbelkäfer-Hüpfball

Hüpfball

Doing-doing. Dazu ein herzliches Gekreische. Das kann nur eines heißen: Junior ist auf Erkundungstour durchs Kinderzimmer. Auf seinem Krabbelkäfer-Hüpfball. Die kleine Patschehändchen fest um die beiden Hörner des Balls geklammert geht es wie in der Natur auf und ab, auf und ab. Mit drei Jahren kann man schon so einiges entdecken! Und immer mit dabei: Der Krabbelkäfer, das Maskottchen der gleichnamigen Reihe aus dem Moses-Verlag Kempen. Der hat gerade eine Blume zu seinem Objekt der Begierde erwählt.

Dino-Buntstifte

Dino Buntstifte

Der Regenbogen hat zwölf Farben. Er reicht jetzt von weiß über gelb, rot, pink und orange, violett, dunkel- und himmelblau zu grasgrün, tannengrün, braun und schwarz. Und er ist in einer schicken Dino-Metallbox verpackt. Und Kinder, kommt mal ganz nah ran. Noch näher! Wenn die Stifte nur noch halb so groß sind, ist die Box ein herrliches Musikinstrument. Wie das klappert! Wenn mal die Ideen ausgehen (was bei Kindern so gut wie nie passieren wird, aber wenn doch), dann sind auf der Box jede Menge Vorlagen vom Tyrannosaurus Rex, Brachiosaurus und Pteranodon. Da lernen die Eltern auch gleich noch was…

Wo hat der Rauhaardackel sein „h“ gelassen?

Wo hat der Rauhaardackel sein h gelassen

„Fass! Fass! Fass das ‚h‘!“ Nee, sei schlau (ohne „h“ am Ende!), meine Haare werden sonst grau (!). Sonst stecke ich Dich in den Sack vom Känguru (!). Oder gleich auf die Hawaiiinseln. Deutsches Sprache, schweres Sprache. Nicht nur fürs zum Sprechen, auch zum Schreiben tun.

Seit der Rechtschreibreform hat sich unser Sprachbild teils gewaltig geändert. Groß- und Kleinschreibung, Zusammenschreibung und Trennung – wie soll man da noch durchsehen? Den Duden hat man nicht immer zur Hand. Wohl aber dieses Spiel. Christian Stang hat spielerisch 50 Sprachfallen unserer deutschen Sprachen in einem kleinen Quiz (oder sollte man besser sagen „Ratespiel“?) zusammengefasst. Fünfzig Fragen, die es selbst Experten manchmal nicht einfach machen. Die Antworten bestechen durch ihre Klarheit. Bei scheinbar unlogischen Antworten, baut Christian Stang gleich eine Eselsbrücke. Wer dieses Spiel einmal im Monat spielt, wird sich sicherer im Dschungel der Regeln und ihrer Ausnahmen bewegen. Dieses Spiel ist der erste Schritt hin zu einer ordentlichen deutschen Sprache. Ein köstlicher Lernspaß für alle, denen unsere gehaltvolle Sprache am Herzen und auf der Zunge liegt.

Reisewecker

Reisewecker

Auch im Urlaub sollte man immer wissen, was die Stunde geschlagen hat. Nicht jeder „Vermieter“ bietet einen Weckservice an. Das nostalgische Design dieses Reiseweckers ist die gelungene Alternative zum meist schwarzen Klappwecker. Auch dieser knapp sechs Zentimeter hohe Reisewecker passt in jede Tasche. In jede! Erhältlich in zwei Farben – blau und grün. Ein Stück Heimat in der Fremde. Den Urlaubstag mit einem fröhlichen Piep-piep einläuten zu lassen, der zum Beispiel von einem einmaligen Ausflug vervollkommnet wird, lässt das Wecken im Urlaub sofort vergessen.

Der Eiffelturm

Eiffelturm

Jährlich Millionen Besucher. Wahrzeichen einer Stadt, ja vielleicht sogar eines ganzen Landes. Stahlgewordener Traum französischer Ingenieurskunst. Paris zu besuchen und den Eiffelturm nicht zu erklimmen (es fährt ja auch ein Fahrstuhl, also ist es nicht ganz so ernst zu nehmen mit den „erklimmen“), kommt einem Frevel gleich. Nicht nur die Aussicht ist grandios. Auch die bombastische Filigranarbeit ist beeindruckend. Nun liegt eine einzigartige Biographie dieses Monumentalwerkes vor.

Gustave Eiffel ist nämlich gar nicht der geistige Vater des Bauwerkes. Seine Angestellten haben die ursprünglichen Pläne entworfen. Eiffel strich den Ruhm ein.

Als die Weltausstellung 1889 in Paris eröffnet werden sollte, wollten die Verantwortlichen ein imposantes Objekt (der Begierde). Lange blieben die Denkansätze erfolglos. Denn schließlich sollte mit diesem Werk auch der 100. Jahrestag der Französischen Revolution begangen werden.

Eiffel bekam dank geschickter Kalkulation den Zuschlag. Berühmte Zeitgenossen unter ihnen auch Guy de Maupassant verachteten den Bau. Wie sehr sie sich doch täuschen sollten. Denn das „Monstrum“ steht immer noch.

Autor Uwe Schultz widmet das Buch nicht nur dem nach dem Erbauer benannten Turm. Auch das Leben vor und nach dem Eiffelturm wird genauestens unter die Lupe genommen. Denn Eiffel hat sich weltweit verewigt. Von Südamerika bis in den Pazifik sind Bauten Eiffels teilweise heute noch präsent. Auch ist Paris nicht die Einzige Stadt, die sich mit Eiffel schmückt. Der Budapester Bahnhof ist genauso eine Eiffel-Attraktion.

Wer den Eiffelturm mehr als nur eine Touristenattraktion sehen will, sich mehr als für die Fakten interessiert, wer mehr über Stahlkonstruktion und Anzahl der verwendeten Nieten wissen will, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Besser als jeder Reiseführer durch die Stadt der Liebe.

Uwe Schultz macht aus einem sachlichen Thema ein spannendes Buch, das die Neugier weckt und den Blick hinter die Kulissen großartiger Prachtbauten freigibt. Bisher unbekannte oder vergessene Anekdoten bereichern die Kapitel und regen zum Weiterlesen an.

Genießen in Friaul

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Mal eben schnell nach Bella Italia, um den Gaumen zu verwöhnen – für Rostocker, Kölner oder Cottbuser keine Entscheidung des Willens. Eher der Entfernung. Da muss man schon gleich um die Ecke wohnen. In der Steiermark zum Beispiel. Mal eben schnell rüber. Rüber ins Friaul. Denn dort – glaubt man Silvia Trippolt-Maderbacher ist der Genuss zu Hause. Und das Beste ist, dass man beim Lesen nicht vom Glauben abfällt.

Kulinarische Recherchereisen – ein Traum. Und die Autorin hat sich diesen Traum erfüllt. Sie reist durch eine teils noch (zu Unrecht) unentdeckte Gegend im Nordosten Italiens und kostet hier pancetta (Bauchspeck) und dort ein wenig sclopit (Leimkraut). Mit am Tisch: Der Leser und ihr Mann, selbst Gastronom. Geballte Lust auf friaulische Küche und Kompetenz.

Doch beschränkt sich die Autorin nicht nur auf familiäre Trattorias und urige Osterias, sie geht auch zu den Erzeugern und Verkäufern. Denn nichts schmeckt besser als frisch geerntet! Ihr Weg führt sie auch zum Agli Amici in Godia vor den Toren Udines. Hier kocht die Familie Scarello. Und das mit Erfolg: Die Experimentierfreudigkeit aus Molekularküche und regionalen Produkten bescherten den Betreibern zwei Michelin-Sterne. Flüssige Gnocchi, Capesante-Toast und essbare Steine bekommt nicht jeden Tag und schon gar nicht überall serviert.

Liebe geht durch den Magen, sagt man. In diesem Falle gleitet sie ebenso durch die Finger beim Blättern in diesem appetitmachenden Buch genauso wie durch den Kopf. Stimmungsvolle Bilder vergrößern die Reiselust. Die Texte lassen den Magen knurren. Die logische Konsequenz: Koffer packen und ab ins Friaul. Und alle  über 160 kulinarischen Tipps abfahren und probieren und probieren und probieren und und und. Der Untertitel „Die besten Adressen zwischen Bergen und Meer“ ist mehr als ein Appetitanreger, er ist realtà. Mandi! Was das bedeutet, erfährt man nur im Friaul.

August 14

Augustus 14

Eijeijeijeijei. Da führt Kaiser Augustus im Jahr 14 eine Opferhandlung durch. Über ihm kreist mehrmals ein Adler. Schließlich landet das erhabene Tier auf dem Mausoleum des Agrippa, direkt auf dem Buchstaben „M“. M für Mors, Tod? Ein Omen. Die Zeremonie wird abgebrochen und Tiberius, Stiefsohn und designierter Nachfolger, führt das Ritual weiter.

Kurze Zeit später schlägt der Blitz ein. Mitten in die Statue des Augustus. Das „C“ in Caesar wird dem Erdboden gleichgemacht. Hat der Kaiser nur noch c Tage (also 100 Tage) zu leben? Noch ein Omen.

Die Geschichtsschreiber überschlagen sich, wenn es um die letzten Tage des Kaisers Octavian, der sich später Augustus nannte, geht. Ein Glücksfall für uns, denn so sind die letzten Tage des Kaisers der Zeitenwende fast schon minutiös festgehalten. Verantwortlich dafür war Augustus selbst. Und Sueton, der einige Zeit nach Augustus die Niederschriften für die Nachwelt aufbereitete.

Aberglaube und der absolute Wille sein eigenes Wirken für kommende Generationen festzuhalten sowie die akribische Vorbereitung und Inszenierung der Thronfolge sind für den Leser ein Füllhorn an Informationen. Augustus, der uns den Monat August bescherte, ist nicht länger nur ein Kaiser, den es mal gab. Er ist fleischgewordene, zwischen zwei Buchrücken eingebundene Geschichte zum Nachlesen und Lernen.

Das Jahr 2014 wird wieder einmal ein Jahr des Erinnerns. Die Geschichtsredaktionen der Fernsehsender werden sich überbieten mit Dokumentationen über den Ersten Weltkrieg. Der einflussreiche Kaiser Augustus wird ins zweite Glied zurücktreten. Holger Sonnabend beschreibt kurzweilig die Verdienste des Kaisers mit den zwei Namen. Als Adoptivsohn Julius Caesars kann er eine ruhmreiche Familiengeschichte vorweisen. Glorreiche Siege zum Beispiel gegen die Truppen der (Adoptiv-)Vatermörder besiegelten den Aufstieg des über vierzig Jahre regierenden Kaisers.

Am 19. August 2014 jährt sich zum zweitausendsten Mal sein Tod. Mit Kaiser Augustus ging die römische Republik zu Ende. Nur vier Wochen nach seinem Tod wurde Augustus in den Stand eines Gottes erhoben. Er vermachte den Legionen, den Leibwächtern und den Bürgern der Stadt Rom ein Vermögen. Ihn umfassend darzustellen, ist schwer. Holger Sonnabend gelingt ein scheinbar spielerisch die Komplexität des Regenten darzustellen. Ein großartiger Geschichtsreiseband!