Welcome to borderland

Über dreitausend Kilometer soll er lang sein, zehn Meter hoch – der Grenzbefestigungswall zwischen den USA und Mexiko. Die Mauer! Das hat der neue Präsident der USA versprochen. Und viele jubelten ihm zu … undwählten ihn. Bis jetzt hat er sein Versprechen nicht eingehalten. Und dennoch gibt es sie, die Mauer. Die Mauer, die das arme Mexiko vom den reichen USA trennt. Nur partiell, dennoch ist sie da.

Jeannette Erazo Heufelder hat 2017 eine lange Reise unternommen. Eine über dreitausend Kilometer lange Reise entlang des Rio Grande, der in Mexiko Rio Bravo heißt – so wie der amerikanische (!) Western. Es ist jedoch nicht nur eine Reise von A nach B gewesen, es ist eine Reise in die Vergangenheit, mitten durch die Gegenwart, die Zukunft ist ungewiss.

Die Autorin schlägt einen weiten Bogen. Von damals als Texas noch zu Mexiko gehörte, Kalifornien Arizona und einige andere Bundesstaaten und Gebiete ebenso. Sie berichtet von Kriegen, von vorsichtshalber angesiedelten Menschen, um sich vor den spanischen Kolonialisten zu schützen, von Alamo, Indianern und dem Freiheitskampf eines Emiliano Zapata und vom Drogenkrieg.

In der Grenzregion zu wohnen ist ein gefährliches Unterfangen. Nur diejenigen, die (oft mehrmalige) tägliche Kontrollen gutheißen, fühlen sich hier sicher. Auf mexikanischer Seite befindet sich die Stadt Mexicali, auf amerikanischer Seite Calexico. Die Nähe zueinander ist nicht zufällig und spiegelt sich nicht nur in der Namensähnlichkeit wider. Vieles, was hier nördlich und südlich der Grenze, die einmal nur durch einen Fußstrich im Sand besiegelt wurde, geschieht, beruht auf historischen Missverständnissen und Kriegen. Der erste Schuss im amerikanisch-mexikanischen Krieg fiel bei den Mexikanern. Dass die Amerikaner bei ihrer Reaktion schon auf mexikanischem Boden standen, wies der Präsident als „fake news“ zurück, wenn er den Begriff zur Hand gehabt hätte.

„Welcome to Borderland“ lässt uns eine Blick hinter über den Zaun und hinter die Mauer werfen. Trostlos und hoffnungsvoll zugleich ist das Leben beiderseits von Borderland. Trostlos, weil es kaum jemals eine Chance geben wird, dass sich an diesem Ort etwas zum Besseren wenden wird. Hoffnungsvoll, weil es trotz all der Repressalien einen nicht enden wollenden Strom von Menschen gibt, die die Grenze tagein, tagaus überqueren. Die Grenzregion auf amerikanischer Seite in und um San Diego erwirtschaftet einen Milliardenumsatz, der sich auch im Staatshaushalt niederschlägt. Würde die Grenze dichtgemacht werden, wäre dieses Loch nur schwer zu stopfen. Und damit wäre wohl auch die Frage geklärt, warum die Mauer immer noch nicht steht…