Flussperlmuschel

Flussperlmuschel

Die Flussperlmuschel ist selten, sehr selten. In Rehau in Oberfranken ist eines der letzten Reviere, in dem sie sich wohlfühlt und wachsen kann. Genauer in der Schwesnitz. Die Schwesnitz durchzieht die Stadt. Und in ihrem Wasser liegt eine Leiche. Kommissar Wunderlichs Nase trügt nicht: Da kommt noch was nach!

Die Leiche wird in dem Moment identifiziert, in dem Wunderlich ein Alibi überprüfen will. Und siehe da: Der Verdächtige hatte mit der Frau des Getöteten eine Affäre. Und der Tatort ist das Grundstück des Verdächtigen Uli Wolk, seines Zeichens Stadtrat. Pikant, pikant. Denn Kommissar Wunderlich hat einen „Partner“: Bürgermeister Angermann. Die beiden kennen sich seit Schulzeiten, und Angermann ist ein kleiner Hobbydetektiv.

Wunderlich kennt Uli Wolk – so wie man sich in einer Kleinstadt halt kennt. Es ist ihm unangenehm ihn zu vernehmen, zumal Wolk beim ersten Zusammentreffen der beiden – erfolglos – geflüchtet war. Wolk dachte, dass der Kommissar ihn wegen seiner – unter Bayerns Politikern fast schon als traditionell zu bezeichnenden – Alkoholfahrt befragen wollte.

In der Naturschutzbehörde herrscht derweil helle Aufregung. Gerade eben hatte man stolz der Presse verkündet, dass sich der Bestand der äußerst seltenen Flussperlmuschel allmählich erholt hat und die Bestände steigen. Ein sehr engagierter Mitarbeiter nimmt sich die Zahlen noch einmal vor und macht eine ungeheuerliche Entdeckung: Die Kommas sind verrutscht. Der Bestand hat sich nicht nur ein wenig gebessert, er hat sich verzwölffacht. Und das kontinuierlich. In wenigen Jahren ist von der Schwesnitz nichts mehr übrig. Doch die Freude währt nur kurz. Denn die Bestände wurden im wahrsten Sinne des Wortes künstlich herbeigeführt.

Torsten von Wurlitz macht noch eine weitere Krimi-Baustelle auf. Ein ortsansässiger Windparkunternehmer und publicity-trächtiger Sponsor des örtlichen Fußballvereins präsentiert mit Hilfe eines arabischen Investors den neuen Spielerstar der Bayernliga, einen Nationalspieler Italiens. Kurz danach detoniert eine Bombe.

Torsten von Wurlitz heißt eigentlich Torsten Küneth, bei den Olympischen Spielen 2012 in London war er der erste Rehauer bei Olympia, als Tischtennis-Schiedsrichter. Der Untertitel „Kommissar Wunderlichs erster Fall“ lässt auf alle Fälle auf mehr Rätselraten in Rehau hoffen. Anfangs fühlt man sich als Leser wegen der vielen verschiedenen Ereignisse ein wenig überfordert. Doch nach und nach fügt ein Puzzleteil ins andere. Geschickt verwebt der Autor Verbindlichkeiten und Befindlichkeiten der handelnden Akteure. Ein gelungenes Stück Kriminologie im idyllischen Franken.