Archiv für den Monat: Februar 2015

Iran – WissenKompakt

Iran

Denk an den Iran in der Nacht … Naja, so schlimm es vielleicht doch nicht. Oder? Wer aufmerksam die Berichterstattung über Iran verfolgt, bekommt leicht den Eindruck, dass hier Schurken am Werk sind, die sich mehr um die Zerstörung der restlichen Welt kümmern, als um die eigene Geschichte. Ein Trugschluss, wenn man bedenkt, dass Iran, inklusive des Persischen Reiches, eine Kultur hervorgebracht hat, dessen Einflüsse bis heute spürbar sind.

Walter M. Weiss macht in seinem Buch aus der Reihe „WissenKompakt“ des Konrad-Theiss-Verlages auf Spurensuche, erläutert Zusammenhänge und bebildert seine Aussagen vielfältig. Er kennt Iran, hat das Land oft bereist und hat mehrere Bücher über die Region veröffentlicht.

Walter M. Weiss beginnt seine Reise vor tausenden von Jahren als in Mitteleuropa nichts Vergleichbares vorzufinden war. Die so ziemlich ältesten Zeugnisse einer Besiedlung des heutigen Irans sind mehrere tausend Jahre alt. Assyrer, Urartäer, Meder, Achämeniden, Sassaniden – jede Kultur drückte ihrer Zeit den Stempel auf. Mit Alexander dem Großen wurde das Land in die abendländische Kultur getragen. Von da war Persien / Iran zu jeder Zeit in aller Munde.

Die ruhmreichen Schlachten gegen die Griechen haben es bis auf die Großleinwände der Kinos weltweit geschafft. Das Kaiserreich des Schahs hatte Auswirkungen bis ins vergangene Jahrhundert hinein. Genauso wie die anschließende Periode der Abschottung unter Ayatollah Khomeini.

Iran wird von Touristen erst seit einigen Jahren wieder verstärkt wahrgenommen. Widersprüchlichkeit ist der gemeinsame Nenner der Politik des Landes. Doch das ist die faktische Seite, die Seite, die von einer politischen Elite geprägt wird. Wer Iran bereist, lernt ein völlig anderes Land kennen. Ein Land, das seine unermesslichen Reichtümer dem Besucher bereitwillig darbietet. Um dieses Land gebührend bereisen zu können, braucht man Hilfestellung. Eine Hilfestellung wie dieses Buch.

Magie der Vullkaneifel

Magie der Vulkaneifel

Die Erde bebt, sie brodelt … sie lebt! Man muss nicht unbedingt bis Island reisen, um die Erde leben zu sehen. Auch bei uns in Deutschland gärt es unter der Erdoberfläche. In der Eifel. „Unterwegs zu Maaren, Kratern und Geysiren“ lautet der Untertitel des reichbebilderten Bandes zu unseren erdgeschichtlichen Wurzeln. Zugegeben: Hier brodelt es nicht so heftig wie in Island. Was der Natur, den Hinterlassenschaften der bewegten Zeiten keinen Abbruch tut.

Die Vulkaneifel umfasst in etwa ein Gebiet von der Nürburg bis zum Mittelrhein, und von der Ahr bis zur Mosel. Die Gegend wurde von Reisenden nicht immer vorteilhaft beschrieben. Selbst Goethe strafte diesen Streifen Deutschlands mit nahezu fast vollkommener Nichtachtung. Wer jedoch einmal hier die Nase in den Wind streckte, die Wanderpfade beschritten und die Hügel erklommen hat, kommt zu einem ganz anderen Ergebnis. Wenn eine Region in Deutschland das Prädikat natürlich verdient, dann die Vulkaneifel.

Das Autorentrio Bernd und Gabriele Steinicke und Bruno. P. Kremer setzen mit ihrem Buch dieser Region ein Denkmal und einen Standard in Sachen Naturbuch. In den exakt recherchierten Kapiteln zeichnen sie den Millionen Jahre alten Weg der Vulkaneifel nach und untermalen ihn mit eindrucksvollen Bildern. Man kann also dieses Buch – nein man muss – mehrmals aus dem Regal nehmen. Beim ersten Mal beeindrucken die Bilder dermaßen, dass es schwer fällt sich auf die Texte zu konzentrieren. Die Bilder lassen einen nicht mehr los. Wuchtige Felsformationen, aus deren Spalten Bäume hoch in den Himmel wachsen – ruhige Seen, die das Sonnenlicht im schönsten Farbspektrum spiegeln – ein Füllhorn an Naturschauspiele(r)n.

Wer sich vom Thema Vulkanologie angesprochen fühlt, kommt hier auf seine Kosten. Selbst einen Schnellkurs für Hobby-Vulkanologen gibt es im Buch. Wer sein Hauptaugenmerk auf die beeindruckenden Aussichten richtet, wird hier ebenso gut bedient wie potentielle Urlauber. Fast scheint es als ob das Autoren-Triumvirat jede aus noch so kleine Auffälligkeit in Wort und Bild festgehalten hat. Doch auch die Autoren wissen – genauso wie der Leser nach der Lektüre – dass es hier noch jede Menge zu entdecken gibt. Und das zu jeder Jahreszeit.

Kleine Stadtgeschichte Pilsen

Pilsen

Das Jahr 2015 ist für Pilsen ein ganz besonderes Jahr. Denn es bekommt die Möglichkeit sich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren – weltweit. Als Kulturhauptstadt Europas. Zusammen mit dem belgischen Mons werden die Verantwortlichen für mehrere Monate ein Programm erstellen, dass Besucher anlocken, verzücken und beeindrucken wird.

Pilsen ist die zweitgrößte Stadt Böhmens. Und sie steht für zwei Begriffe: Skoda und Bier.

Zeit, um sich etwas genauer mit der Stadt zu beschäftigen. Tobias Weger führt in seinem kleinen Büchlein durch eine alte Stadt, eine schmucke Stadt und eine Stadt, die viel zu erzählen hat.

Pilsen – um der Verständigung Willen wird an dieser Stelle die deutsche Bezeichnung verwendet, Plzeň ist doch sehr gewöhnungsbedürftig – stand in der Geschichte immer hinter Prag. Die Hauptstadt war und ist immer noch die Nummer Eins in Tschechien und Böhmen. Das soll jedoch niemanden davon abhalten Pilsen zu besuchen. Und vor allem das leckerste Bier der Welt, am Originalbrauplatz zu probieren.

Apropos Pilsner Bier. Das, was heute so viele Menschen als eines der besten Getränke bezeichnen, verdankt seine Entstehung einem handfesten Skandal. Mehrere Fässer eines bierähnlichen Gebräus wurden Mitte des 19. Jahrhunderts wegen Ungenießbarkeit auf dem Hauptplatz ausgegossen. Ein Jahr später stand der Beschluss, eine Brauerei zu bauen fest. Von da an begann der Siegeszug des Pilsner Bieres um die Welt.

Tobias Weger hat Pilsen erlaufen und so manche Anekdote gehört. Diese lockern den Lesefluss des Buches gehörig auf. Immer wieder schiebt er kleine Histörchen zwischen die an sich schon spannenden Fortschritte der Pilsner Geschichte. Über dreißig Abbildungen untermauern das Bild, das der Autor von der Stadt Pilsen zeichnet. Von „catholica et semper fidelissima“ (katholisch und immer äußerst treu) über die Braukunst und die mobile Revolution bis hin zur Auswahl Pilsens als Europas Kulturhauptstadt 2015 schließt Tobias Weger den Bogen um eine Stadt, die dem Namen nach jeder kennt, aber nur wenige besuchen. Nach der Lektüre wird sich dies ändern. Es lohnt sich!

Feuer ans Stroh

Feuer ans Stroh

Wer Feuer ans Stroh gibt, heizt die die Stimmung an. Luigi Pirandello heizt die Sehnsucht nach Sizilien an. Seine Geschichten in diesem Band machen Appetit auf die Mittelmeerinsel.

Gleich die erste – namensgebende – Geschichte zeigt den liebevollen und  gewitzten Umgang der Menschen untereinander. Ein ehemals reicher Mann lebt seit geraumer Zeit von der Hand in den Mund. Alle meiden ihn, weil er ihnen etwas sonderbar erscheint. Zuhause hat er Vögel eingesperrt. Warum nur? Nur einer spricht mit ihm. Der ehemals Reiche, bittet ihn mit ihm zusammen die Vögel freizulassen. Und Feuer ans Stroh zu geben. Der Helfer tut wie im befohlen … allerdings mit einem anderen Ausgang der Geschichte.

Jede einzelne Geschichte ist ein Juwel aus dem literarischen Schaffen Luigi Pirandellos. Mal muss man unfreiwillig schmunzeln, mal schüttelt man den Kopf wegen der Eseleien der Menschen. Doch niemals stellt der Autor sie bloß. Respektvoll lässt er sie an der langen Leine ihre Dinge tun. Dem Leser wird’s gefallen. Wird er doch ins Sizilien der jüngeren Vergangenheit entführt und darf rege am Leben der Sizilianer teilhaben.

Die Helden sind Eigenbrödler, Leute mit besonderen Fähigkeiten, mutige Menschen, die in ihrer Einzigartigkeit jedoch vom Rest geschnitten werden. Sie warten auf ihre Chance sich zu beweisen, es den Anderen zu zeigen. Und sie bekommen alle ihre Chance.

Wer Luigi Pirandellos Geschichten liest wird adhoc in eine andere Zeit, in eine andere Welt versetzt. Er ist der geistige Vater von Leonardo Scascia und Andrea Camilleri, die ihrer Vaterfigur große Freude bereiten würden, wenn er ihre Geschichten noch lesen könnte.

Für sein Werk wurde Luigi Pirandello 1934 mit dem Literatur-Nobelpreis geehrt.