My life as a serial killer

Er ist ihr vollkommen ausgeliefert. Das gefällt ihm. Sein Charme hat gewirkt. Gleich wird es passieren. Gleich werden er und sie … Lucas hat sich den romantischen Abend wohl anders vorgestellt. Sie, Claire hat ihn sich genau so vorgestellt.

Kurz zuvor war sie bei der Trauerfeier für ihren Vater. Der einzige Mensch, der sie jemals verstanden hat. Alle murmeln was, trauen sich nicht die Stimmung zu brechen, Claire ist angewidert von den alten Männern, die immer wieder dasselbe faseln. Die angespannte Situation wird durch eine Email gesprengt. Sie, Claire, ist in der engeren Auswahl für einen Kunstpreis. So eng können Freud und Leid beieinanderliegen. Und noch eine Mail. Upps, alles nur ein Versehen. Die, die in der engeren Wahl ist, heißt auch Claire. Ist aber eine andere Claire. Claire, die, die nicht in der engeren Wahl ist, bleibt äußerlich ruhig. Innerlich kocht sie. Sie sucht nach dem Verfasser der Mail, der sich so normiert bei ihr für sein persönliches Fehlverhalten entschuldigt. Man kann sich nicht selbst von Schuld freisprechen, wenn man einen Fehler begangen hat. Entschuldigungen sind für diejenigen, die die wahre Bedeutung des Wortes nicht kennen. Nun liegt er unter ihr, Lucas, der Mailschreiber, dem alles so schrecklich leid tut. Gefesselt, erregt und absolut unwissend, wer über ihm kniet. Und wozu Claire fähig ist…

Es ist nicht Claires erste Bluttat. Sie ist gut. Sie ist zielstrebig. Gewissenhaft. Gewissen, ha! Gibt es das überhaupt in ihrem Leben? Was es in ihrem Leben gibt – und das ist neu für sie – ist Angst! Denn jemand, hat sie gesehen. Bei dem, was sonst niemand wissen darf. Und dieser jemand, rückt ihr auf die Pelle. Claire muss ihm näher kommen, um … na was schon?! Sie ist Serienkillerin (oder sagt man jetzt Serienkillende?)! Es ist ihr … ihre Berufung. Und sie ist gut. Bis vor Kurzem war sie zu hundert Prozent unbehelligt geblieben. Bis vor Kurzem. Bis also jemand was gesehen hat, was er nicht sehen sollte.

Bisher war Claire die Katze. Sie jagte ihre Beute, spielte mit ihr, verschlang sie mit Haut und Haaren. Jetzt scheint sie das Mäuschen zu sein. So wie vor knapp dreißig Jahren. Sie stand auf der Bühne tanzte als Mäuschen wild herum, das Publikum fühlte sich prächtig unterhalten. Selbst als sie einem Mitmäuschen aus Versehen den Schwanz abtrat. Alle waren ganz wild auf die kindliche Aufführung. Bis auf Mama. Auf dem Heimweg stoppte sie den Wagen. Die Pein der Muter, weil das Töchterchen in ihren Augen versagt hatte, endete in einer schallenden Ohrfeige. Das solle nie wieder passieren! Nie wieder Maus sein, nur noch Katze! Und nun das! Claire war bis auf die ersten beiden Morde schon immer eine Serienkillerin. Sie muss sich auf ihre Grundtugenden besinnen.

Joanna Wallace treibt den Killerirrsinn auf die Spitze. Tarantinoesk marodiert Claire durch London und tötet wer ihr auf nur das dünnste Härchen krümmt. Dabei ist sie cool und lässig wie Hannibal Lector und witzig wie Robin Williams, wäre er Engländer gewesen. Ihr Handwerkszeug ist stets griffbereit. Der geschulte Schulterblick wird dieses Mal zur Lebensversicherung, wenn es das für SerienkillerIinnen gibt…