Mann was ‘ne Nacht! Verkatert trifft Kristof Kryszinskis Zustand nicht mal annähernd. Die Fahrt zu Veronika, Anwältin und seiner Auftraggeberin, vergeht trotzdem wie im Fluge. Wortwörtlich. Sie hat ’nen ganz großen Fisch für den Privatdetektiv. Doch vorher solle er sich mal richtig in Form bringen. Hemd, Friseur usw. Die Dame, bei sich Kryszinski melden soll, hat es zu einem ganz ansehnlichen Häuschen gebracht. Ursel Sentz heißt die Gute, ihr gehören ein paar Spielhallen und Sascha. Das ist ihr Gatte. Der war unterwegs die Einnahmen einzusammeln. Das tat er auch. Nur hat er die Einnahmen nicht pflichtgemäß abgeliefert. Und nun soll Kryszinski das Musterexemplar suchen.
Wer im Pott was oder wen sucht, der muss zu Pierfrancesco Suzzi. So melodisch der Name auch klingen mag, Scuzzi ist es überhaupt und gar nicht. Schmieriger Typ mit miserablem Musikgeschmack wie Kryszinski meint. Aber, nein, ABER: Scuzzi kennt Gott und die Welt! Und er ist für Kryszinski nicht nur Freund, sondern auch Dealer seines Vertrauens.
Die beiden cruisen durch den Pott, und schon bald haben sie das Objekt ihrer Begierde gefunden: Sascha „Pascha“ Sentz. Nur von der Kohle, die am Morgen aus den Sentz’schen Automaten geholt hat, fehlt jede Spur. Die ist zuerst in Asche aufgegangen, um sich anschließend in Luft aufzulösen. Blöde Sache! Was war denn Ursel nun wichtiger? Der Zaster oder der Gatte?
Der Leser ist an dieser Stelle schon weiter als Kryszinski. Denn zur Jagd nach dem verschollenen Sentz erzählt Jörg Juretzka die eigentliche Geschichte des Buches. Denn Sascha ist tot! Wieder mal so ein Tag, der mit Katzenjammer beginnt. Macht sich überhaupt nicht gut, wenn man einen sucht, der einen Haufen Kohle bei sich haben soll. Ihn findet. Und der dann am nächsten Tag die Augen für immer schließt. Da werden einige besonders aufmerksam. Hufschmidt und Menden ganz besonders besonders aufmerksam. Ihnen ist Kryszinski schon lange ein Dorn im Auge. Außerdem hat er ein dermaßen großes Maul, dass man dem mal …
Die beiden sind Polizisten. Und jetzt haben Sie die schon lang ersehnte Möglichkeit Kryszinski so richtig in die Mangel zu nehmen. Ob er sich da rausreden kann, steht vorerst in den Sternen.
Kristof Kryszinski ist Privatdetektiv, arbeitet oft für eine Anwaltskanzlei, deren drei Namensgeber von einem echten Drachen behütet werden. Außerdem hat eine Leber wie ein Fels. Und einen Sprachschatz wie Philip Marlowe.
Wagenrath, einer der Anwälte braucht dringend Kryszinskis Hilfe. In knapp drei Tagen braucht er den Aufenthaltsort von Peter Schlothen, Polizist und wahrscheinlich der Vater des Kindes einer Fünfzehnjährigen. Doch von Schlothen fehlt jede Spur – er hat sich so gut versteckt, dass selbst seine Kollegen ihn nicht finden können. Oder wollen. Eine gute Position für Kryszinskis Honorarverhandlungen… Der Fall ist schnell erledigt. Schnelles Geld für Kryszinski.
Derweil hat Prickel ein ganz anderes Problem. Er ist von Natur aus ein zurückhaltender Mensch. Spricht nicht viel. Eher einer von der langsamen Sorte. Sein Kumpel Det ist das komplette Gegenteil. Immer die groß Klappe und einen unersättlichen Appetit. Sowohl auf Alkohol als auch auf Frauen. Prickel trinkt nicht, bekommt ihm nicht. Det macht Nina Prickel und Prickel Nina schmackhaft. In ihrer Wohnung soll es dann so richtig zur Sache gehen. Doch Prickel fühlt sich anfangs wie das fünfte Rad am Wagen. Die Aussicht nicht zu wissen wie er nach Hause kommt und die dauernde Avancen Ninas lassen ihn bleiben. So gelangt nicht nur Alkohol in seinen Körper, was er überhaupt nicht verträgt, sondern er auch in Nina. Das Ende vom Lied sind ein schwerer Kopf, ein hektisch redender Det, ein Messer in seiner Hand und später die Bullen in der Tür. Ist Prickel der Schlächter von Bottrop?
Anwältin Veronika van Laar ist nicht davon überzeugt und überzeugt Kryszinski davon die genauen Hintergründe des Mordes an Nina zu untersuchen. Kryszinski kann Veronika nichts abschlagen. Und so macht er sich in die Spur. Prickel kommt ihm komisch vor. So ruhig, so zurückhaltend wie er ist, so sparsam er die Sprache einsetzt, passt das alles nicht so recht ins Bild. Aber Prickel ist ein dankbares Opfer. Und Det? Der ist verschwunden. Auf Prickels Seite steht außerdem noch Walter Vogel. Als Sozialarbeiter riet er ihm davon ab sich weiterhin mit Det zu treffen. Solche Typen können für einen wie Prickel schnell gefährlich werden. Wie recht er doch haben sollte, oder doch nicht?
Kristof Kryszinski ist nicht der Typ, dem man ein Auto abkaufen würde. Ziemlich runtergekommen, loses Mundwerk und ein versierter Trinker. Drogen haben ihn einst in den Knast gebracht. ABER: Auf ihn kann man immer zählen, wenn’s brenzlig wird. Ungerechtigkeit widert ihn an. Er kennt die Ganoven, die Kleinen wie die Großen, und er weiß wie man mit ihnen umspringen muss. Wer ihn beauftragt, wird prompt beliefert.
Der Willy ist weg – sie werden ihn doch net daschlogn habn. Nein ganz bestimmt nicht. So was passierte nur in München, der Willy kommt aus’m Pott. Dort, wo Kristof Kryszinski ganz real als Privatermittler mitten unter Rockern seinen Tag verbringt. Womit? Mit dem, was er am besten kann: Alkohol und Gehirnjogging. Die „Stormfuckers“ haben sich bei dem Millionenerben Willy Heckhoff eingenistet. Mit dessen Einverständnis. Man vertreibt sich die Zeit unter anderem mit verzehrenden Einladungen an ein Fernsehsternchen, das sehr stark an Dagmar Berghoff erinnert. Schon allein das erste Kapitel ist es wert die gesamte Krimireihe um den Ex-Junkie und Ex-Knacki Kryszinski zu lesen.
Und in diesem wilden Haufen läuft eben dieser Ermittler so mit. Willy Heckhoff wird eines Tages einen Haufen Kohle erben. Die Firma übernehmen, die sein Vater einst aus dem Boden stampfte, wird wohl eher nix. Das traut ihm keiner aus dem Vorstand zu. Willy ist halt das schwarze Schaf der Familie. Zurzeit erhält er ein reichhaltiges Taschengeld, das es ihm erlaubt ordentlich auf die Kacke zu hauen und seine Ganz bei sich zu beherbergen. Es ist Weihnachten – Zeit des Gebens – und da Frau Berghoff nicht erscheint, wird einfach ohne sie die Zeit zwischen den Jahren bis zur Besinnungslosigkeit gefeiert. Und zwar so sehr, dass erst nach drei Tagen realisiert wird, dass der Gastgeber fehlt. Der Willy is wech von hier.
Und dass dieses Verschwinden wohl nicht ganz freiwillig vonstattenging, gerät durch die Tatsache, dass eine Lösegeldforderung auftaucht, zur bitteren Erkenntnis. Eine Mio, drei Tage. Nur wer war’s? Die Ironheads – „Eierköppe“ genannt – eine Nazigang, die sich mit militärischen Spielchen auf Trab hält? Oder die Chinesen aus Amsterdam, die durch Kristof eines ihrer Fohlen verloren haben? Eine andere Bande, denen die Stormfuckers irgendwie, irgendwo, irgendwann (wir sind im Jahr 1985) in die Quere gekommen sind? Willys Familie kann nicht angezapft werden, die lebt nicht mehr. Das eigentliche Erbe wird derzeit noch vom Familienanwalt verwaltet – wie soll das Lösegeld aufgetrieben werden? Die Stormfuckers sind da sehr flexibel in ihren Ideen. Doch schon die erste Idee auf der Pferderennbahn groß abzukassieren, scheitert einen Meter vor dem Ziel. Der Gaul stürzt, der Jockey fliegt, der Einsatz verschwindet.
„Der Willy ist weg“ lässt sich nicht in einem Zug durchlesen. Ab und zu muss man absetzen und die Sprachgewalt Jörg Juretzkas auf sich wirken lassen. Dann wird “Der Willy ist Weg“ zum echten Lesegenuss.
Wer Kristof Kryszinski kennt, weiß, dass es Situationen gibt, in denen man sich den findigen, doch oft auch zugedröhnten Ermittler nur schwerlich vorstellen kann. In gesunder Bergluft zum Beispiel. Oder als Mitarbeiter der Polizei – undenkbar. Auch ein gesundes Äußeres traut man ihm einfach nicht zu. Und doch wird Kryszinski in diese Hölle geschickt!
Menden, sein spezieller Freund bei der Polizei macht ihm ein Angebot. Er kann ablehnen, doch er braucht die Kohle. Als Undercover-Ermittler inmitten von Kriminellen und Behinderten eine Bergtour in Bayern. Als Krimineller, Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz, muss er sich nicht mal groß verstellen. Resozialisierungsmaßnahme. Aber nur für die Anderen! Kryszinski hat so was nicht nötig. Oder doch?
Kristof Kryszinski findet auch gleich Freunde. Toni, den Bergführer, der ihn fragt, ob die Basketball-Schuhe an seinen Füßen das einzige Paar Schuhe wären. Eine Frau Doktor im Rollstuhl, die ihn gleich auf seine leere (was sonst?!) Büchse Bier anspricht. Atze, Ex-Biker aus Brandenburg, üble Gesellen, diese Gang. Und … Horst! Schlinger-Horst, von den Stormfuckers, Kryszinskis Bikergang. Keine Woche ohne Unfall. Der Horst! Kryszinski ist undercover, was er Horst natürlich nicht verraten darf. Beide sind unerwartet hier. Horst als Behinderter, und Kryszinski als Rückfälliger.
Toni hat Kryszinski auf dem Kieker. Die Sportschuhe sind dem Naturburschen ein Dorn im Auge. Genauso wie der Inhalt von Kristofs Reisegepäck. Alles konfisziert! Eigentlich müsste er Kristof zurück ins Tal schicken, aber es bleibt halt wenig Zeit. Hier in den Schweizer Alpen kommen Winter und Nacht schneller als man denkt. So macht Toni Druck, dass alle schnell ins Basislager kommen. Apropos Zeit. Die ist für Toni nach dieser Nacht abgelaufen. Tot. Als er in die Wand wollte. Warum nur? Blöd nur, dass dabei auch sein Handy mit ihm in die ewigen Jagdgründe einging. So sind sie nun völlig abgeschnitten, was halbwegs nach Zivilisation riecht.
Und es kommt noch besser. Die Gruppe reduziert sich beständig um das eine oder andere Mitglied. Jeder, der noch Eins und Eins zusammenrechnen kann, bestimmt schon den Zeitpunkt seines Ablebens. Dann kommt Kristof Kryszinski dem Geheimnis auf die Spur. Jeder, der „Expeditionsteilnehmer“, der noch am Leben ist, ist nicht zufällig hier…
Triefend blutig bammelt er in der gesunden Seeluft. Tropf, tropf. Selbstmord! Klar! Was Sonst! Der Erste Steward der Equinox wurde geköpft. Und da der Kapitän des Kreuzfahrtschiffes sagt, dass es Selbstmord war, und er immer recht hat, war es eben Selbstmord. Kryszinski traut seinen Ohren nicht. Wie kann sich einer selbst die Rübe abhacken? Er und Jochen haben aus der Not eine Tugend gemacht und haben auf der Equinox als Detektive angeheuert. Ein halbes Jahr, immer von Nord nach Süd, Kapkreuzfahrt, vom Nordkap nach Kapstadt, sollte reichen, um die Albaner außer Reichweite zu halten. Die wollen Kryszinski an den Kragen. Hier auf hoher See läuft alles gesittet ab. Bis, ja bis Steward und Kapitän den Kopf verlieren und Kryszinski den Fall übernehmen muss.
Und als wäre das nicht genug – so ein Fall mit so einer Leiche hat man schließlich nicht alle Tage – taucht auch noch Scuzzi auf. Der Grund, warum die beiden Ermittler die rede hoch und runter schippern. Wegen Scuzzi, und weil er ihn so gut leiden kann, hat sich Kryszinski mit der albanischen Drogenmafia angelegt, ihnen die Bullen aufs Grundstück gehetzt. Vorsicht ist besser als ins Gras beißen. Scuzzi hat sich mit ihnen eingelassen und wurde übers Ohr gehauen. Kryszinski half und hofft auf das Vergessen.
Die Leiche an Bord soll fach- bzw. seemännisch entsorgt, d.h. hübsch verpackt der wogenden See übergeben werden. Dem Ermittlerduo bleiben nur wenige Stunden. Doch die beiden verbringen diese Zeit lieber mit tiefschürfendem Philosophieren, wobei Jochen eine ganze eigene Art dies zu tun: Allohol. Er säuft sich die Hucke voll, während Kryszinski versucht den Fall zu analysieren. Und dann eben noch Scuzzi… Und Antonov (großartige Idee den angestammten Sicherheitsbeamten an Bord eines Schiffes nach einem Flugzeugingenieur und Flugzeugtypen zu benennen), der hoch schwer den beiden nicht über den Weg traut und sie lieber von Bord hätte als um sich. Kapitän Zouteboom will Ruhe haben und Dr. Köthensieker (wieder so ein großartiger Name) hält aus Erfahrung an seiner wirren These des Selbstmordes fest.
Kristof Kryszinski wollte einfach nur raus, weg von der Gefahr. Ein paar schöne Wochen verbringen, saufen, entspannen und … Was er gebucht hat, bekam er nicht, eher das Luxuspaket mit hoher Selbstbeteiligung. Er macht das Beste draus: Saufen, Entspannung und … den Fall lösen.
„Kommt ein Männlein geflogen, setzt sich nieder auf meine Motorhaube. Hat keinen Zettel im Schnabel, vom Täter leider kein Gruß.“ Wäre Kristof Kryszinski in „Normalform“, also irgendwie von irgendwas total zugedröhnt, würde er über die Adaption des Kinderleides lachen. Doch durch seinen Körper fließt – ganz gegen die Alltagsregeln – nur Zuckerwasser aus Bullendosen. Der Toyota hat ‘ne Riesesenschramme und – apropos Bullen: Die sind mit einem „Das-Musste-Ja-So-Kommen“-Grinsen im Gesicht schon da. Tja das war’s dann wohl, mit dem Wagen und dem Lappen. Es klingt wie Hohn in den Ohren aller Beteiligten, als der abgerockte Schnüffler meint: „Es war Mord!“. Kristof Kryszinski ist zurück! Und steckt schon in der Scheiße. Wie weit? Bis zum Hals! Und die wirklich Gelackmeierte ist die Katze, die nun vergeblich auf ihr Fressi wartet, das ihr Herrchen extra für sie an der Nachttanke geholt hat.
An dieser Stelle ist der Leser noch nicht einmal bei fünf Prozent des Krimis und ist schon mitten im Geschehen und hochspannenden und hochgradig bewegenden Wortschwall des Autors. Man braucht schon einen verdammt guten Grund jetzt das Buch beiseite zu legen. Pipimachen sollte es mindestens sein…
Selbst die Kommissare Menden und Hufschmidt, die mit Vorliebe Kryszinski auf dem Kieker haben, wissen, dass er auf eigene Faust ermitteln wird. Da er seinen Lappen wieder hat, schließlich fand sich ausnahmsweise mal kein Alkohol oder was anderes in seinem Blut, braucht er nur noch einen fahrbaren Untersatz. Den holt er sich bei einem ehemaligen Auftraggeber, der ihm noch ‘ne Stange Geld schuldet. Klar, dass der davon nicht begeistert ist, und daraufhin seine Gorillas in Kryszinskis Dschungel, sprich „Behausung“ schickt. Zum Glück hält dessen Körper einiges aus…
Die Identität des fliegenden Toyota-Zerstörers ist auch schnell geklärt. Ein Russe soll es sein. Mit abgelaufenem Visum. Na, das ist doch mal ein Ansatz! Dimitrij Jalnikow, heißt er, ist verheiratet mit Anoushka. Und die steht bzw. liegt vor Kryszinskis Tür! In ihrer Reinheit so klar wie ein jungfräulicher Gebirgsbach und von umwerfender Offenheit. Dimitrij wollte ihr gesamtes gemeinsames Erspartes in Deutschland investieren. Worin, weiß sie nicht. Für Kryszinski steht fest: Der Frau muss geholfen werden! Ganz ohne Hintergedanken. Aber wenn sie … dann .. naja, erstmal ermitteln.
Bis über beide Ohren verknallt, bis zum Hals in Schwierigkeiten – Kryszinski ist keiner, der nun die Beine in die Hand nimmt oder aus seinem Herzen eine Mördergrube macht. Die Bullen im Nacken, genauso wie die Hells Angels – ein Mitglied wurde fachmännisch gepfählt und Kryszinski wagt sich in die Höhle des Löwen. Tja, was macht man da?
Jörg Juretzka lässt Kristof Kryszinski von der Leine. Fast scheint es, dass er und die Kommissare Freunde werden. Selbst der Pathologe ist auf seiner Seite. „Bis zum Hals“ bietet das ganze Know How eines Krimis auf. Schläger, Killer, dubiose Übersetzer, Glücksritter und Femme fatale. Was will man mehr?
Kryszinski goes south. Raus aus dem Pott – ob das klappt wird sich noch zeigen. Gen Spanien soll es gehen. Zusammen mit Scuzzi, dem Dealer seines Vertrauens. Drei Tage unterwegs, um Schisser zu suchen. Der sollte für die Stormfuckers, dem Motorradclub, dem auch Kryszinski angehört, eine Ranch in Spanien kaufen. Doch von ihm fehlte bislang jede Spur. Und auch von hundertachtzigtausend Ocken. Die Stormfuckers wollten hier unten im sonnigen Süden eine Ruheoase aufbauen.
Nach über zweitausend Kilometern im neu angeschafften Wohnmobil sehen sie Licht am Ende des Tunnels. Die Fahrt ist fast vorüber, die Costa de la Luz erreicht. Und Kristof Kryszinski wäre nicht er selbst, würde die erste Rast nicht an einem ungewöhnlichen Ort stattfinden. Ein Campingplatz. Doch nicht irgendeiner. Ein Hippie-Campingplatz. Total groovy hier – der Titel ist Programm. Sie werden von Vishna begrüßt, einer Aussteigerin, die das gesamte Hippietum in sich vereint. Inklusive fehlendem Klamottenzwang. Scuzzis Wünschelrute wedelt heftig. Kryszinski ist da eher nüchtern. Ein Zustand, der ihm überhaupt nicht behagt. Als er dann auch noch erfahren muss, dass Bier hier absolute Mangelware ist, geht seine Stimmung vollends flöten. Selbst gekelterter Wein ist das Einzige, was ihm im Headshop angeboten wird. Ach ja, Handyverbot herrscht auch noch! Wie sollen sie da mit den Stormfuckers daheim Kontakt halten? Und wie soll sie Schisser erreichen? Sofern er es noch kann. Denn die leise Vermutung, dass Schisser nicht mehr am Leben sein könnte, macht die Runde.
Die Idylle der Kommune trügt. Alice, eine Kommunardin, die Einzige zu der sich Kristof irgendwie hingezogen fühlt, darf den Campingplatz nicht verlassen. Man setzt sie massiv unter Druck. Alles nur zu ihrem Besten, wie die Ober-Hippies meinen. Und am besten ist es auch, wenn sie keinen Kontakt zu Kristof hat. Der scheint nämlich ein Spion zu sein. DEA. Mindestens. Ausgerechnet Kristof Kryszinski!
Auf der Suche nach Bier und Schisser hat der Privatermittler genug Zeit sich Gedanken zu machen. Der Campingplatz ist ehemaliges Militärgebiet. Ein Haufen Munition liegt in der Bucht. Hochexplosiv! Ist das die Bucht, von der Schisser berichtete? Und ein Haufen Gauner teilt sich hier den Immobilienmarkt. Zuerst mal die Hand aufhalten, dann auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Sehr lukrativ! Nach und nach fügt Kryszinski ein Puzzleteil ans andere.
Hippies, Biermangel, Stress in der Heimat, Sonne, Strand und ein Geflecht aus Pott (!), Erpressung und Menschenhandel. Bis auf Letzteres eigentlich ein El Dorado für Kristof Kryszinski. Doch dieses Mal liegen die Dinge anders…
Was tun, wenn einem der Vorgänger aus dem zehnten Stock mit weit ausgebreiteten Armen entgegen fliegt? Stehen bleiben? Doof glotzen? Aus der Deckung hervor preschen und die Taschen nach Brauchbarem durchforsten? Alles zusammen begegnet Kristof Kryszinski im Wohnpark Nord in Mülheim. Dort, wo er jetzt als Hausmeister arbeitet. Neue Karriere? Mit Nichten. Undercover. Eine Einbruchsserie lastet auf dem als nicht gerade als Musterstadt vorzeigbaren Block. Und Kryszinski soll sie aufklären. Seinen Vorgänger hat man vorsichtshalber entlassen. Der hat es so gut verkraftet wie möglich. Die Entlassung hat ihm fast Flügel verliehen… Von Zehn auf Null in drei Sekunden.
Üfes und Sien sind die beiden Ersten, die Kryszinski kennenlernt. Zwei junge Rotzer, die zwei flinke Hände und Zungen haben. In Sachen Erpressung finden sie aber schnell ihren Meister in Kryszinski. Ein großes Maul hat der auch.
Das braucht er auch, denn die Hoodies, die wohnblockeigene Gang setzt dem „Hausmeister“ ganz ordentlich zu. Während er mit den beiden Rotznasen noch halbwegs vernünftig reden konnte, sind die Hoodies eine Spur renitenter, ungehobelter und aggressiver. Besonders Metin, der Anführer der Gang macht keinen Hehl daraus, dass er Kryszinski nicht respektiert, ihn lieber heute als morgen hier weg haben möchte. Tot oder lebendig. Das is nich nur so’n Spruch!
Die Einbruchsserie reißt nicht ab, Yves und Sean, so heißen Üfes und Sein wirklich, stehen als Übeltäter fest. Kryszinski sieht keinen anderen Ausweg als das Jugendamt einzuschalten. Ihre Mutter ist dauerbedröhnt, ihr Gatte – und nicht deren Vater – sieht sich als Opfer einer infamen Intrige gegen ihn und seine Initiative gegen Kriminalität und Vandalismus seitens der Wohnungsgesellschaft, sind nicht in der Lage der beiden Herr zu werden. Und schwupp sind die beiden im Heim.
Das schlechte Gewissen meldet sich bei Kryszinski. Das war doch nicht nötig! Die beiden Jungens haben es zwar faustdick hinter den Ohren, aber gleich zu solch drakonischen Maßnahmen zu greifen? Er versucht zu retten, was zu retten ist. Zu spät! Auf einmal sind die Behörden wie Windhunde. Die Beiden sind schon bei einer Pflegefamilie untergekommen, teilt im Frau Wittig vom Jugendamt mit. Das hat selbst der findige Ermittler noch nicht erlebt. So schnell? So effektiv? Da stimmt was nicht.
Die Spürnase nimmt Witterung auf. Und führt ihn nach Luxemburg. Bei den Reiffs in Echternach haben die beiden Jungens ein scheinbar idyllisches neues Zuhause gefunden. Kryszinski kommt einer Sache auf die Spur, bei der es selbst dem hartgesottensten seiner Biker-Kollegen den Magen umdrehen würde. Höchste Eisenbahn diesen Widerlingen das Handwerk zu legen. Kryszinski weiß um die Gefahr, doch nicht um der beiden Jungen willen, deren Schicksal nun allein in seiner Hand liegt, legt er sich mächtig ins Zeug.
Jörg Juretzka lässt seinen Kryszinski mit fortschreitender Dauer immer ernster werden. Die schnoddrige Art weicht Angewidertsein und nüchterner (Kryszinski muss dieses Mal einfach nur funktionieren) Konzentration. Auf Behördenhilfe kann Kryszinski wohl nicht bauen. Aber das hat er auch nicht erwartet…
Marx macht Macht. Und Dr. Marx macht, dass es bei Kristof Kryszinski wieder aufwärts bzw. nicht noch weiter abwärts geht. Denn der Ermittler braucht – wie immer – dringend einen Auftrag, braucht Kohle. Dr. Marx kennt er noch von seiner Bergtour, von der einige nicht mehr zurückkamen. Er trifft sie wieder als er Alfred, der er noch von eben dieser Bergtour kannte, bei ihr abliefert. Im Wald hatte er ihn aufgegabelt. Zugeklebt wie ein Postpaket und übersät mit Ameisen. Was er um diese Zeit dort machte, interessiert auch Menden. Der Kommissar ist jedes Mal hellauf erfreut Kryszinski zu sehen, seine Sprüche versüßen ihm den Tag. Doch Kryszinski hält dicht. Objektschützer soll er werden, wenn er das Angebot von Frau Dr. Marx annimmt. Logisch nimmt er an, es bleibt ihm ja keine Wahl.
Zwei weitere Umstände zwingen ihn förmlich in den neuen Auftrag. Zum Einen steht Scuzzi bei ihm vor der Tür, sein Dealer des Vertrauens. Der hat seine Bude abgefackelt als er wieder mal mit dem Joint in der Hand eingepennt war. Dieses Mal allerdings mit verheerenden Folgen. Zum Anderen hat Kryszinski Mietschulden. Und die werden ihm nun zum Verhängnis, als der Gerichtsvollzieher ihn aus der Wohnung zerrt. Eine Unterkunft in einer Anstalt, in der geistig und körperlich Behinderte sowie Alte ihr Leben fristen. Und dazu noch bezahlt. Doch der Auftrag hat auch seine Tücken. Die Anstalt soll modernisiert werden. Werner Jankowski, der Polier, Kristof Kryszinski kennt ihn aus vergangenen Zeiten, erzählt ihm, dass hier auf dem Bau geklaut wird. Und zwar in ganz großen Stil. Die Bewohner der Siedlung, die sich mehr oder weniger an das Anstaltsgelände anschließt, sind überhaupt nicht begeistert von dem Bauvorhaben. Und sie haben ihre eigenen Strategien… Ach ja, Scuzzi ist auch mit von der Partie. Wo soll er denn sonst hin?
Und dann geht alles ganz schnell. Kryszinski kann sich vor Arbeit kaum retten. Eine Versicherung bietet ihm an für zehn Prozent der Versicherungssumme einen alten Bugatti aus den Dreißigern zu beschaffen. Commissaire Leblanc aus Luxemburg bittet ihm bei der Suche nach einem pakistanischen Jungen zu helfen, der wahrscheinlich in die Fänge eines den beiden wohlbekannten Pädophilen geraten könnte. Drei Dinge auf einmal, geht das? Alle drei Jobs entpuppen sich als wahre Überraschungseier.
Jörg Juretzka lässt Kristof Kryszinski noch einmal die Vergangenheit aufleben. Ein bisschen „Fallera“, ein bisschen „Rotzig & Rotzig“ – er mixt aus der neuen Situation und bewährten Geschichten etwas ganz Neues. Und mittendrin: Kristof Kryszinski in der schwierigsten Zeit seines Lebens.
Aus. Schluss. Ende. Kristof Kryszinski ist nicht länger Privatdetektiv. Vorbei die schönen Zeiten als er mit dem Toyota durch den Pott heizte, zwielichtigen Gestalten einheizte und sich allzu oft die Finger verbrannte. Kristof Kryszinski ist jetzt Wirt! Ein ruhiges beschauliches Lebensende, begonnen in der Mitte des selbigen, sehnt er herbei. Während Lola Lola von Männer umschwirrt wird, wie Motten das Licht, so zieht Kristof Kryszinksi das Unheil an wie niemand anderes sonst.
Die Kneipe an exponierter Lage in Mülheim, Bahnhofsgegend, hat er günstig vom Vorbesitzer übernommen. Ihm war die Gegend zu unheimlich im wahrsten Wortsinne geworden. Nun ist Kryszinski Schankwirt und Problemmüllhalde in Einem. Auch davon muss man sich ab und zu eine Auszeit gönnen, und so verschlägt es Kryszinski, Barbesitzer, ins Land des Weines und des Genusses. An der französischen Atlantikküste lässt er die Seele baumeln. Struppi, sein treuer Begleiter, hat eine alles vernichtende Diagnose erhalten: Krebs. Es sollen ein paar unbeschwerte (letzte) Tage werden. Und die werden es auch bis Kristofs Spürnase ein Päckchen entdeckt. Nicht groß, so an die zwanzig Kilo. Fast schon paranoid mit Klebeband verschlossen, nimmt er das Styropor-Päckchen an sich.
Natürlich weiß er, was drin ist. Oder hat zumindest eine Ahnung. Und damit verbunden eine große Hoffnung. Vorbei an allen Kontrollen, gewitzt die französischen Behörden geblufft, schafft er es in die Heimat. Scuzzi, wer sonst, könnte ihm den Wert beziffern und den Inhalt an den Mann bringen.
Doch Scuzzi ist seriös geworden. Als Kryszinski ihn mal als Aushilfe in einer Klinik missbrauchte, fand Scuzzi Gefallen an dem Job. Scuzzi und ein Job? Willkommen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten! Scuzzi lehnt ab, die Branche habe sich außerdem geändert. Das alles ist Scuzzi zu heiß. So parkt Kryszinski das Zeug bei Geronimo. Der ist nicht nur Taxifahrer, sondern auch Waffenhändler mit besonderen Fähigkeiten. Endloses Leben mit durchlöchertem Hirn gehört leider nicht zu seinen Spezialfähigkeiten. So hat Kristof das Päckchen zwar nicht mehr an der Backe, doch alle denken er hat es. Geronimo hat es in seinem Safe versteckt.
Auch Claude Honka, seines Zeichens Profikiller sucht nach dem Päckchen. Und er lässt Kryszinski die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Nicht die killermäßige Aufmachung mit Schlapphut lassen Kryszinski erschauern, sondern das knappe Ultimatum, das ihm von Honka gestellt wird. Ohne viel Federlesens sind sich beide einig: Kryszinski muss sich in acht nehmen, Honka muss schnell handeln. Denn auch eine äußerst ungemütliche Gang von feuerstuhlfahrenden üblen Gesellen hat Wind von der so sicher verpackten Sendung erhalten.
Ein Haus mit Pool, Meerblick, wenig Arbeit, ein sorgenfreies Leben und ab und zu mal einen Whiskey am Mullholland Drive. Passt da Kristof Kryszinski hin? Nö. Für ihn reicht es inkognito zwar zum Meerblick, ab der Fusel wird in der Mullholland Bar eingenommen. Und die Arbeit nimmt auch überhand. Und Pool? Nee, muss nicht sein. Und Villa? Naja, chtundzwanzig Quadratmeter mobiles Eigenheim mit geschmackvollem Blech- und Plastikcharme. Klingt schon eher nach Kristof Kryszinski, oder?!
Ja, Kristof ist inkognito. Er ist jetzt Lette. Auf einer portugiesischen Werft. Klar, was sonst. Er musste ja unbedingt der Mafia in Marseille das Pulver stibitzen. Hat denen überhaupt nicht gefallen. Jetzt sind sie hinter ihm her. Zum Glück suchen die nicht nach Nepomuk Blaumanis. Aber vielleicht sucht ja jemand anderes nach Nepomuk. Angeblich ist er tot. Seinen Pass jedenfalls hat Kristof Kryszinski.
Das Leben plätschert so dahin am Atlantik. Kristof findet immer irgendwas, um den einen oder anderen schmalen Taler an Land zu ziehen. Ein Service für Surfer soll es nun sein. Doch dazu braucht man eine Genehmigung, für die muss man den Pass vorlegen. Und der hält nur einer sehr oberflächlichen Betrachtung stand.
Es passiert wenig im Moment in Jerusalé, Portugal. Bis Scuzzi auftaucht. Der Hoflieferant für Substanzen aller Art. Sandkastenfreundschaft von Kristof. Die Wiedersehensfreude hält sich in Grenzen. Denn wo Scuzzi ist, folgt das Chaos im Schlepptau. Scuzzi hat Urlaub, feiert Überstunden ab, sagt er. Er sagt aber auch, dass er nichts ganz freiwillig hier ist. Irgendwas mit Drogen, was’n Wunder!
Zusammen ziehen die beiden los, und auch so manches Unheil an. Und die Frauen. Chi Li heißt so ein Gift. Der Name ist Programm. Kristof ist sich nicht sicher, ob er ihre Lebensgeschichte glauben soll. Sie sei Profi-Pokerspielerin. Killer würde ihr aber auch gut stehen, meint der misstrauische Ex-Privatdetektiv. Er hat sein Areal in Sicherheitszonen eingeteilt. Bis zu welcher kann er ihre Anwesenheit zulassen? Mit einem Auge immer nach links und rechts schielend sondiert Kryszinski die Umgebung nach Fahrzeugen mit Marseiller Kennzeichen. Nichts zu sehen. Ist Chi Li wirklich die, für die sie sich ausgibt?
Ein Abenteuerroman für ganz große und ausgeschlafene Jungs ist „Trailerpark“. Mit Witz und Mumm geht Kristof Kryszinski ein ums andere Mal der Arsch auf Grundeis. Denn mit den Marseillern ist nicht gut Kirschen essen. Am Ende muss Kristof einsehen, dass er wieder einmal Schwein gehabt hat, doch das Licht am Ende des Tunnels noch weit entfernt ist. Wegducken wird wohl nicht reichen. Abtauchen schon eher…
Ist fast ein bisschen wie Urlaub! Abtauchen, in die Ruhe hinabgleiten. Geschützt in einem Boot. Die Aussicht genießen. (Mehr oder weniger) willige Helfer sorgen dafür, dass auch wirklich was zu sehen ist, und man doch nicht in Gefahr gerät. Urlaub eben!
Bei Kristof Kryszinski ist aber alles ein bisschen anders. Er gibt weniger als einen Sch… auf Konventionen. UndUrlaub kennt er nicht. Und wenn er abtaucht, dann bestimmt nicht in türkisblaues Wasser, um exotische Geschöpfe anzugaffen! Im Nahen Osten ist er nun unterwegs. Libanon, Syrien, zusammen mit allerlei dunklen Gestalten, die mehr Leben und noch mehr Tod gesehen haben als es gut für eine menschliche Seele ist. Sie sind nun seine Kollegen von Europol. Kryszinski und Bulle?! Ja klar! Doch es ist so. Operativer Mitarbeiter, OM, ist er jetzt. Eine Art projektbezogener freier Mitarbeiter im Kampf gegen die Gauner, Mörder, Drogendealer, Menschenhändler. Und die haben noch lange nicht aufgegeben.
Schon auf dem Flug in sicherere Gefilde platzt die Bombe. Naja, eigentlich ist es eine Rakete. Und sie explodiert auch nicht. Doch die Tragfläche des Flugzeuges ist ganz ordentlich ramponiert. Ein „Gefährte“ meint darin einen Anschlag auf sich zu erkennen. Kryszinski bringt das aber nicht aus der Ruhe. Denn vor ihm liegt noch ein ganz andres Abenteuer. Denn er wird sich ins Gebiet der Chiens du nord begeben. Und die haben noch eine Rechnung mit ihm offen…
Der Clan der Chiens du nord lebt nach ganz strengen Regeln. Eine Verfehlung und du bist nicht nur raus, sondern Geschichte. Angeführt werden die Rauhbeine von einem Familienrat, der aus zwanzig Leuten und der Witwe besteht. Und genau denen muss Kristof Kryszinski nun ein Bein stellen. Fast allein sogar. Fast, denn da sind ja noch die Stormfuckers.
Kryszinski auf der richtigen Seite des Gesetzes – ein Lacher. Oh ja. Die große Klappe hat er sich behalten. Hufschmidt, der schon immer auf dieser Seite stand, ist nun ein Verbündeter. Jörg Juretzka treibt ein ganz böses Spiel mit seinem Helden Kryszinski! Doch er lässt ihm genug Luft zum Atmen und Hakenschlagen. Mit viel (Wort-)Witz – Stichwort fummfummtene reifen … köstlich! – schlagen die Guerilla-Stormfuckers dem Platzhirsch im Quartier ein Schnippchen. Eines, das weh tut!
Der ehemalige Privatdetektiv wird erwachsen. Ein knallharter Clan, der vor nichts zurückschreckt und für den das Wort Erbarmen aus dem Wörterbuch gestrichen wurde, eine kleine Weltreise, Zusammenarbeit mit Behörden … klingt so gar nicht nach Kristof Kryszinski. „Tauchstation“ ist aber ein waschechter Ruhrpott-Krimi á la Juretzka.
Kristof Kryszinski im Ruhestand – so mit aufm Balkon sitzen, im Schaukelstuhl – darüber wachen, dass es in er Nachbarschaft gesittet zugeht – mit ’nem Bier in der Hand … verdient hätte er es. Doch lieber würde er wohl ins Gras beißen also leben zu müssen. Nee, nee, Kristof braucht zwar dringend mal eine Auszeit. Schon ein Dutzend mal wurde er verfolgt, verprügelt, in die Luft gejagt, belogen, benutzt … und immer wieder landete er auf den Füßen – eine Katze hat nur neun Leben. Nee, nee für Kristofs Erholung braucht es etwas anderes. Sahara, mit ’nem umgebauten Militärtruck. Düne hoch, Düne runter. Und immer dabei: Bella, seine Hündin. Zwei Spürnasen auf dem Weg nach Nirgendwo. Ab und zu kommt eine Nachricht rein. Vermisste Person. Alter, Anzahl, gefahrenes Auto etc. und Kristof findet sie dann – Privatdetektivfeierabendinderwüstebeschäftigung. Kristof Kryszinski ist der, den man engagiert, wenn man in der Wüste Leute sucht. Hobbyarchäologen, Edel-Abenteurer mit dicken Geldbeuteln und noch dickeren Luxusgeländewagen. Er trifft dabei auf Schmuggler, Glücksritter und solche, die es sein wollen. Manche bewaffnet, meistens sind sie aber tot.
Und manchmal findet er sogar Menschen, die er gar nicht sucht. Aus gutem Grund. Wie zum Beispiel Jamilah, eine somalische Göre mit einem Baby im Arm. Plappert unentwegt. Das kann Kristof Kryszinski jetzt noch gebrauchen. In der Endlosigkeit der Wüste eine, die ihm erzählt wie das Leben funktioniert. Wenn er sich ihr Gepäck betrachtet – Chucks, Rollkoffer, Kreditkarte, Pistölchen – weiß er, dass die ruhigen Tage in der Wüste vorbei sind. Wenn er wüsste wie recht er doch hat…
Jörg Juretzka schickt Kristof Kryszinski in die Wüste. Ein Schreckensszenario! Doch alles halb so wild. Kristof Kryszinski ermittelt in der Einöde der Sahara. Der echten Sahara. Nicht der des Ruhrpotts, wo an Wochenenden verpassten Meisterschaften und Abstiegsängsten ein oder mehrere Pilsken entgegengestemmt werden. Die Schnodderschnauze hat er immer dabei. Dieses Mal ist es ein bisschen anders. Der Schnüffler braucht tatsächlich mal Ruhe. Das offene Ende einer AK bringt sein Blut schon lange nicht mehr in Wallung. Doch wenn unter seinem Fahrzeug eine Frau schluchzt, vermeintlich Eingeweide in ihren Händen hält – keine Angst, es ist ein Baby, der erste Eindruck war wohl doch mehr dem Sonneneinfall geschuldet – dann ist er zur Stelle. Auch wenn die Frau ihm gehörig auf die Nerven geht. Den Rattenschwanz an Problemen und Gefahren, den sie wie selbstverständlich hinter sich herzieht, muss Kristof Kryszinski erst mal abschütteln. Für einen wie ihn sollte das doch aber kein allzu großes Problem darstellen… Ein echter Juretzka, den man auf gar keinen Fall verpassen darf.