Fremde und Brüder, Lewis Eliot – England

„… und er wuchs zu einem stattlichen jungen Mann heran“, so kurz und nichtssagend könnte man die Romanreihe – und auch schon diesen imposanten Auftakt – zusammenfassen. Doch das Leben von Lewis Eliot, endlich mal ein englischer Name, bei dem man nicht permanent nachdenken muss, ob er mit zwei LL oder zwei T oder beidem geschrieben wird, einfach nur E-L-I-O-T, ist weitaus komplexer.

Er wächst in Leicester auf. Der Familie geht’s soweit ganz gut, solange der Vater ein Einkommen hat. Tante Milly, die Schwester des Vaters ist das komplette Gegenteil von Eliots Eltern. Missgünstig, herablassend, voreingenommen. Eine von der Sorte, die immer schon alles vorher wussten und Hilfe nur dann anbieten, wenn sie des Ruhmes gewiss sind. Lewis Eliot wächst wie man so schön sagt, wohlbehütet auf. Er genießt alle Freiheiten, die einem Kinde angediehen werden müssen, kommt aber auch nicht um die Strenge der Erziehung herum.

Das College ist für ihn ein leichtes Ziel. Auch wenn er hier merken muss, dass der einstige Klassenprimus hier nur einer von vielen ist. Tante Milly hatte es ihm schon vor Jahren prophezeit… Hier läuft ihm Sheila über den Weg. Lewis Eliot ist vom ersten Blick an Hin und Weg. Sie ist es. Sie muss es sein. Sie wird einmal … wohl eher nicht. Die erste Niederlage im Leben des Lewis Eliot? Vielleicht. Sie liebt ihn nicht. Sie kann es nicht. Sie kann nicht lieben. Eine Situation, mit der er nicht umgehen kann.

„Zeit der Hoffnung“ wurde von Charles Percy Snow als dritter Roman der Reihe „Fremde und Brüder“ geschrieben. Aufgrund der zeitlichen Abfolge gilt er als Startschuss der Reihe, die zwischen 1940 und 1970 geschrieben wurde.

England in den Jahren 1914 bis 1933: Der Krieg hat begonnen, ein Ende ist nicht abzusehen. Genauso wenig die Goldenen Zwanziger und der aufkommende Faschismus, der auch in England breite Zustimmung finden wird. In diese Zeit hinein geboren, muss sich Lewis Eliot mit Akademiker genauso herumschlagen wie mit der unerwiderten Liebe und familiären Angelegenheiten. Das Brot, an dem er zu knabbern hat ist hart und geschmacklos. Doch die Zuversicht in absehbarer Zeit daumendick Butter auf dieses Brot zu streichen, stachelt ihn unentwegt an, lässt ihn so manche Niederlage verdauen.

Die Verbindung von Autor und Protagonist ist schnell aufgedeckt, liest man sich die Kurzbiographie des Autors durch. Er studierte, lehrte, sprach sich gegen die flächendeckende Bombardierung Deutschlands aus, war Mitglied es Houses of Lords – kannte also den akademischen Betrieb Englands aus dem ff. Dieses Fachwissen und das seltene Talent Geschichten zu erzählen, machen den Zyklus „Fremde und Brüder“ zu einem reichhaltigen Erlebnis.