Ging man als Frau noch vor achtzig, neunzig Jahren in das Büro eines Breiwäteihs, irgendwo in Njuhjoork oder Ellehh konnte man davon ausgehen, dass man als Püppchen oder Missy bezeichnet wurde. Da konnte man noch so selbstbewusst sein. Irgend so ein Sam Spades oder Philipp Marlowe lauert garantiert hinter der Milchglasscheibe. Aber man konnte genauso davon ausgehen, dass das Anliegen prompt und zur Zufriedenheit aller gelöst wurde.
Heute geht man zu einem Ameisenbär. Klar, mit der Nase ist er ja prädestiniert selbige in die Angelegenheit hineinzustecken und dabei allerlei herauszu… finden, zu erschnüffeln … den Fall zu lösen. Unlösbare Fälle gibt es für Detektiv Afri Ameisis nicht.
Nita Nasoni betritt das Büro des abgehalfterten Schnüfflers. Sie stammt aus dem noblen ersten Ring. Die Stadt ist in Ringe unterteilt. Je geringer die Zahl, desto gehobener ist die Stellung der Familie. Afri Ameisis lebt im dritten Ring. Weiter draußen geht nicht. Kurzum: Für ihn kann es demzufolge nur nach Oben gehen. Jedenfalls vermisst Nita Nasoni ihre Tochter Naomi. Sie wurde entführt. Ein lohnendes Objekt, wenn man bedenkt, dass Nitas Gatte ein hohes Tier in der Finanzbehörde ist.
Afri Ameisis springt sofort an. Fast unlösbare Fälle regen seine Phantasie an, sie gehen ihm direkt unter das dichte Fell. Er kommt dunklen Machenschaften auf die Spur, landet sogar selbst hinter schwedischen Gardinen, er muss all seine Sinne zusammenhalten, um nicht in eine Falle zu tappen, aus der es kein Entrinnen gibt.
„Detektiv Ameisis: Ein fast unlösbarer Fall“ ist ein lupenreiner noir. Nichts ist wie es scheint, und trotzdem ist man immer auf der Höhe der Ermittlungen. Das beweisen unter anderem die Lesungen des Autors Matthias Kröner, der seine junge Leserschaft regelmäßig auf die Probe stellt. Wie aus der Pistole geschossen fliegen ihm dann die Antworten ihm die Ohren. Wer also meint, Krimis im Allgemeinen und schwarze Krimis im Speziellen seien nichts für junge Ohren, der irrt. Wenn Matthias Kröner zur Rätselstunde lädt, staunt man Bauklötzer (die bis in den 47. Stock reichen – dieser Vergleich ergibt sich gleich zu Beginn des Buches). Die oft zitierte Schere zwischen Arm und Reich und die damit verbundenen Vorurteile sowie die zweifelsohne bestehenden Diskrepanzen werden hier auf eine strenge und gleichzeitig für jedermann leicht verständliche Ebene gehoben.
Eine Frage bleibt jedoch unbeantwortet: Wann kommt der zweite Fall?