Ruth, Bridget, Farah, Lotte und Bessie sind wie die funkelnden Diamanten, die ihre Finger zieren müssten. Sie alle haben einiges erlebt. Vertreibung, Verlust, Verheißung, aber auch das hohe Lied auf das Leben gesungen und selbiges genießen können. Und sie haben Lebenserfahrung. Wenn sie sich einmal im Monat zum Lunch treffen, sitzt da ein knappes halbes Jahrtausend an Lebenserfahrung am Tisch. Nicht immer sind sie zu fünft. Aber immer gibt es etwas zu bequatschen, zu tratschen – in der Regel folgen sie einem Thema. Ja, die fünf rüstigen Damen geben sich immer ein Thema vor, treffen sich bei einer der Damen und erzählen. Ganz ohne Hektik, ohne übertriebene Hast, voller Freude sich zu sehen. Die grauen Zellen funktionieren bestens.
Es sind Kurzgeschichten, die Lore Segal in „Ladies’ lunch“ (hier muss der Apostroph stehen!) so geistreich zu Papier gebracht hat. Sie ist eine Meisterin darin, das Offensichtliche so knapp wie möglich zu halten, das Interessante hervorzuheben und das Unwesentliche mit unsichtbaren Buchstaben im Raum verschwinden zu lassen. Das Quintett ist weit entfernt von einer Clique garstiger Alter, die nur die Vergangenheit glorifizieren.
Sie sind sich bewusst, dass jedes Zusammensein ein besonderer Anlass ist. Sie hatten und haben immer noch ihre Problemchen, untereinander, mit der Welt, mit der Pflegekraft … mit allem, was das Leben bereithält. Doch ihr loser Zusammenhalt ist der stärkste Kitt der Welt! Nichts und niemand kann sie trennen. Sie reden offen und ehrlich miteinander. Ihr Humor ist grenzenlos und einzigartig.
Kurzgeschichten zu schreiben ist eine Kunst. Exzellente Kurzgeschichten zu schreiben, ist ein Glücksgriff. Lore Segal – selbst im magischen Alter ihrer Protagonistinnen – ist der Glückspilz, der die Kunst der Kurzgeschichten zur Perfektion erhebt. Hier passieren keine sonderbaren Dinge, die im Film mit allerlei Effekten in Szene gesetzt werden. So wunderbar (oh je, Lore Segal mag dieses Wort nicht!) normal gleiten die Worte über die Augen zum Herzen des Lesers. Kleine Weisheiten, kuriose Abenteuer, liebevolle Erinnerungen – das sind die Zutaten dieser Geschichtensammlung. Vielleicht kennt der Eine oder Andere Damen mit ähnlich bewegter Geschichte und ihre Geschichten, aber sie werden niemals so eindrucksvoll in Szene gesetzt wie beim „Ladies’ lunch“!