Good-bye für heute

Berlin 1926: Die Goldenen Zwanziger überrollen die Stadt mit Champagnerpyramiden, zu kurzen Kleidern und ausgelassener Musik. Berlin 1926, Lützowplatz: Gutbürgerliche Gegend. Hier wohnen Künstler, Aristokraten, Geldadel. Berlin 1926, Lützowplatz 4: Jean Tarnowitz – Amerikanerin mit deutschen Wurzeln – feiert gerade ihren vierzigsten Geburtstag. Zusammen mit ihren Kindern, den Zwillingen Karin und Erhard. Die geräumige Wohnung wurde vom Wohnungsamt geteilt, d.h. Wände wurden eingezogen und Untermieter zugeteilt. Die Kerzen auf der Torte brennen bereits.

Jean arbeitet und spart sich so manches vom Munde ab, um Tochter Karin das Medizinstudium an der Charité ermöglichen zu können. Erhard, ihr Sohn, hängt immer noch dem einstigen Ruhm der Familie nach. Nach dem Krieg wurde ihr Vermögen, ihre Ländereien Polen zugesprochen und nun haust man hier. Im lauten dreckigen Berlin, umgeben von Fremden, der Einfluss des Tarnowitz’ ist nicht mehr existent. Doch es regt sich Widerstand. Widerstand, dem sich Erhard nur allzu gern anschließt, um irgendwann einmal „die alte Ordnung“ wiederherzustellen. Ehre und Umsturz, Antisemitismus und Fortschrittsverweigerung sind seine Welt.

Seine Zwillingsschwester Karin hingegen sorgt sich um ihre eigene Welt. Warum sie allein ist und keinen Mann attraktiv genug findet, um sich mit ihm zu verbinden – das sind die Dinge, die sie beschäftigen.

Mutter Jean spricht ihrer erwachsenen Tochter Mut zu. Mehr kann sie nicht tun. Mehr will sie nicht tun. Mehr wird sie tun müssen…

Margaret Goldsmith zeigt in ihrem Erstlingsroman „Good-Bye für heute“ ihr außergewöhnliches Talent Alltagssituationen mit gesellschaftlicher Veränderung zu verknüpfen. Ihr Leben spielte sich genau hier ab wo ihr Roman spielt. Alle Anspielungen – Boston, Bloomsbury Farm sowie London Mecklenburg Square – sind real, wenn auch heute nicht mehr so erkennbar. Ihr Einfluss ist nachvollziehbar. So ergibt sich aus diesem Roman ein exaktes Abbild der Zeit und der Umgebung, in der sich die Autorin im echten Leben und die Heldin im Roman bewegen. Selten zuvor wurden die Zwanziger in Berlin so echt dargestellt.