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City Impressions – Venedig

City impressions Venedig

Das Verhältnis von Einwohner zu Besuchern beträgt in Venedig Eins zu Hundert. Null Komma Eins zu Eins beträgt das Preis-Seiten-Verhältnis dieses Bildbandes. Klarer Sieg für das Buch! Doch so kann man weder Venedig noch dieses Buch betrachten. Venedig sehen (und nicht gleich danach sterben!) gehört einfach in die Lebensplanung eines Touristen.

Venedig ist mathematisch nicht zu erklären. Venedig genießt man mit all seinen Sinnen. Die Augen laufen über beim Anblick der üppigen Architektur. Das Plätschern des Wassers in den Kanälen lässt den Alltagslärm fast vergessen. Der Duft, der aus den zahlreichen Restaurants strömt verbreitet Urlaubsstimmung. Ein morbider Charme zeichnet Venedig aus. Darin sind sich alle einig. Eine Zerbrechlichkeit, die im Sonnenlicht hervorbricht, bei Nacht sich dem Betrachter in ihrer ganzen Schönheit zeigt.

Auf pechschwarzem Grund präsentiert Bernd Rücker seine Eindrücke. Das Wasser und die Besucher hinterlassen ihre Spuren. Doch auch die Großen ihrer Zeit haben sich in Venedig verewigt. Heutzutage ist es Commissario Brunetti, dessen 23. Fall in diesen Tagen erscheint. Einst waren es Giacomo Casanova und Antonio Vivaldi. Amouröser Provokateur, melodischer Musiker und berechnender Polizist: Venedig ist für jeden da!

Das Buch beginnt mit einer für Venedig so typischen Szene: Ein Anlegesteg für Gondeln. Der Tau (wieder Wasser) tropft leise vom Geländer, das fade Licht der Straßenlaternen taucht die Stadt in einen mystischen Nebel. Der Dogenpalast ist nur schemenhaft als kolossale Silhouette zu erkennen. Der Markusplatz glänzt im zarten Nass der Nacht. Passend zu der Geschichte um Robert, der immer noch im Alltag gefangen ist. Die Stadt wird ihn verschlingen und ihn aufsaugen. So wie es jedem in Venedig geht.

In Einzelbildern wird sein Schicksal zu dem eines jeden Bildbetrachters. Wie im Museum, nur mit dem Unterschied, dass hier offensichtlich eine Geschichte erzählt wird. Einzelne Spots erhellen die Nacht. Lang geöffnete Blenden erzeugen eine stimmungsvolle Atmosphäre. Mit nicht ganz geöffneten Augen – ein wenig verschwommen taucht die Rialto-Brücke aus dem Nichts der Nacht auf. Leichte Wellen lassen die Nacht nicht gänzlich vorüber sein. Das Schwarz-Weiß wird gekonnt durch Farbakzente in beruhigenden Farben ersetzt.

Bernd Rücker verzaubert mit seinen Bildern den zweidimensionalen Spaziergänger durch die Lagunenstadt. Das turbulente Ringelreih der Tauben – die Touristen nur zu gern füttern und dann bitterlich dafür bestraft werden – gehört zum Alltag genauso dazu wie Souvenirkitsch rund um die bekannten Hotspots der Stadt. Es sind die kleinen Details, die diesen Band der Bildbandreihe City Impressions von Vagabond books. Kleine Risse in Mauerwerken, verwittertes Holz an den Gondeln, entspannte Gondoliere, spielende Kinder … Venedig ist so reich an Lebensfreude und Verfall wie keine andere Metropole der Welt.

Oft wird gesagt, dass abseits der Touristenpfade eine Stadt am ehrlichsten ist. Nur will da keiner hin. Keine Postkartenidylle – kein Besuch. Dass es sich lohnt Venedig weit weg von maßlos überteuerten Cappuccini und überlaufenen Sandalenpfaden zu erkunden, wird spätestens ab der Mitte des Buches klar. Hier sieht Venedig nicht mehr so geleckt aus. Hier erholt man sich vom Stress des babylonischen Sprachenwirrwarrs. Hier ist der Himmel blau, weil er blau ist und nicht weil Photoshop es so will.

In der Zwischenzeit ist Robert weiter in die Stadt eingetaucht. Und er ist nicht mehr allein. Emilio und Sarah haben sich zu ihm gesellt. Sie sind die Abwechslung für Robert während seiner Venedigtour. Bei so vielen Eindrücken muss ab und zu eine Pause drin sein. Schließlich wartet noch der Tag noch auf einen krönenden Abschluss.

Der durchbrochene Buchdeckel in Form des Umrisses von Venedig gibt ein wenig die Richtung des Buches vor. Düster und kolossal zu gleichen Teilen. Dieses Buch liest man mehrmals. Als Vorbereitung auf eine unvergessliche Zeit und nach der Rückkehr immer wieder als qualitativ (in jeder Hinsicht) hochwertiges Fotoalbum.

Die komplette Buchreihe City impressions umfasst außerdem die Metropolen Marrakesch, Rom, Paris, Lissabon, Barcelona und Istanbul und ist generell in zwei Sprachen erhältlich, deutsch / englisch und französisch / spanisch.

Claude Monet – Wasser und Licht 2016

Monet

Impressionismus – ach schon wieder so ein Wort, mit dem nur Vertraute was anfangen können. Das sind doch die, deren Bilder man nur aus betrachten kann, da sie sonst wie schlecht vergrößerte Pixel-Leichen aussehen. Ein hartes Vorurteil, dem unbedingt begegnet werden muss. Warum nicht mit einem der größten Vertreter dieser Kunstrichtung, die gern auch als die Malerei des Lichts genannt wird. Claude Monet lebte von 1840 bis 1926. Seine Bilder ziehen jeden unweigerlich in ihren Bann, der mit offenen Augen durchs Leben spaziert. Selbst Kunstunkundige schielen verstohlen auf die farbenprächtigen Gemälde. Nicht das Objekt stand im Mittelpunkt seines Schaffens, sondern das, was zwischen ihm und seinem Objekt passierte. Das ist Impressionismus, so einfach ist das!

Vor einigen Jahren erzielte „Die Eisenbahnbrücke von Argenteuil“ bei Christie’s einen Preis von über vierzig Millionen Dollar. Eines der Nachfolgebilder (Serien waren ein Charakteristikum Monets) „Die Steinbrücke von Argenteuil“ aus dem Jahr 1874 ziert den Juni dieses Kalenderjahres.

Zuvor, 1867 im wahren Leben und im Mai in diesem bildgewaltigen Kalender, zeigt Claude Monet sein Können im „Garten bei Sainte-Adresse“. Dort verbrachte er den Sommer bei seiner Familie in der Nähe von Le Havre. Der Betrachter sieht die Terrasse vom Fenster der Villa seiner Tante. Madame Lecadre versteckt sich auf dem Bild vorn unter dem Schirm. Die intensiven Farben und Flächigkeit hat er bei japanischen Farbholzschnitten abgeschaut.

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Auch für eines seiner ersten Seerosenteich-Bilder nahm er sich diese Methode zum Vorbild. Das im August jeden Raum erhellende Bild zeigt einen über und über mit Seerosen gefüllten Teich, über den sich eine Brücke spannt. Dadurch, dass die Ufer nicht zu sehen sind, entsteht ein unbestimmter Raum im Bild. Ja, so einfach ist Impressionismus.

Einen Einblick in die Seelenwelt Monets erhascht man im Dezember. Die „Felsen bei Belle-Isle“ zeigen eine wilde, rauhe, zerklüftete Felslandschaft. Die Wellen krachen lautvoll gegen die Klippen. Dem Betrachter wird die Jahreszeit bewusst.

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Einmal einen Monet besitzen ist in Anbetracht des zu zahlenden Preises für fast jeden mehr als nur ein Traum. Aber ein reichliches Dutzend, genauer gesagt: dreizehn, sich für ein Jahr in die heimischen vier Wände zu hängen, ist ein wahr gewordener Traum.

Gourmet-Welten 2016

Gourmet Welten

Himmel und Hölle liegen oft so nah beieinander. So viele himmlische Reiseziele und – wie diabolisch – so wenig Zeit. Köche rund um den Globus zaubern tagtäglich die leckersten Gerichte auf den Tisch und – ja, ein wahrhaft teuflischer Plan – die Hüften mögen jede einzelne Kalorie und geben sie nie wieder her.

Reisen bildet, Schlemmen soll eine Todsünde sein. Dann wird 2016 ein abwechslungsreiches Jahr. Der kulinarische Entdecker-Kalender „Gourmet-Welten“ ist der Auftakt in ein Jahr voll sinnlicher Erlebnisse. Germknödel und andere Mehlspeisen sind so eng mit Österreich verbunden wie Schneegestöber und der berühmte Wiener Schmäh. Nicht weniger reichhaltig sind die Erzeugnisse der Mandelernte auf Mallorca. Auch der März macht mit Pastéis de Nata aus Portugal keinen (vernünftigen) empfohlenen Bogen um das schmackhafte Hüftgold. Doch kurz nach Ostern, der April sendet die ersten Frühlingsboten, muss man schon ganz schön zulangen, um mit Sushi zu sündigen. Wir sind in Japan.

Gourmet Welten_Japan

Das Jahr vergeht Tag für Tag mit fruchtig-herben Delikatessen aus der Karibik und mediterraner Leichtigkeit. Gegen Ende des Jahres – gerade rechtzeitig, wenn es nach und nach wieder etwas kühler wird – punktet Thailand mit feurigem Street-Food. Was wäre ein kulinarischer Kalender ohne Italien? Nichts, maximal die Hälfte. Oliven, als Öl oder als Pesto, dazu eine Landschaft, die jedem ein sehnsüchtiges Lächeln ins Gesicht zaubert. Gerade noch rechtzeitig bevor Wein und Fisch aus Frankreich und Norwegen das Jahr beschließen.

Gourmet Welten_Marokko

Dreihundertfünfundsechzig Tage sind ausreichend, um die Welt lingual (lingua, lateinisch für Zunge) kennenzulernen. Wer noch Anregungen braucht, wird mit diesem Kalender ein echtes El Dorado erleben. Stimmungsvolle Landschaftsbilder und appetitanregende Abbildungen von Spezialitäten ergeben eine gelungene Mixtur aus Reiselust und Kochkunst.

Der Vatikan – Architektur, Kunst, Zeremoniell

Der Vatikan - Verborgene Schätze

Wahrlich kein Leichtgewicht! Und sicher auch kein Reiseband, den man in den Rucksack steckt, mit sich herumträgt und bei einer kurzen Rast mal kurz rausholt, um das Eine oder Andere nachzuschlagen. Dieses Buch zieht man zu Rate, wenn man Rom besucht und den Vatikan in den Fokus seiner Reise stellt. Denn nur mal einen kurzen Blick reinwerfen – sowohl ins Buch als auch in den Vatikan – dafür ist es einfach zu schade.

Die päpstliche Macht wurde nach dem Trientiner Konzil von 1563 gestärkt. Und was machen Sieger? Sie feiern ihren Triumph mit Pomp und Glanz. Der Petersdom war zu diesem Zeitpunkt schon vorhanden. Eine Kirche wie viele andere auch. Doch jetzt ging es erst richtig los. Für die nächsten reichlich sechs Jahrzehnte wurde aus der Kirche ein Prachtbau, für den das Wort Luxusbau erfunden wurde.

Wenn man durch die Hallen wandelt, seine Blicke nicht von Decken- und Wandmalereien wenden kann, kommt man schnell ins Stolpern. Bei so einem Bau, mit solch einer kolossalen Bedeutung (nicht nur für Gläubige), wurden nicht irgendwelche Gemälde gefertigt. Jedes Bild, jede Verzierung, jedes Teil hat eine Bedeutung. Oft steht der Betrachter nach anfänglichem Staunen ratlos vor dem Objekt, das er bisher niemals begehrte.

Doch nicht nur der Petersdom als primäres architektonisches Reiseziel zieht den Besucher in seinen Bann. Der Vatikan hat außer ihm noch mehr zu bieten. Die Vatikanischen Gärten, der Apostolische Palast und Berninis Kolonaden stehen dem sakralen Prachtbau in Nichts nach.

Die Autoren sind allesamt ausgewiesene Experten in Sachen Architektur, Vatikan und der Bedeutung des Baus. Sie erläutern jedes auch noch so kleine Detail. Wer den Vatikan besucht, wird von der Wucht des barocken Bauwerks erschlagen. Dieses Buch erdet die Eindrücke und rückt sie ins rechte Licht, stellt Zusammenhänge dar und weist auf ohne dieses Buch versteckt bleibende Schätze hin.

Nach dem Besuch des Vatikans kann es passieren, dass man völlig baff kaum noch ein Wort herausbringt. Wenn man dann gefragt wird, wie es war, was man alles gesehen hat, kommt außer „Kirche“ nicht viel. So stark wirken die erstklassig erhaltenen Bauwerke, Gemälde, sakralen Gegenstände nach. Dann nimmt man sich in Ruhe dieses Buch zur Hand und lässt jeden Schritt noch einmal Revue passieren. Vieles erscheint im neuen Licht, man sieht klarer und wird ganz bestimmt noch einmal wiederkommen. Genauso wie man dieses Buch immer wieder zur Hand nehmen wird.

Genial geschützt

Genial geschützt

Groß war der Aufschrei als Anfang dieses Jahrhunderts im Schwimmsport ein Weltrekord nach dem anderen purzelte. Schuld daran waren die Hightech-Schwimmanzüge, die durch ihre spezielle Struktur ein Luftpolster unter dem Körper des Schwimmers schufen. Dank des Auftriebs waren ungeahnte Zeitsprünge möglich. Seit 2010 sind sie wieder verboten. Doch so sehr Hightech waren sie gar nicht. Eher ein Hightech-Plagiat. „Hai-Tech“ trifft es besser. Denn die Beschaffenheit der Schwimmanzüge wurde bei Mutter Natur abgeschaut. Beim Hai dient diese Art der „Verpackung“ zusätzlich als Stützkorsett, da das Knochenskelett ein Knorpelskelett ist.

Verpackungen begegnen uns mehrmals täglich. Angefangen beim Eierkarton, der das scheinbar so zerbrechliche Ei vor Zerstörung schützt, über stabile Kisten, die wabenförmig gegen Stöße sichern, bis hin zur bunten Verpackung, die uns die Vorzüge des eingepackten Produktes anpreist. Alles nichts Neues. Alles abgekupfert von Mutter Natur.

Ein prächtiges Federkleid beispielsweise bei einem Paradiesvogel hat mehrere Funktionen. Zum Einen sind die Federn Tragflächen, um sich galant durch die Luft zu bewegen. Zum Anderen sind sie Werbemittel bei der Brautschau. Zum Dritten sind sie so konstruiert, dass der darunterliegende Körper bei Regen nicht nass wird. Um beim Bild der Werbung zu bleiben: Das sind gleich drei Sachen auf einmal…

Ob Fell, ob Baumrinde, ob Blütenpracht – all das, was wir tagtäglich natürlich wahrnehmen, hat einen oder mehrere Sinn.

Die Autoren der einzelnen Beiträge legen dies in ihren Artikel in diesem Buch wortgewaltig und reichbebildert dar. Beim Lesen wird einem immer klarer, was uns im Alltag immer mehr verloren geht. Das Buch schärft die Sinne für Form und Funktion von Außenschichten in Flora und Fauna. Und zwar bis ins kleinste Detail. Wer sieht schon eine Zellmembran bei der Arbeit, beim Spazierengehen, beim Einkaufen? Selbst die so gefürchteten Viren sind echte Verpackungskünstler. Wenn auch im ganz Kleinen.

Knüppelharte Panzerungen wie bei Schildkröten oder schwer zu knackende Nüsse, Chitinpanzer von Insekten oder die feste wie sensible Haut der Elefanten – Ruthild Kropp hat in diesem Buch das gesamte Spektrum der natürlichen Verpackungen in ein faszinierendes Buch verpackt. Die wohl schönste und informativste Form zum Thema.

Marrakesch

Marrakesch

Bei einer Aufzählung der Städte mit dem größten Sehnsuchtsfaktor gehört Marokkos Perle des Südens immer in die Top Ten. Verschlungene Pfade durch mystisch wirkende Gassen. Der Duft des Orients. Das Marktgemurmel. Hier wird der Orient in all seinen Klischees erlebbar.

Klar, dass es über Marrakesch eine Menge Bücher gibt: Reisebände, Kochbücher, Reiseberichte, Gartenbücher, etc. Für jede Rubrik eines. Es fehlt halt ein Buch, das den gesamten Mikrokosmos Marrakesch in einem Buch zusammenfasst. Eines mit grandiosen Stadtansichten, Szenen aus dem Alltag, gewürzt mit Zeilen aus den Augen eines Fremden und von Einheimischen. Das ist mit diesem Edelband eindrucksvoll gelungen.

Das Cover nimmt es vorweg: Tiefe Einblicke in eine immer noch sagenumwobene Stadt. Der Umriss der Stadt durchbricht den in glänzend rot golden gehaltenen Einband. Das Sezierbesteck sind das Auge und die Kamera Bernd Rückers, der sich ganz von seinen Emotionen durch die Stadt treiben ließ. Hochglanz-Fotos, die die Vorbereitung und die exzellente Umsetzung erahnen lassen, treten in einem abwechslungsreichen Wettstreit mit Alltagssituationen. Jede Seite optischer Hochgenuss, der seinesgleichen sucht.

Ein echtes Schwergewicht unter den Metropolen-Nobel-Bildbänden. Wenn man es aufstellt und darin blättert, fühlt man sich in eine andere Welt versetzt. Doch nicht nur die Bilder sind es, die dieses Buch aus der Masse der Bildbände herausragen lassen. Atmosphärische Texte lassen das wahre Leben Marrakeschs hervortreten. Die Erzählerin spricht mit Anmut von ihrer Stadt. Eine Stadt, die man nicht mehr vergessen wird, hat man sie einmal betreten.

Liegt das Buch erst einmal auf dem Schoß – als Strandbuch ist es denkbar ungeeignet, da die Maße es wohl nur Bodybuildern erlauben es in Taschenbuch-Manier zu lesen – ist es nur noch ein kleiner Schritt bis zum Kofferpacken. Prachtvoll gestaltete Decken, reich verzierte Türen und Tore, ungeahnte Farbenvielfalt in den Souks, schimmerndes Kunsthandwerk, verheißungsvoll Panoramen, ja selbst dem Verkehrschaos kann die Kamera noch etwas Nostalgisches abringen.

Opulenz ist hier kein Luxus, es ist Standard. In der gleichen Art sind in der CITY IMPRESSIONS Reihe des vagabond books Verlags weiterhin Bände über Istanbul, Venedig, Barcelona, Paris, Rom und Lissabon erschienen. Jeder Bildband ist zweifach erhältlich, einmal in einer deutsch-englischen Ausgabe sowie in einer französisch-spanischen Version. Und das alles zu einem Preis, der sich – genau wie die vorgestellten Städte – sehen lassen kann. Aber der ersten Seite wird dem Leser klar, dass er hier ein exquisites Buch in den Händen hält. Und mit jeder Seite bestätigt sich dieser Eindruck.

Quartett Tierkinder

Quartett TierkinderSie sind es, die uns die Angst nehmen vor den fremden Wesen. Tierkinder sind sooooo niedlich. So zuckersüß, dass man sie andauernd knuddeln möchte. Leider vermitteln Trickfilme oft ein falsches Bild – Bambis Papa ist ein Hirsch, Bambi ein Reh. Wie soll man also den disneyainschen Irrglauben aus den Köpfen der Kleinen zaubern ohne Illusionen zu zerstören? Immer nur lernen, ist öde und ermüdend. Der Spaß soll im Vordergrund stehen. Das Lernen und Begreifen kommen von ganz allein. Die Codes auf den Karten lassen schon tief in die Welt der Tiere blicken. Haustiere, Waldtiere, Insekten, groß Vögel u.a. sind mit Buchstaben gekennzeichnet. Die hochgestellten Zahlen lassen eine weitere Unterteilung zu. Das Quartett kann ganz klassisch (mit Karten ziehen), dafür gibt es zwei Joker-Karten, gespielt werden oder man tritt in Wettstreit und schaut, wer das schnellste oder schwerste Tierkind zur Hand hat. Die Abbildungen sind wieder nur zu einem Zweck da: „… ach wie niedlich!“ sagen zu können.

Zeichnen mit Schablonen

Zeichnen mit SchablonenDie ersten Zeichnungen sind krakelige Kritzeleien, die da Objekt mehr erahnen als erkennen lassen. Doch mit fortschreitendem Alter steigen die Ansprüche, die eigenen, aber auch die der Betrachter. Da ist es hilfreich einen kleinen Helfer zu haben. Oder gleich sechzehn! Die Schablonen zeigen Groß und Klein wie Tiere auszusehen haben: Schafe, Pferde, Katzen, Schnecken, Schmetterlinge. So werden aus kleinen Kleckerfritzen große Künstler. Denn die Schablonen engen keineswegs die Kreativität ein, sie fördern den Drang nach Malen.

Magie der Vullkaneifel

Magie der Vulkaneifel

Die Erde bebt, sie brodelt … sie lebt! Man muss nicht unbedingt bis Island reisen, um die Erde leben zu sehen. Auch bei uns in Deutschland gärt es unter der Erdoberfläche. In der Eifel. „Unterwegs zu Maaren, Kratern und Geysiren“ lautet der Untertitel des reichbebilderten Bandes zu unseren erdgeschichtlichen Wurzeln. Zugegeben: Hier brodelt es nicht so heftig wie in Island. Was der Natur, den Hinterlassenschaften der bewegten Zeiten keinen Abbruch tut.

Die Vulkaneifel umfasst in etwa ein Gebiet von der Nürburg bis zum Mittelrhein, und von der Ahr bis zur Mosel. Die Gegend wurde von Reisenden nicht immer vorteilhaft beschrieben. Selbst Goethe strafte diesen Streifen Deutschlands mit nahezu fast vollkommener Nichtachtung. Wer jedoch einmal hier die Nase in den Wind streckte, die Wanderpfade beschritten und die Hügel erklommen hat, kommt zu einem ganz anderen Ergebnis. Wenn eine Region in Deutschland das Prädikat natürlich verdient, dann die Vulkaneifel.

Das Autorentrio Bernd und Gabriele Steinicke und Bruno. P. Kremer setzen mit ihrem Buch dieser Region ein Denkmal und einen Standard in Sachen Naturbuch. In den exakt recherchierten Kapiteln zeichnen sie den Millionen Jahre alten Weg der Vulkaneifel nach und untermalen ihn mit eindrucksvollen Bildern. Man kann also dieses Buch – nein man muss – mehrmals aus dem Regal nehmen. Beim ersten Mal beeindrucken die Bilder dermaßen, dass es schwer fällt sich auf die Texte zu konzentrieren. Die Bilder lassen einen nicht mehr los. Wuchtige Felsformationen, aus deren Spalten Bäume hoch in den Himmel wachsen – ruhige Seen, die das Sonnenlicht im schönsten Farbspektrum spiegeln – ein Füllhorn an Naturschauspiele(r)n.

Wer sich vom Thema Vulkanologie angesprochen fühlt, kommt hier auf seine Kosten. Selbst einen Schnellkurs für Hobby-Vulkanologen gibt es im Buch. Wer sein Hauptaugenmerk auf die beeindruckenden Aussichten richtet, wird hier ebenso gut bedient wie potentielle Urlauber. Fast scheint es als ob das Autoren-Triumvirat jede aus noch so kleine Auffälligkeit in Wort und Bild festgehalten hat. Doch auch die Autoren wissen – genauso wie der Leser nach der Lektüre – dass es hier noch jede Menge zu entdecken gibt. Und das zu jeder Jahreszeit.

Sing mir ein Lied

Sing mir ein Lied

Dieses Buch ist eine Kopie! Dieses Buch ist echt! Eine echte Kopie. Keine Angst. Astrid Rosenfeld ist wirklich durch die USA gereist. Sie hat tatsächlich fast zehntausend Meilen zurückgelegt. Und dabei ihre Eindrücke niedergeschrieben. Zusammen mit ein paar Stories, die bei diesem Roadtrip in den Sinn kamen. Bei ihrer Rückkehr übergab sie ihr Reisetagebuch dem Diogenes-Verlag. Kurzerhand wurde das Original reproduziert und in unveränderter Form als Buch nun veröffentlicht. Dem Leser wird sozusagen ein echter Rosenfeld in die Hand gelegt.

Astrid Rosenfeld macht das wovon Viele nur träumen: Sie durchquert die USA. Einmal quer von Ost nach West. Wie einst die ersten Siedler.

Das Wohltuende an diesem Buch sind die fehlenden Klischees: Hektisches New York, verträumter Süden, Heimweh zur Weihnachtszeit.

Und die Typen, die sie trifft, haben diese Bezeichnung verdient: Echte Typen. Ein Straßenmusiker, der keinen Ton trifft und von sich behauptet neun Sprachen zu sprechen. Keines davon trifft zu. Doch haben sie, ihr Begleiter Johannes Paul Spengler und die beiden Straßenmusiker eine tolle Zeit.

Silvester im Süden. In einem schäbigen Hotel. Wie mit der Stoppuhr gemessen schildert Astrid Rosenfeld den Verlauf der Nacht – vom dazugehörigen Rausch und nicht ganz so legalen Agrarprodukten, von kitschigen Plastikhüten bis zu einem herzerwärmenden Jungen, der jeden zum Tanze animiert. Als Beweis dienen die Fotos ihres ständigen Begleiters.

In Texas treffen sie einen Cowboy – also doch noch ein Klischee. Ein echtes Raubein. Augenklappe, Narben im Gesicht. Wenn Not am Manne ist, springt er bei Dreharbeiten auch gern mal als Cowboytyp ein.

Und noch ein Klischee – das muss dann aber auch reichen: Wer durch die USA reist, kommt früher oder später mit dem Gesetz …, nein nicht in Konflikt, aber mit den Gesetzeshütern ins Gespräch. Ein Kurzausflug nach Ciudad Jaurez, Mexiko, sorgt bei der Rückkehr für Verwirrung. Das Visum ist abgelaufen, da die beiden Roadtripper das Land verlassen haben. Die Aussage, dass sie Huhn gegessen und Socken gekauft haben, sorgt letztendlich aber nur für Verwunderung und zieht den ernsten Hinweis nach sich, dass die mexikanische Seite von El Paso (Ciudad Juarez) zu den gefährlichsten Orten der Welt gehört.

Auf der Reise treffen die beiden Gleichgesinnte. Alle sind irgendwie auf der Reise. Manche haben fast schon ihr Ziel erreicht, Andere merken gar nicht wie sehr sie vom Reisefieber gepackt sind.

„Sing mir ein Lied“ ist mehr als nur ein Tagebuch. Es ist der kurzweilige Beweis, dass der Weg das Ziel ist.