Die Berichte über den Jakobsweg haben sich in den vergangenen Jahren erheblich verändert. War anfangs „nur“ von dem Jakobsweg die Rede, hat man sich mittlerweile eines Besseren belehrt und spricht – was der Wahrheit entspricht von den Jakobswegen. Wobei keineswegs ein Nachmittagsbummel durch die Gemeinde mit einem Abstecher in den Jakobsweg gemeint ist.
Dieses Buch verdient im Berg der Bücher über den Weg der Wege eine besondere Erwähnung. Zum Einen geht es um den einen Weg nach Santiago de Compostela und wie man über die klassische Route von Frankreich aus kommend in Spanien, die Traumroute am Meer, den ältesten Weg oder die Pfade in Portugal wandert. Zum Anderen besticht dieses Buch durch die eindrücklichen Bilder und verführt durch die appetitanregenden Zeilen von Grit Schwarzenburg und Stefanie Bisping. Stefanie Bisping ist Reiseberichtlesern wohl bekannt. Bei der Wahl zur Reisejournalistin des Jahres landet sie regelmäßig in den Top Ten, 2020 als Gewinnerin, im Jahr darauf auf dem zweiten Platz. Von der Antarktis bis Rio, von den Virgin Islands bis Australien, von Russland bis Bali ist ihr keine Destination fremd. Sie macht ihr Reiseziele und –routen zur ihrer Sache.
Einhundert Mal machen die beiden Halt. Einhundert Mal machen die beiden ihrem Erstaunen mit unvergleichlicher Empathie Luft und dem Leser Lust. Einhundert Mal Rührung, Staunen, (Be-) Wundern, Innehalten, Schwelgen, sich lukullischen Genüssen hingeben. Jedem einzelnen der beschriebenen einhundert Orte entlocken sie seinen eigenen ganz besonderen Reiz. Es wird nicht langweilig beim Durchblättern und Lesen in diesem Prachtband.
Ob nun das einst arg gebeutelte Guernica, eine Flasche asturischer Apfelmost in Sidreria, das niemals alternde Salamanca oder Federvieh wohin man schaut, wenn man sich in Barcelos umschaut (kein Schreibfehler, es ist nicht Barcelona gemeint).
Wer hier wandert, weil es andere vor einem ja auch geschafft haben, und weil es momentan irgendwie trendy ist hier zu wandern, kommt Seite für Seite zu der Erkenntnis, dass man sehr wohl hier wandern kann, weil es andere auch tun. Gleichermaßen muss man sich eingestehen, dass der Antrieb dies zu tun ein Irrweg ist. Hier wandert man, um mit allen Sinnen zu genießen. Und so erlebt man auch dieses Buch. Mit unstillbarer Vorfreude blättert man hoffnungsvoll durch die Seiten und man weiß, dass da schon das nächste Abenteuer wartet.