Die Fette, die Gelehrte – so nennt man Bologna. Zum einen wegen der kulinarischen Spezialitäten, zum Anderen wegen der ältesten Universität Europas, die hier das Stadtbild prägt. Man kann die Stadt – mit einem Augenzwinkern – aber auch als die Missverstandene nennen. Denn, wenn man schon mal hier ist, muss man doch das Lieblingsgericht aus Kindheitstagen probieren, oder?! Spaghetti bolognese. Doch groß ist die Enttäuschung, wenn man diese Speise auf den Menükarten vergeblich sucht. Tagliatelle gibt‘s allerorten. Meist mit ragù. Ziemlich schnell wird klar, dass Spaghetti und gekochtes Rinderhack hier den viel saugfähigeren Breitbandnudeln und dem echten ragù weichen.
Ulrike Rauh kennt diese Falle und tappt gar nicht erst hinein. Vielmehr klärt sie das Missverständnis umgehend auf. Sie ist wieder einmal in ihrem Lieblingsland Italien unterwegs. Mailand, Venedig, Neapel, Triest, Ischia, Rom, Florenz, Sizilien und Verona hat sie zahlreichen Lesern mit ihren Spaziergängen schon nähergebracht. Nun also Bologna, die Stadt der Arkaden. Anfangs verdecken diese von Oben angeordneten Überbauten der Autorin und Spaziergängerin Italiens die Sicht auf die Stadt. Doch sie trotzt der Stadt doch noch ihre Schönheiten ab. Und das schafft sie, in dem sie sich nicht von Souvenirläden und allerlei anderem Touristenkram ablenken lässt, sondern ihre Augen immer in die Höhe richtet. So entgeht ihr nicht der kleinste historische Hinweis mit denen Bologna so reich beschenkt wurde.
Sie besucht Hauskonzerte, besteigt Türme, genießt es sich in dieser Stadt willkommen zu fühlen. Und das überträgt sich schlagartig auf den Leser. Bologna muss man einmal im Leben gesehen haben – es gibt keine andere Schlussfolgerung als diese, wenn man das Buch zuklappt. Es wieder zu öffnen, liegt auf der Hand, denn wenn man dann endlich Bologna besucht, sind diese Reiseimpressionen unverzichtbarer Wegbereiter und Sinnesschweifer in einem.
Alle Spaziergänge von Ulrike Rauh zeichnen sich im wahrsten Sinne des Wortes durch ein weiteres Merkmal aus: Die Autorin hält ihre Eindrücke und Erinnerungen nicht nur mit der Schreibfeder fest, sondern auch mit Farben und Pinsel. Kleine Farbtupfer, die einzelne Kapitel noch einmal farbenfroh untermalen.
Das Buch hat sogar ein happy end. Der anfänglichen Enttäuschung dem Originalrezept für Tortellini und dem klassischen ragù einfach nicht auf die Spur zu kommen, weicht die Freude darüber einen Übersetzer des Rezeptes in ihrem Begleiter Marc gefunden zu haben. Dem Leser freut‘s und das Nachkochen wird eine lukullische Einstimmung auf die eigene Reise nach Bologna.