Sizilien ist Italien und doch wieder nicht. Die Sonne brennt erbarmungsloser. Der Trubel auf den Straßen ist lauter, das Pesto grober. Palermo setzt dem Ganzen die Krone auf. Man spricht italienisch, in maurisch-normannischer Architektur. Wer Sizilien kennt, will es intensiv erleben, nie mehr loslassen müssen. Wer Nino Vetri liest, wird es nicht wieder erkennen.
Drei Geschichten, die Palermo, Viale Michaelangelo so darstellen wie es ist und niemals auch nur annähernd von einem Touristen erlebt werden kann. So liebevoll wurde die Nähe zu einer Respektsperson – das Wort Pate wäre hier völlig unangebracht – noch nie beschrieben. Mit voller Inbrunst beschreibt Nino Vetri die Düfte des Viertels. Die Flora von Michelangelo wiegt sich im Wind der Worte. Die ganze Blütenpracht der Welt vereint sich in diesem Mikrokosmos. Hier schreibt das Leben die besten Geschichten. Und der Leser ist hautnah dabei.
Eigentlich ist Nino Vetri Musiker. Er gründete „La Banda di Palermo“ – googeln lohnt sich. So mitreißend ihre Musik, so bezaubernd sind auch die Geschichten Nino Vetris. Unprätentiös, echt, voller Liebe für die Menschen und mit wachem Auge beobachtet er die Menschen um ihn herum. Was dabei herauskommt, muss sich nicht vor Andrea Camilleri und Leonardo Sciascia verstecken.
Jede einzelne Begebenheit wird zu einem echten Ereignis. Kurz und kraftvoll schlägt das Schicksal zu. Der Leser kommt kaum hinterher ohne sich gehetzt zu fühlen. Die Hitze der Mittelmeerinsel ist spürbar. Die Härte des Lebens engt den Leser nicht ein, sie gibt ihm Raum sich einzufühlen.
Die Geschichten sind gespickt mit kleinen Anekdoten, die zusammengefügt ein farbenfrohes Bild Palermos zeichnen. Doch die Gefahr lauert überall…