Was ist so schön an Klischees? Deren Bestätigung? Sie zu widerlegen? Ihnen tatsächlich zu begegnen? Es ist wahrscheinlich die Mischung daraus. Ein wildes Gestikulieren in einer angeregten Diskussion. Auch wenn man kein Wort versteht, so weiß man doch, dass durch die Emotionen ein Streitgespräch zu selbigem wird. Oder Pizza und Bier – was kein vino? Und alles spielt sich auf der Straße ab. Wie ist unser Bild von Italien? Wie ist es entstanden? Was ist Klischee, was ist unsere Eigeninterpretation?
Nicht ein Tag vergeht, in dem wir im Fernsehen mit einem vermeintlich wahren Italienklischee konfrontiert werden. Ob nun als übertriebene Liebesromanze in den Kanälen von Venedig, als familientaugliches Beziehungsdrama in den Kulissen der Ewigen Stadt oder als sonnenverwöhntes Urlaubsabenteuer (mit Hund!, warum muss eigentlich immer ein Tier dabei sein?) mit Wandlung zum Helden – deutsches Fernsehen und italienische Kulisse ist immer noch von bella italia der Wirtschaftswunderzeit geprägt.
Und was stimmt davon nun? Eigentlich fast gar nichts mehr. Oder doch? Das Bier zur Pizza wird immer beliebter. Den Kassenzettel sollte man mittlerweile immer bei sich haben, seit dem die Antigeldwäschegesetze in Kraft getreten sind. Übrigens auch, wenn man sich nur ein gelato gönnt. Und wer im Norden vom Süden schwärmt, wird schnell in eine Diskussion hineingezogen, die er nur verlieren kann. Umgekehrt ist es übrigens nicht anders. Aber über Politik im Urlaub zu sprechen, sollte man eh unterlassen.
Ob ein Urlaub in Italien als Kulturschock bezeichnet werden kann, muss jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist, wer vorbereitet ist, wird den vermeintlichen Schock besser verdauen, als wenn er ihn unverhofft trifft. Und dafür gibt es nur eine Medizin, dieses Buch! Das Alltagsleben, das Flair, die Abläufe, Gepflogenheiten machen einen Urlaub erst zum Erlebnis. Und je besser man sie verinnerlicht hat, desto erlebnisreicher wird die angestrebte Erholung. Auf über 250 Seiten kommt Italien ins Reisegepäck, wird immer wieder in die Hand genommen, sorgt für Erstaunen, ein bestätigendes Lächeln, aber auch für Ahas und Ohos. Das beginnt bei der einfachen Nachfrage, ob man denn eintreten darf, wenn man eingeladen wird. Das ist eine Höflichkeitsformel, die mehr für die Völkerverständigung tut als das opulenteste Geschenk für die Gastgeberin. Welches man nebenbei gesagt trotzdem zur Hand haben sollte.
Ausflüge in die Geschichte, regionale Besonderheiten, die Mafia – um die kommt man von Maran (ladisch für Meran) bis Girgenti (sizilianisch für Agrigent) eh nicht herum – dieser gedruckte Kulturbeutel tut mehr für Erholung und Entspannung als so mancher Reiseband aus dem Wühltisch der Discounter. Alltagssituationen werden entkrampft, die Angst vor dem Neuen wird dem Leser im Handumdrehen genommen, geheimnisvolle Gesten werden ins rechte Licht gerückt – für den wissbegierigen Italienurlauber ist „Kulturschock Italien“ ein bislang unfassbarer Wissensschatz.