Da könnte man fast neidisch werden. Nein, man wird definitiv neidisch. Die Feinheit der Linien, die Schriftführung, die Klarheit der Worte – wer sich beim Anblick dieser Kalenderblätter zu einem Vergleich mit der eigenen Handschrift hinreißen lässt, muss starke Nerven haben. Und wer noch nie so recht erklären konnte, warum etwas schön ist, dem wird hier geholfen.
Doch das sind nur Äußerlichkeiten – wenn auch die Schönsten, denen man im Jahr 2025 begegnen wird. Schon das Titelblatt der insgesamt siebenundzwanzig Kalenderblätter – jeder Monat also mit mindestens zwei Blättern, doppelter Genuss! – gibt die Marschrichtung vor: Alles wird gut! Und wenn es mal nicht so gut läuft, hilft lesen! Der erste und wohl einzige Kalender, den man anschauen und durchlesen kann. Muss!
Von Hölderlin bis Biermann über Rilke und Morgenstern bis hin zu Ringelnatz und Droste-Hülshoff reichen die Wortgaben des Gedichtekalenders, handgeschrieben von Hubert Klöpfer.
Man fragt sich unweigerlich, ob die Gestaltung nun Arbeit oder Vergnügen war. Wahrscheinlich war die Arbeit ein echtes Vergnügen. Und wenn nicht, will man es auch nicht wissen. Der Gedanke, dass so etwas Schönes aus Arbeit erstanden ist, wird von der Vorstellung, dass Schönes nur aus reinem Antrieb heraus entstehen kann, überlagert.
Ein bisschen Poesie im Alltag tut jedem gut. Es ist ein Zeichen von Kultur Eduard Mörike und Gottfried Benn wiedergeben zu können. Das ist echte Traditionsbewahrung, ganz ohne Ressentiments und sinnfreies Dagegensein (nur, weil es einfacher ist als Lösungen anzubieten!). Dieser Kalender braucht keine grafische Untermalung, es ist Wortwucht und feinsinnige Gestaltungsfreiheit in Einem. Das (schön-)geschriebene Wort als Gestaltungsmittel gibt es nicht mehr so oft. Hier wird jedes Wort, jede Silbe, jeder Buchstabe, ja, jeder Federschwung mit Hingabe zelebriert, dass die Sinne in Schwingung geraten. Brillant!
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