Das schönste Unkraut ist das, was man nicht als solches erkennt. Wo Gärtner sich die Haare raufen, erkennt der Genießer die Schönheit der Natur. Disteln gehören nicht zu den Freunden im eigenen Planquadrat des Wochenendglücks, doch wenn man sie – aus sicherer Entfernung – in all ihrer Pracht betrachten kann, kann man sich ihnen nicht entziehen.
Wildwuchs das ganze Jahr über. Von Lauch über Schlüsselblumen bis zu Ochsenzungen (ja, das ist ein Pflanze und keine unerwartete Liebesbezeugung eines Tieres, dem man zu nahe gekommen ist) begleiten den naturliebenden Betrachter durch gesamte Jahr. Jeder Monat hält ein üppiges Füllhorn an Simsenlilien, Herbstzeitlosen und Pfeifenwurzgewächsen parat. Schon beim Lesen der Namen kommen Erinnerungen hoch an das, was die Oma noch wusste. Die Natur ist ihr bester Repräsentant. Sie braucht keinen überflüssigen Schnickschnack, um den Betrachter zu gefallen. Sie ist sich selbst genug.
Die nostalgischen Abbildungen auf dem Graspapier unterstreichen den gemütlichen Charakter, den dieser Kalender Monat für Monat verströmt. Und man lernt sogar noch was dabei. Nicht nur, dass sie allesamt im Mai abgebildet sind, sie gehören zu einer Familie: Vielblütiger Weißwurz, Quirlblättriger Weißwurz, Maiglöckchen (ah jetzt klingelt’s) und Echtes Salomonssiegel. Jeder Pinselstrich ist gewollt und lädt zur Schnitzeljagd auf das nächste Detail ein.
Diese Illustrationen verschönern jede Wand, an der sie zum Verweilen einladen. Die Größe der Abbildungen verstärkt die Wirkung der Pflanzen, die man sonst mühevoll suchen muss. Von Gewürzen wie Thymian und Oregano (wer hat das schon mal in „freier Wildbahn gesehen“? – die wachsen nicht im Glas mit Dosierhilfe!) über Sanddorn bis hin zu den giftigen Pflanzen wie Tollkirsche und Stechapfel bietet die botanischen Illustrationen ein Potpourri, das man sich gern und lange anschaut. Ein echter Appetitanreger!