Wissenschaft und Humor – eine schwierige Mischung. Denn schließlich geht es bei Erstem um Fakten. Und im Falle der Raumfahrt sollten diese so präzise wie möglich sein. Denn, wenn nicht … Big Bang Theory ist was anderes!
Wenn man an die Raumfahrt denkt, fallen einem Katastrophen ein wie die der Challenger im Jahr 1986. Oder Juri Gagarin, der erste Mensch um All. Oder der erste Deutsche, der Mutter Erde mal aus einem anderen Blickwinkel sehen durfte, Sigmund Jähn. Das ist auch schon wieder vierzig Jahre her. Aber Moment mal, der erste Mensch im All? War das wirklich Oberst Juri Gagarin? Kramt man ein wenig im Hinterstübchen kommt man schnell auf einen anderen Namen – Autorin Ulrike Schmitzer auch: Ikarus. Er bastelte sich aus Vogelfedern und Wachs Flügel. Leider kam er der Sonne zu nah, das Wachs schmolz und er stürzte jämmerlich hinab ins Meer. Alles nur Legende? Alles nur Legende! Aber eine, die zeigt, dass der Mensch schon immer nach Höherem strebte.
Und schon ist dieses Buch entlarvt! Kein stupides Abhandeln, wer, wann, was genau im All getan hat und die eine oder andere Sache als Erster getan hat. Nein, es ist ein unterhaltsamer Ausritt in die Galaxien auf der Rakete der Erkenntnis. Wie ein Komet fliegt sie mit ihrem Co-Autor Martin Thomas Pesl, einem Experten für außergewöhnliche Lexika, durchs All und sammelt dabei allerlei Wissenswertes auf. Unterwegs durch die Galaxis nehmen die beiden auch einige Anhalter mit: Von Commander Cliff Allister McLane über Laika bis hin zu Lisa Nowak. McLane kennen alle Raumpatrouille-Orion-Fans auch als Dietmer Schönherr. Und Laika war der erste Hund im Weltall, ein trauriges Schicksal, das sie erleiden musste, was aber in der Presse der Sowjetunion niemals erwähnt wurde. Laika war nur fünf Stunden im All, ihr Gefährt (oder nennt man das nun Geflug?) um einiges länger. Laikas Körper war derartigen Stress nicht gewöhnt und versagte nach kurzer Zeit den Dienst. Und Lisa Nowak ist hierzulande kaum noch ein Begriff. Es sei denn, man verfolgt die Regenbogenpresse mit noch schärferen Augen als das Hubble-Teleskop. Den Hochsommer 2006 verbrachte Lisa Nowak im Orbit. Ob es nun die Sommerfrische war oder der unglaubliche Anblick der Erde, kann man nicht mehr nachvollziehen. Jedenfalls verliebte sie sich in William Oeferlein, den Shuttle-Piloten. Auch Colleen Shipman fand Gefallen an dem Überflieger. Mrs. Nowak hatte drei Kinder, war verheiratet und rasend eifersüchtig als sie hinter den Mailverkehr der beiden kam. Orlando, wir haben ein Problem! Unter anderem bekleidet mit einer Windel der NASA konnte sie die eintausendfünfhundert Kilometer von Houston nach Orlando ohne auszusteigen (Weltraumspaziergang on earth?) bewältigen. Sie lauerte ihrer Kontrahentin auf und … der Rest ist Geschichte, um nicht zu sagen Weltraummüll.
Es ist das wohl amüsanteste Buch über die Weltraumfahrt dieses Jahres. Nicht so bierernst und schon gar nicht mit dem Anspruch jedes noch so kleine Detail einem wissbegierigen Publikum verständlich zu machen. Es sind die kleinen Paralleluniversen, die dem Leser so viel Vergnügen bereiten. Von ewigen Nummern Zwei, Dramen und weitgehend unbekannten Histörchen berichten zwei Autoren, denen es eine unbändige Freude macht die Wissenschaft auf hohem sprachlichen Niveau ein wenig aus der Spur zu bringen. Köstlich!