Bruce Chatwin hatte ein kurzes, bewegtes Leben. Letzteres verbindet ihn mit dem Protagonisten dieses Buches, Francisco Felix de Souza. Der war zu Beginn des 19. Jahrhunderts als brasilianischer Sklavenhändler im afrikanischen Benin an Land gegangen. Das Land Benin als solches gab es damals noch nicht. Dahomey hieß es einst.
Sein Verhandlungsgeschick brachte ihm die Position eines Vizekönigs ein. Er hatte das Exklusivrecht mit Sklaven zu handeln. Ein weit verbreiteter Handelszweig in diesen Gefilden.
Bruce Chatwin, der dieses Buch Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts schrieb, besuchte Benin, jetzt eine Volksrepublik sozialistischer Prägung, um Recherchen zu dem einstigen Vizekönig anzustellen. Dieses Buch ist mehr Fiktion als Dokumentation, obwohl viele der beschriebenen Vorgänge so oder so ähnlich passiert sind.
Als Chatwin das Land wieder verlassen wollte, geriet er mitten in einen Umsturz. Froh, dass er mit halbwegs heiler Haut entkommen konnte, kehrte er nie wieder zurück.
Dieses wunderschön bebilderte Buch ist eine Hommage an den großen Reisejournalisten, der am 13. Mai 2015 seinen 75. Geburtstag feiern könnte. Leider starb er im Alter von 49 Jahren in Südfrankreich.
Den Illustrationen von Sylvie Ringer dienten teilweise Fotos von Bruce Chatwin als Vorlage. Das reichhaltige Farbenspiel ist ein Genuss für die Augen. Die wortstarken Texte von Chatwin lassen den Leser vollends in die Welt Dahomeys, wie Benin bis weit ins 20. Jahrhunderts hieß, eintauchen.
Brutaler Menschenmissbrauch, tragische Familienschicksale und eine gehörige Portion Geschichte sind die Zutaten, die Bruce Chatwin für sein eindrucksvolles Menu africaine zusammenstellt. Der kunstvoll gestaltete Prachtband besticht durch Eleganz und Opulenz.
Das Buch bildet die Grundlage der letzten Zusammenarbeit von Werner Herzog mit „seinem liebsten Feind“ Klaus Kinski, „Cobra Verde“.