Abserviert

Abserviert

Joan Medford ist Anfang zwanzig und hat schon die nächste gravierende Wendung in ihrem Leben hinter sich: Der Mann – tot. Nach einem Streit im Suff aus dem Haus gerauscht, und einen geliehenen Wagen gegen die Wand gesetzt. Das Kind – bei der Tante, der Schwester des Verblichenen in guten Händen. Ethel – die Tante des Jungen und Schwägerin von Joan – kann keine Kinder bekommen und ersinnt einen perfiden Plan den Jungen dauerhaft an sich zu binden. Joan hat ihren Sohn Tad zu Ethel gegeben, um ihr Leben ordnen zu können. Sie muss nun allein für alle Kosten aufkommen. Zwei Polizisten geben ihr den Rat als Kellnerin, nicht weit von zuhause weg, zu arbeiten. Nur so kann sie für sich und ihren dreijährigen Sohn das Leben bestreiten. Als Liz, ihre neue Kollegin, die Einundzwanzigjährige betrachtet, weiß sie, dass Joan erflogreich sein wird. James M. Cain beschreibt genüsslich die körperlichen Vorteile seiner Protagonistin und Erzählerin des Buches: Für Joan Medford scheint das Wort „wohlproportioniert“ erfunden worden zu sein.

Earl K. White The Third sieht das nicht minder emotional. Der kranke, schwerreiche Gast kommt nun täglich in die Cocktail-Bar und hinterlässt jedes Mal ein fürstliches Trinkgeld. Joan weiß um ihre Reize und setzt sie geschickt ein. Doch da ist auch noch Tom Barclay. Unwahrscheinlich anziehend für die Witwe, jedoch finanziell bei Weitem nicht so gut ausgestattet wie der ältere Gönner White. Und das erste Zusammentreffen von Tom und Joan ist auch nicht geeignet eine dauerhafte Liaison zu beginnen. Mr. White hingegen macht Joan ein ungewöhnliches Geschenk: 50.000 Dollar. So verschossen er in die Kellnerin ist, so sehr weiß er auch, dass eine Heirat nicht in Frage kommt. Dieser Schritt wäre für ihn tödlich. Nicht im übertragenen Sinne, sondern wortwörtlich.

Nach langem Werben willigt Joan in die Ehe mit Earl K. White ein. Doch schon während der Flitterwochen, die die beiden in London verbringen, bemerkt Joan bekannte Symptome, die ihrem neuen Leben eine erneute Wendung geben könnten.

Dieser Krimi Noir ist eine Offenbarung, weil ein Könner seines Faches (manche nennen ihn den Erfinder des „Krimi Noir“) in sein letztes Werk all seine Kunstfertigkeit gelegt hat. James M. Cain, der Autor unter anderem von „Wenn der Postmann zweimal klingelt“ und „Mildred Pierce“ steht für Qualität im Regal der Spannungserzeuger. Ein knappes Dutzend Mal wurden seine Werke verfilmt und preisgekrönt.

James M. Cain gibt seinem letzten, lange verschollenen Werk ein wahres Fin noir. Wer das Werk Cains kennt, wird Parallelen zu den verfilmten Vorgänger „Wenn der Postmann zweimal klingelt“, „Mildred Pierce“ und „Frau ohne Gewissen“ erkennen. Somit ist „Abserviert“ die Essenz von James- M. Cains literarischen Vermächtnisses. Und was für eines!