Archiv der Kategorie: Bildgewaltig

City Impressions Istanbul

Istanbul City impressions

Während andere Städte sich damit brüsten die Teilung überstanden zu haben, verbucht Istanbul auf Grund dieser Tatsache einen nicht enden wollenden Strom an Besuchern. Denn die Teilung ist keine politische, sondern eine geografische. Europa und Asien – Fusion food für die Sinne. Und das zeigt dieser einmalige Prachtband auf über 300 Seiten.

Wer jetzt meint, dass Bernd Rücker, der hinter diesem Buch steht, einfach mal drauf losgelaufen ist und ein paar hübsche Urlaubsbilder zwischen zwei Buchrücken gepresst hat, liegt so falsch wie alle, die meinen schon alles in und von Istanbul gesehen zu haben. Denn das elegante Spiel von Licht und Schatten sind seine Welt, und die der Stadt am Bosporus. Wenn die Bäume ihren erfrischenden Schatten auf Jahrhunderte alte Gemäuer werfen, wird es Zeit das Auge zu schärfen. Wenn der Leben spendende Feuerball am Himmelszelt starre Säulen zu gigantischen Zeigern über die Mauern der Stadt kreisen lässt, ist es Zeit die Phantasie spielen zu lassen. Wenn hoch am Himmel die Fauna ihre Kunststücke vor himmelblauer Kulisse vollführt, ist es fast schon zu schade die Zeit mit Kamera rausholen, scharf stellen und abdrücken zu vergeuden. Bernd Rücker war schneller und fasziniert Istanbul-Süchtige wie –Kenner gleichermaßen.

Doch Istanbul ist nicht nur die Heimstätte von Hagia Sophia, Blauer Moschee und einer der beeindruckendsten Brücken der Welt. Es ist vor allem die Mischung aus altehrwürdiger Architektur, liebevoll sich präsentierenden Wohnhäusern und wahrhaft magischen Momenten, die – im richtigen Licht – jede Minute oder in diesem Fall jede Buchseite zum Erlebnis machen.

Was so leicht aussieht, sind ausgeklügelte Bildkompositionen, die den Betrachter sofort in ihren Bann ziehen. Mit der richtigen Optik ragen die Türme der Moscheen nicht kerzengerade in den Himmel, sondern weisen auf einen zentralen Punkt. Schon staatstragende Nachtstimmung bedarf keiner Textzeile: Das brodelnde Nachtleben erwacht, während die Bauten sich in Schweigen hüllen. Sie tanken Kraft um tags darauf wieder in voller Pracht zum Verweilen einzuladen.

Die Reihe City impressions verführt nicht nur mit den großformatigen, eindrucksvollen Bildern. Jeder Band – und so auch das Buch über Istanbul – hält kleine Alltagsgeschichten, die, obwohl fiktional, so echt wirken, dass sie jedem hier passieren können. Keine Dramen, die im Kino für Furore sorgen. Nein, es sind wahr erscheinende Geschichten, die die Protagonisten die Stadt mit anderen Augen sehen lassen. Und genau das passiert auch mit dem Leser! Istanbul zwischen Verfall und Boulevard der Eitelkeiten. Prallgefüllte Erinnerungsschatten und lichtstarke Ausblicke entblättern sich vor den Augen des Betrachters. Der Istanbul-Bildband der City-impressions-Reihe ist das erste Museum, das man mit geneigtem Kopf betritt und hoch erhobenen Hauptes verlässt. Man lehnt sich zurück und wünschte man wäre schon da.

Noch einmal schlafen

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Geduld ist ein Spiel, das man langsam lernt. Kurz vor Weihnachten werden so manche Eltern auf eine harte Probe gestellt. Wann kommt endlich der Bärtige und bringt die erhofften und vor allem verdienten Geschenke? Oder im Auto, auf einer Reise in die Ferne. „Sind wir bald da?“. Oh je!

Auch Nico ist aufgeregt. Der Storch hat ihm … nein, ganz ruhig, nicht ungeduldig werden … einen Brief gebracht. Ach je, der kleine weiße Elefant ist so aufgeregt, ungeduldig, verträumt, übermütig, aufgedreht und noch so manch anderes. Denn … das lassen wir mal außen vor! Schließlich wollen wir uns in Geduld üben, oder?!

Jedenfalls ist Nico voll freudiger Hoffnung. Er besucht alle Tiere der Umgebung. Auf Palmen, im Wasser, in der Luft. Alle sind verwundert, warum Nico so energiegeladen ist. Nico selbst sagt kein Wort. Er kann es kaum erwarten. Nur noch einmal schlafen, dann … ja dann … das wird nicht verraten.

Gino Alberti schafft es, dass sogar Erwachsene beim Lesen dieses eindeutig für Kinder geschriebene und gestaltete Buch es kaum erwarten können, warum Nico auf einmal wie ausgewechselt ist. Die farbenfrohen Zeichnungen (und hier trifft die allseits beliebte Formulierung „niedlich“ wirklich mal zu) verstärken die Neugier auf die Lösung des Tamtams, das der kleine Elefant veranstaltet.

Wenn man so will, ist „Noch einmal schlafen“ der erste „Thrillerroman“ im Leben eines Kindes!

City impressions Rom

City Impressions Rom

Wer Rom verschläft, hat die Welt nicht gesehen. Jahrein, jahraus reisen, ja pilgern Millionen von augendurstigen Touristen in die Ewige Stadt. Und alle sind mit Kameras – teils – bewaffnet. Und alle machen das Bild ihres Lebens! Doch nur ein verschwindend geringer Prozentsatz kann seine gepixelten Ergebnisse hinterher auch wirklich vorzeigen. Und noch weniger als Buch drucken lassen. Und zu denen gehört Bernd Rücker.

Selbst in einer Reihe wie City impressions von vagabond books sticht der Band über Rom nicht durch Quantität, sondern durch Qualität heraus. Sicher hätte Bernd Rücker auch ein Werk mit eintausend Seiten machen können. Doch er entschied sich für die „schmale Variante“ von dreihundert. Wie immer darf der Leser schon auf Anhieb einen Schlüssellochblick durch den Einband werfen. Die Silhouette der Stadt gibt den Blick frei auf ein Abenteuer.

Ein Bildband über Rom ist eine Herzensangelegenheit. Jede Sparte der Buchkunst kann mit einem Bildband aufwarten. Von der Archäologie über die Kunst bis hin zu Reiseführern – Rombücher verkaufen sich wie geschnitten Brot. Und ab und zu finden sich auch wahre Kleinode unter den Neuerscheinungen. Dieses Buch gehört nicht dazu, es ist ein Großod – wenn es denn dieses Wort überhaupt gibt. Mächtig die Ausmaße (325 mal 300 mm), beeindruckendes Gewicht (ca. drei Kilo) – doch das sind nur die oberflächlichen Merkmale. Wie in einer guten Beziehung geht es um die inneren Werte. Hier gibt es kein Gut oder Böse, kein Schwarz oder Weiß. Dieses Buch ist einzigartig (gut) in all seinen Schattierungen. Der Hell-Dunkel-Kontrast als Symbol des Unverfälschten. Keine Bonbonfarben, die den Blick trüben und die Konturen verwischen lassen. Licht und Schatten als Denkschrift des Details.

Und Details findet man bei jedem Durchblättern immer wieder aufs Neue. Ein Kinderlachen, graziler Alltag, pures Leben, eine Mauerspalte. Und auf jeder Seite die Aufforderung die kleinen grauen Zellen anzustrengen und sich selbst eine Geschichte auszudenken. Bernd Rücker tut dies auch und liefert wie beiläufig eine Geschichte gleich mit.

Zwei Männer – der Eine hätte sich nie zu träumen gewagt diese Stadt, Rom, je besuchen zu können. Der Andere will eigentlich weg, aus familiären Gründen, doch kann sich nicht lösen. Ihre Geschichten bilden den Rahmen um die oft doppelseitigen Bilder. Keine Stadtrundfahrt mit „Schauen Sie links, rechts sehen Sie …“ – nein es sind Spaziergänge, die den Alltag bestimmen und erst bei genauerem Hinsehen diesen zu einem Höhepunkt machen. So wie einst Tom Ripley als er in Rom den Halt suchte, den er brauchte, um sich seinen Häschern stellen zu können. Er durchstreifte schon nach wenigen Tagen die Stadt wie ein alter Hase. So ergeht es auch dem Betrachter dieses Buches.

Wer zum ersten Mal Rom besucht, findet kaum die Zeit den Alltag der Metropole einzufangen. Zu groß das Angebot an Geschichte – jede Ecke erzählt vom einstigen Ruhm des allmächtigen Römischen Reiches. Wer zum zweiten Mal nach Rom reist, holt nach, was er beim ersten Mal verpasst hat. Die ersten Eindrücke Roms bekommen langsam Konturen. Die City impressions Rom vermitteln sofort den Eindruck als kenne man die Stadt am Tiber schon seit Ewigkeiten. Gelato in historischer Kulisse. Espresso vorm Palazzo. Siesta dort, wo es sich einst der Adel gutgehen ließ. Grandezza auf höchstem Niveau für nicht minder höchste Ansprüche.

Bleibt noch die Frage offen, für wen dieses Buch gemacht ist. Für alle, denen Formensprache und Ästhetik nicht einerlei sind. Für alle, die Rom ins Herz geschlossen haben. Für alle, die Rom noch einmal – auch anders – erleben wollen. Für alle, die feststellen mussten, dass Rom doch mehr als Pantheon, Colosseum und Petersplatz ist. Für alle, die Rom nicht nur als Reiseziel betrachten, sondern als Fest für alle Sinne. Die City impressions Rom sind Augenschmaus und Herzschmerz zugleich. Das Auge erfreut sich aufregenden Perspektiven, expressionistischen Einstellungen und grandiosen Bildkompositionen. Das Herz blutet, weil der nächste Flieger gen Roma ohne es abhebt. Wenn es heißt, dass in Rom Licht und Schatten oft eng beieinanderliegen, so hat sich Bernd Rücker dies zu Herzen genommen. Er passt genau den Augenblick ab, in dem das Gut-Und-Böse-Spiel von Hell und Dunkel zur vollen Entfaltung kommt. Das ist der Augenblick, in dem er abdrückt und das Drama seinen Lauf nimmt… Der Leser darf dieses Drama beobachten. Ein Auf und Ab der Gefühle gibt es bei ihm nicht. Es dominiert das Auf.

Dieses Buch einfach nur anzuschauen, ist ein Fest. Doch es reicht nicht. Man muss Rom nun endlich selbst sehen, es schmecken, es in sich aufsaugen. Als Urlaubslektüre empfiehlt sich „Der talentierte Mr. Ripley“. Wer genau liest, erkennt den einen oder anderen Ort aus den City impressions wieder…

Wie immer sind die Bücher in zwei Sprachausgaben erhältlich – deutsch/englisch und französisch/spanisch. Auf der Suche nach dem besonderen Geschenk kommt man nur schwer an diesem Bildband vorbei.

Masuren – Im Land der tausend Seen

Masuren - Im Land der tausend Seen

Da meint man, man kenne Europa, habe ihm all seine Geheimnisse entrissen und müsse – um Neues zu finden – den Kontinent verlassen. Und dann kommt ein Buch wie „Masuren – Im Land der tausend Seen“ daher. Masuren: Diese Region in Polen, das, oberflächlich betrachtet, aus deutscher Sichtweise immer wieder erkundet wird. Hier kämpften im Krieg Deutsche gegen Russen. Hier liegen die Wurzeln vieler Entwurzelter, die nach dem Krieg ihre Heimat verlassen mussten. Hier ist die Heimat der Helden von Siegfried Lenz.

Und dann blättert man neugierig durch das Buch. Das Magazin National Geographic ist ja bekannt für seine aufregenden Fotoreportagen aus den entlegensten Ecken der Erde. Und dann tritt etwas zutage, das man so nicht erwartet hat: Umwerfende Landschaftsaufnahmen, fremdelnde Lichtschauspiele, baumüberspannte Alleen, beeindruckend illuminierte Stadtansichten. Europas Geheimnisse? Ja, es gibt sie noch!

Die Masuren haben keinen Zugang zum Meer – das unterscheidet sie von so vielen Regionen, „die man gesehen haben muss“. Auch mit Bergen wurden sie kaum bedacht, allenfalls ein paar Hügelchen. Doch sie haben trotzdem Wasser und idyllische Aussichtspunkte, um übers Wasser zu schauen. Und mit Danzig eine Weltstadt, die immer noch einem steten Wandel unterworfen ist.

Touristen finden sich hier kaum ein. Die Sommermonate sind die einzige Zeit, in denen man auch andere Sprache wahrnimmt. Von See zu See paddeln, sorgt dann hier und da für einen leicht erhöhten Geräuschpegel. Ansonsten ist hier das El Dorado für alle, die die Ruhe und Geborgenheit der Hektik und dem Nach-Attraktionen-Hecheln-Und-Hetzen den Vorzug geben. Nur ab und zu trommelt ein seltenes Geräusch klar und unaufdringlich die Ruhe des Morgens. Langsam kommt es näher, ein Schnauben stiebt durch den erwachenden Tag. Wildpferde wirbeln den Morgentau auf, durchschneiden den zarten Nebel. Ein Naturschauspiel, das nur wenigen vergönnt ist.

Dirk Bleyer hat auch dieses Abenteuer in seinen Bildern festgehalten. Geduld braucht man, um die Seele der Masuren in Pixel zu bannen. Ein startender Storch, zufrieden weidende Kühe, das Licht- und Schattenspiel der Marienburg, entspanntes Segeln, ein filigranes Spinnennetz – Masuren ist ein Ort für jeden, der noch echten Abenteuergeist in sich spüren kann.

Ein Bildgewaltiger Reiseband mit echten Geschichten von echten Menschen, die das echte Leben noch leben dürfen.

Venedig von oben

Venedig von oben

Venedig sehen und … den Tag mit einem Lächeln beginnen! Eine halbe Million Venezianer können das 365 Tage im Jahr, und ein „paar Millionen“ Besucher können das an ein paar Tagen im Jahr. Es von oben zu erkunden, vielleicht noch die zurückgelegten Wege erkunden, in Erinnerungen schwelgen – das kann man 2016 das ganze Jahr durch.

Zwölf Mal Venedig, zwölf Mal beeindruckende Ein- und vor allem Draufsichten auf eine Stadt, die ohne Zweifel als Sehnsuchtsort bezeichnet werden kann. Markusplatz, Canale Grande, Burano sind Orte und Plätze, die man kennt. Aber nicht aus der Vogelperspektive. Das Großformat lässt die Stadt real erscheinen. Da möchte man sofort weiterblättern. Doch dann verrinnt die Zeit wie im Flug und man muss Abschied nehmen von dieser Stadt und den einzigartigen Aufnahmen. Also, jeden Tag genießen! Jeden Tag diese Aussichten als Quelle der Kraft für den Tag nutzen und sich auf die schönste Zeit des Jahres vorbereiten. Vielleicht geht es ja dieses Mal (wieder) nach Venedig?! Und bis es soweit ist, erfreut man sich jeden Tag daran, dass die Technik so weit fortgeschritten ist, diese Aufnahmen jedem zugänglich zu machen. Es wie in einem Museum, nur mit dem Unterschied, dass man sich nicht anstellen muss, um eingelassen zu werden und man stets freie Sicht auf die Stadt hat.

Zum Kalender gibt es einen fast fünf Pfund schweren Bildband, mehr als ein Jahr lang die schönsten Stadtansichten präsentiert. Also, Strg. V drücken und Venedig zu Hause einfügen!

Die Bilderwelt von Lascaux

Die Bilderwelt von Lascaux

Zuerst malen wir das, was uns möglich ist. Dann das, was wir sehen. Nur wenigen ist es vergönnt ihre Beobachtungen und ihre Phantasien in Bildern auszudrücken. Die Bilderwelt von Lascaux ist eine der ersten Galerien der Welt, und die Künstler bekommen nicht mal Tantiemen. Und zu besuchen sind die Originale auch nicht. Denn durch die ausgeatmete Luft der Besucher würden die Exponate leiden und letztendlich auf Nimmerwiedersehen verschwinden.

Ein trauriges Schicksal, dass durch Lascaux II, den originalgetreuen Nachbau nur wenige hundert Meter von der eigentlichen Höhle, kompensiert wird. Nur wenige Jahre nach ihrer Entdeckung und Erschließung wurden das Höhlenmuseum wieder geschlossen, weil sich Algen und Schimmel gebildet hatten.

Vor rund 15.000 Jahren entstanden in einer Höhle im Tal der Vézére in der Dordogne diese detailreichen Abbildungen des Alltags des so genannten Cro Magnon Menschen, ein Begriff, den nur die europäische Wissenschaft benutzt. Anhand der Kunstfertigkeit werden sie als moderne Menschen bezeichnet. Moderne Kunst unter der Erde!

Iris Newton geht den Ursprüngen auf den Grund, deutet die Malereien, versucht Techniken und Hilfsmitteln zu ergründen und macht die Bedeutung der Höhlen deutlich. Sie geht einer ganzen Epoche auf den Grund, setzt das Vorhandene in den richtigen Kontext. Die Höhlen im Original zu betrachten, ist lediglich Forschern vorbehalten. Doch seit über dreißig Jahren Besucher die Möglichkeit die exakte Kopie zu besichtigen. Die Abbildungen zeigen Wildtiere, die es zum Teil heute gar nicht mehr gibt. Ur, Damhirsche und Höhlenlöwen sind derart lebendig abgebildet, dass man sich wie im 3D-Film fühlt.

Heute ist die Forschung so weit, dass man die verwendeten Materialien bestimmen kann, weiß woher sie kamen. Die einzigen Fragen, die nicht beantwortet werden können, sind die nach dem warum und wer sie gemalt hatte. Signaturen gab es damals noch nicht. So kann jeder, der die Höhlen besucht sich seine eigene Geschichte zur Geschichte zusammenreimen. Oder er liest dieses Buch! Die Autorin schafft es in eindringlichen Sätzen ihre Begeisterung in allgemein verständliche Leidenschaft umzusetzen. Für alle, denen Pleistozän, Holozän, Kaltzeiten, Magdalénien und andere Fachbegriffe nicht so geläufig sind, findet auf den letzten Seiten eine sehr aufschlussreiche Einordnung, zu der man anfangs des Öfteren hinblättert. Doch schon nach wenigen Seiten fühlt man sich zuhause in der Welt der Wissenschaft. Zur Entspannung beim Lesen – das Buch ist eben kein Roman, sondern ein Sachbuch – tragen die zahlreichen Abbildungen bei, oft erstrecken sie sich über eine Doppelseite.

Das Herbarium der Heil- und Giftpflanzen

Das Herbarium der Heil- und Giftpflanzen

Wenn’s weh tut, nimm ‘ne Pille. Wenn’s dauerhaft weh tut, greif auf alte Hausmittel zurück. Warum sich nicht gleich auf Mutter Natur berufen? Schätzungen zufolge sind 35.000 bis 80.000 Blütenpflanzen auch als Heilpflanzen anzusehen. Und demzufolge auch zu benutzen. Nicht alle wachsen um die Ecke, auf den Feldern, in Gärten, am Wegesrand. Doch Vorsicht, die Menge macht’s. Viel hilft viel – trifft bei Giftpflanzen nicht zu. Besser nochmal nachschauen, bevor man sich der Botanik an den Hals wirft. Oft scheitert die natürliche Heilmethode schon daran, dass man nicht weiß wie die heilenden Pflanzen überhaupt aussehen. Und das obwohl Generationen von Forschern sorgsam ihre Entdeckungen in Herbarien angelegt haben. Bernard Bertrand ist der Geschichte nachgegangen und die eindrucksvollsten Herbarien in diesem Prachtband versammelt.

Alle abgebildeten Pflanzen sind giftig und / oder heilend zugleich. Was das Buch so einzigartig macht, ist die Tatsache, dass die abgebildeten Pflanzen im Maßstab Eins zu Eins wiedergegeben werden. So erkennt man nicht nur die Form wieder, sondern auch die Größe. Wie gesagt, es kommt auf die Dosierung an. Jedes Heilgift, nennen wir es mal so, was natürlich überhaupt nicht fachmännisch ist, hat seine eigene Geschichte. So liest man beispielsweise gleich zu Beginn über den Fuchseisenhut, dass die Securitate dieses Gift benutzte, um unliebsame Kontrahenten bewusst aus dem Weg zu schaffen. Unbewusste Opfer gab es knapp zwanzig Jahre zuvor, als ein Fallschirmjäger-Bataillon in den Pyrenäen auf der Suche nach Nahrung dieses spezielle Kraut zu sich nahm. Doch eigentlich benutzte man es, um Füchse zu jagen und zu erlegen. Daher der Name.

Beim Weiterblättern trifft man auf Bekanntes wie Buchsbaum und Stechapfel, aber auch auf Namen, die Vielen nicht geläufig sind wie der rundblättriger Sonnentau oder den echten Gmander. Die übersichtliche Gestaltung, die Hinweise zur Bestimmung, kleine Anekdoten aus der Mottenkiste, Tipps zur richtigen Handhabung und ein lehrreicher Einleitungstext sind die perfekte Zugabe zu den exzellenten Abbildungen. Nicht jeder, der in diesem Buch blättert wird automatisch zum Hexenmeister. Das ist auch nicht Ziel des Buches. Es ist Bildband und Lehrbuch in Einem. Wobei der Lehrcharakter keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Es ist ein Buch, das man gern durchblättert, man wird immer wieder etwas Neues entdecken. Die Texte sind verständlich geschrieben, so dass auch „Bio-Sechs-Setzen“-Leser auf ihre Kosten kommen. Und sei es nur die Verwunderung, dass die Kartoffel in einem Buch über Heil- und Giftpflanzen vorkommt.

Der Beginn des Buches, den man erstmal überblättert, weil man heiß auf die großformatigen Bilder ist, was auch verständlich ist, hat man die ersten zwei, drei Seiten gesehen, wirft ein neues Licht auf Pflanzen und ihre Wirkung. Die Geschichte der Gifte und die Gifte der Geschichte ziehen den Leser in ihren Bann. So mancher Krimi, in dem mit Giften gemordet wird, rückt so in ein anderes Licht. Den Täter versteht man immer noch nicht, aber die Wirkung wird nun wissenschaftlich untermauert. Und man erfährt auch, dass Gifte nicht nur das Leben beenden können, auch das Gegenteil ist oft der Fall. Die Menge macht’s. Doch leider ist nach 192 Seiten schon Schluss. Wenig hilft viel, sagt man sich angesichts der Tatsache, dass dieses Buch sämtliche Sinne anspricht. Und bedauert, dass der Spruch „Viel hilft viel“ bei diesem Buch keine Anwendung findet.

Gewagte Konstruktionen

Gewagte Konstruktionen

Architektur in Worte zu fassen ist eine Kunst für sich. Die Besonderheiten eines Gebäudes liegen sowohl innen wie auch außen. Doch diese herauszufiltern, sie zu erkennen, ist oft nicht einfach. Und so haben Architekten immer einen schweren Stand. Sie wollen die Sichtweise der Betrachter verändern, Aufmerksamkeit erregen, manche ein Denkmal errichten. „Gewagte Konstruktionen“ widmet sich den Visionären dieser Handwerkskunst, den Künstlern des steingewordenen Traums.

Die Autoren dieses beeindruckenden Bandes geben den Baumeistern, Bauherren und Architekten ein Gesicht. Nicht oft wurden die nämlich einfach in den Geschichtsbüchern unerwähnt gelassen. Wer weiß schon wer das Taj Mahal in Indien wirklich gebaut hat? Shah Jahan als sein Auftraggeber ist derweil ein Begriff.

Die Konstruktionen, die uns heute in ihren Bann ziehen, waren fast immer umstritten. Den Eiffelturm hätte es fast nicht mehr gegeben. Zur Weltausstellung 1889 war er die Sensation, doch schon Jahre später hätten die Unterhaltskosten fast zu einer Demontage geführt. Paris heute ohne Eiffelturm? Unmöglich. Oder Florenz ohne den Dom mit seiner imposanten Kuppel. Jahrelang war das Gotteshaus ohne Dach geblieben. Erst Filippo Brunelleschi hatte die rettende Idee. Eine gemauerte Kuppel. Der Aufwand war gigantisch. Modulares Bauen – bis heute eine gängige Technologie – war das Zauberwort.

Dieses Buch ist ein echter Schatz. Denn wer durch die Metropolen der Welt schlendert, sich den Wind der großen weiten Welt um die Nase wehen lässt, wird ganz automatisch durch die Architektur verzaubert. Oft unterschwellig. Die Boulevards und Gebäudekomplexe werden als gegeben hingenommen. Das hat jetzt ein Ende! Kenntnisreich und detailliert werden die Prunkstücke aus Jahrhunderten Baukunst unter die Lupe genommen. Oscar Niemeyer, Norman Foster, Antoni Gaudi, Frank Lloyd Wright – alles klingende Namen, deren Werke faszinieren. Doch was trieb sie zu ihren – teils bis heute als gewagt zu bezeichnenden – Bauwerken? Was ist das wirklich Innovative daran? Fragen, die man sich so nur selten stellt. Jetzt gibt es die Antworten.

Eine Weihnachtsgeschichte

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Es ist die erholsamste Zeit des Jahres, es ist die stressigste Zeit des Jahres. Weihnachten. Es ist aber auch die Zeit der Traditionen. Wer keine hat, wird ganz automatisch dazu verleitet welche zu kreieren. Eine Tradition ist zum Beispiel – bei Weitem nicht die Wichtigste – das gemeinsame Weihnachtsprogramm schauen. Über die Jahrzehnte hinweg haben sich einige Filme ihren festen Platz im Programm gesichert. Wie zum Beispiel auch „Eine Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens. Ob nun in der Verfilmung der Muppets mit dem warmherzigen Michael Caine als Ebenezer Scrooge oder dem überdrehten Jim Carrey oder Rowan Atkinson in seiner Rolle als Black Adder – sie alle tragen dazu bei die Geschichte über die Jahrzahnte hinweg zu erhalten. Das Buch erschien immerhin schon 1843 und ist bis heute ein Erfolg.

Und den sichert auch Roberto Innocenti. Seine Zeichnungen in diesem Buch sind ein wahres Fest für die Augen. Stimmungsvoll fängt er die Atmosphäre der engen Gassen, der dreckigen Hinterhöfe, der Einöde des Lebens ein, in dem Ebenezer Scrooge seiner Arbeit nachgeht. Ein Prinzipieneiter, Geizhals, unerbitterlicher Pfenningfuchser ist er. Das Herz trägt er in seiner Geldbörse. Wo andere Mitleid verteilen, sät er Spott und Ignoranz. Als sein Partner Marley stirbt, ist er sogar zu knausrig dessen Namen vom Firmenschild zu streichen. Sieben Jahre geht das so. Bis eines Tages dem Geizkragen Scrooge der Geist von Jacob Marley erscheint. Der kündigt ihm drei weitere Geister an. Sie werden Scrooge nicht einfach nur besuchen, sie werden ihn heimsuchen…

Die Weihnachtsgeister der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft machen dem verschollen geglaubten Gewissen Scrooges zu schaffen. Sie zeigen ihm aber auch, dass bei ihm noch lange nicht Hopfen und Malz verloren ist. Denn „Eine Weihnachtsgeschichte“ hat ein Happy end!

Happy wird jeder sein, der dieses Buch lesen darf. Die Geschichte hat man sich schnell gelesen. Dass man an diesem Buch hängen bleibt liegt gleichermaßen aber auch an den stilvollen und beeindruckenden Bildern von Roberto Innocenti. Freud und Leid bekommen dieselbe Aufmerksamkeit und ziehen den Leser immer tiefer ins England des finstersten Kapitalismus. Düster erscheinen die Gassen und Häuser, trotzdem sind Freude und Lebensmut nicht aus den Gesichtern – besonders der der Kinder – nicht wegzuradieren. Stimmungsakzente wie ein flackerndes Feuer oder der Kerzenschein, der aus den Fenstern hinaus ins Dunkel des Alltags drängt, verzaubern bei jeder Betrachtung.

Das Großformat des Buches erlaubt es diese Stimmung zuhause selbst zu erleben. Sich zurücklehnen, sich in den Ohrensessel eingraben, Kind oder Enkel auf dem Schoß und eine der faszinierendsten Weihnachtsgeschichten (vor-)lesen. Besser geht’s nicht! Eine wunderschöne Weihnachtstradition!

Das große Weihnachtsbastelbuch

Das große Weihnachtsbastelbuch

Die Weihnachtszeit ist traditionell die Zeit, in der man noch enger zusammenrückt, noch mehr gemeinsam unternimmt. Und es ist die Zeit, in der man sich auf Altbewährtes besinnt. Im Kindergarten wurde schon immer in der grauen Jahreszeit gebastelt, um etwas Buntes entgegensetzen zu können. So ist es auch in vielen Familien üblich in der Vorweihnachtszeit zusammen etwas zu basteln. Doch was soll man dieses Jahr basteln?

Wie wäre es mit einem Filztanne, oder Weihnachtssternen oder dem Klassiker, einem Adventskalender? Alles, was sich so im Laufe des Jahres angesammelt hat, was man aufgehoben hat, weil man es irgendwann mal brauchen könnte, kommt zum Einsatz. Denn jetzt ist die Zeit, in der es gebraucht wird. Leere Streichholzschachteln, Eierpappen, Papprollen, ja selbst zusammengeknüllte Alu-Folie. Recycling für den guten Zweck.

Jede einzelne Bastelidee ist leicht nachzubauen. Die einzelnen Bastelschritte sind verständlich geschrieben und durch Bilder ansprechende illustriert. Auch Tannenzapfen vom letzten Waldspaziergang und stibitzte Backutensilien wie Mandeln oder Nüsse können zum Basteln benutzt werden.

Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, dieses Buch lockt verborgene Talente an den Basteltisch, wenn es draußen mal wieder überhaupt nicht nach Frische-Luft-Schnappen aussieht. Wer mit diesem Buch die besinnliche Zeit einläutet, erntet schallendes Kinderlachen und verkürzt die unendlich lange Zeit bis zur Bescherung. Kinder können einzelne Bastelvorschläge allein umsetzen, doch wenn alle zusammen am Tisch sitzen, macht es einfach noch mehr Spaß!