Es sind nur ein paar Puzzleteile. Also eine ganz leicht zu lösende Aufgabe. Doch erst, wenn das letzte Teilchen sich ins Bild fügt, wird das Gesamtbild sichtbar.
Der krieg ist vorbei. Die Niederlande sind befreit. Van Aelst sitzt im Gefängnis – Kollaboration mit dem Feind. In Frankreich wurde Frauen der Kopf geschoren, so dass jeder die sichtbare Schande sehen konnte. Schließlich war nach de Gaulles Aussage jeder Franzose im Widerstand. In den Niederlanden ist man nicht ganz so expressiv. Trotzdem muss man sich verantworten, hat man mit den braunen Horden gemeinsame Sache gemacht und daraus einen eigenen Vorteil gezogen. Und somit auch zum Unwohl der niederländischen Gemeinschaft. Das ist Puzzleteil Eins.
Ja, der niederländische Untergrund war aktiv, erfolgreich, bekam nur weniger Aufmerksamkeit nach dem Krieg. Auch Mag van Hettema kämpfte auf ihre Art gegen die Besatzer und ihre Willkür. Nun sind die Fronten geklärt, die Aggressoren verjagt. Nun beginnt die Zeit der Aufarbeitung. Als Journalistin ist sie endlich wieder frei in ihrer Arbeit. Doch die kleinen Alltagsgeschichten füllen sie nicht aus.
Da erfährt sie vom Schicksal van Aelsts. Der Fall scheint sonnenklar. Er hat – mit enormem Gewinn – dem Generalfeldmarschall Hermann Göring, der Dicke, der Kunstsammler, der Uniformkönig (dem Anschein nach Phantasieuniformen) von Großdeutschland Kunst verkauft. Auch einen wundervollen, prächtigen Vermeer. Niederländisches Kulturgut. An einen Deutschen. Und dann ausgerechnet dem?! Klar, dass van Aelst dafür büßen muss. Doch Meg kommt da ein Verdacht. Puzzleteil Zwei.
Van Aelst sieht das natürlich anders. Würde jeder behaupten, dessen Haupt auf dem Spiel steht. Ist nur menschlich. Doch van Aelst hat gute Argumente. Leider kann er sie nicht alle komplett und schon gar nicht sofort ins Gefecht führen. Denn dann würde er sein Geschäftsgeheimnis verraten. Und sich somit seiner Lebensgrundlage berauben. Puzzleteil Drei.
Patrick van Odijk mischt auf seiner Wortpalette unverrückbare historische Fakten, mengt eine gehörige Portion Phantasie bei, akzentuiert mit ein wenig krimineller Energie und malt mit Eleganz einen Kunstkrimi, der an Chuzpe – ha, den Nazis mit Chuzpe eine Schnippchen schlagen: Doppelter Schlag ins feige Gesicht! – kaum zu überbieten ist.
Sich diebisch freuend kann man es kaum aushalten endlich weiterzublättern. Wie ein ungeduldiges Kind rutscht man auf dem Hosenboden umher, um zu erfahren, ob die Gewieftheit wirklich echt ist oder ob hier jemand ein doppeltes Spielchen treibt, um die eigene Haut zu retten. Und vor allem will man wissen, ob der erhöhte Einsatz von Meg auch wirklich zielführend ist. Großartig und vielschichtig! Eine seltene Kombination.