Eine gefährliche Gratwanderung, die Marko Rostek da unternommen hat. Nein, nicht die drei Jahre detailversessene Recherchearbeit, um die Geschichte von 33 Tagen nachzuerzählen. Vielmehr der Drahtseilakt, wahre – und zu allem Überfluss jederzeit überprüfbare – Geschichte in Romanform zu bringen. Um es vorwegzunehmen: Der Versuch darf als geglückt angesehen werden.
Am 28. Juni 1914 werden in Sarajevo Thronfolger Franz Ferdinand und sein Gattin Sophie ermordet. Es dauert noch 33 Tage bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. An diesem verhängnisvollen 28. Juni änderte sich der Lauf der Welt dramatisch und nachhaltig.
Das wussten auch die Protagonisten dieses Buches. Diese werden am Ende des Buches in Wort und Bild einzeln vorgestellt. Sie alle wussten um die bereits geschmiedeten Allianzen innerhalb Europas. Und sie suchten nach Möglichkeiten diese zu sprengen und zu ihren Gunsten auszulegen. Großmachtgehabe und Machtgier waren die Antriebsfedern. Diplomatisches Geschick und Einschüchterung – was oftmals oder meistens das Gleiche ist – waren die Methoden der agierenden Köpfe.
Österreichs Außenminister Graf Leopold Berchtold ist anfangs kein Freund eines Schlages gegen Serbien. Nach und nach – und vor allem auf Drängen seiner Arbeitgeber – sieht er im Krieg gegen Serbien die einzige Lösung für Vergeltung. Die Lage Russlands wird von fast allen Beteiligten falsch eingeschätzt. Man geht davon aus, dass Russland eh erst mobilmachen kann, wenn alles vorbei ist und Serbien unter der Donaumonarchie, Bulgarien und Rumänien aufgeteilt ist. Zur Sicherheit zieht Österreich sich lieber Deutschland auf seine Seite. Die Krise ist unabwendbar.
„33 Tage – Der letzte Sommer dies alten Europa“ schildert exakt wer mit wem gegen wen und warum zu Felde zog. Dieses Thema in Romanform anzugehen ist ein Wagnis, das in diesem Fall belohnt wird. Selten zuvor wurden die Missetaten der Politiker so schonungslos und wertfrei aufgezeigt. Eine Beurteilung der Geschehnisse entfällt, weil das Ergebnis absolut diskussionsfrei als Katastrophe globalen Ausmaßes angesehen wird. Aber um Ähnliches im Moment und für immer auszuschließen, ist es wichtig die Geschichte zu kennen. Und dazu hat Marko Rostek einen entscheidenden Beitrag geleistet.
Wer Erich Maria Remarques Meisterwerk „Im Westen nichts Neues“ kennt, weiß welch Elend der Krieg mit sich brachte. Marko Rosteks „33 Tage“ sind das sachgerechte Prequel zu dem, was Remarque so eindrucksvoll schilderte.