Wenn man sich zu Hundertjährigen auf den Schoß setzt, haben sie immer eine spannende Geschichte parat. Schließlich können sie auf einen hundertjährigen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Was da alles passiert ist: Gekrönte Häupter kamen und gingen. Gesellschaftsformen veränderten sich. Ganze Kulturen wurden dauerhaft umgekrempelt.
Der Luxemburger Bahnhof ist so ein Hundertjähriger, der so manchen kommen und gehen sah, und so manche Geschichte erzählen kann. Gemütlich kann sich der Leser in seinem Schoß den Geschichten und der Geschichte lauschen.
Der Bahnhof in Luxemburg ist viel älter, im Jahr 2012 feierte man den hundertsten Geburtstag des Empfangsgebäudes, dem eigentlichen Wahrzeichen des Knotenpunktes. Unzählige Abbildungen aus längst vergessenen Tagen zieren diesen ungewöhnlichen Bildband. Ein Zeugnis der Geschichte eines zwar flächenmäßig kleinen und doch so bedeutenden Landes. Es ist sogar noch Platz für den Fahrplan. Und die Reiseziele sind mindestens genauso verheißungsvoll wie das Großherzogtum selbst: Das antik-mondäne Arles im Süden Frankreichs, oder mal schnell mit dem TGV nach Paris, der bezeichnenderweise von Gleis 007 abfährt, oder ins lothringische Nancy, das mit Mirabllen-Bonbons und einem zauberhaften Stadtmittelpunkt, dem Place Stanislaus aufwarten kann. Die unmittelbare Welt liegt so nah.
Das Buch ist nicht nur für Eisenbahnfreunde eine wahre Fundgrube. Hier gelingt der Spagat zwischen Sachbuch, Bildband und urbaner Geschichtenerzählung. Der Bahnhof ist der Ausgangspunkt für Entdecker in einem Land, das im Herzen Europas den europäischen Grundgedanken erfunden zu haben scheint. Ein Land, das Abenteurer anzieht, ebenso Gourmets und Aktivurlauber.
„100 Joer Gare Lëtzebuerg“ ist das erste Buch mit Poster, aber nicht zum Heraustrennen aus der Mitte. Das Poster ist gleichzeitig der Schutzumschlag dieses wertvollen Wissensschatzes.