Joki und die Wölfe

Wo sind denn alle hin? Die waren doch eben noch da! Joki ist gerade umgezogen. Mit seiner Mutter zu Knut. Weg von der Oma und dem gelben Haus, das roch wie es aussah. Sanja von nebenan war immer für ihn da, wenn es jemanden zum Spielen braucht. Auch wenn sie ab und zu mal ein bisschen rauften, waren sie doch unzertrennlich.

Wo sind denn alle hin? Die waren doch eben noch da! Schwarzohr hat gerade ein bisschen herumgetollt. Eine Maus, wollte sich aus dem Staub machen. Nicht mit ihm. Sein Jagdinstinkt ist geweckt. Eben hatte er noch mit seinen größeren Geschwistern ein bisschen gerauft … bis eben die Maus ihren Weg kreuzte. Doch nun sind alle weg.

Joki, hat ein Schwesterchen bekommen. Deswegen waren Mama und Knut auch nicht da, als er im neuen Heim aufkreuzte. Zuvor hatte er im Wald gespielt. Schon vor Tagen, noch vor der Zeugnisausgabe, hatte er noch nie gesehene Spuren im märkischen Boden entdeckt. Sanja meinte es sei ein Wolf. Aber das kann doch nicht sein! Die gibt es allenfalls noch im Märchen.

Zwei laute Knalle verändern das Leben von Joki und Schwarzohr. Schwarzohrs Eltern wurden von einer Kugel getroffen und sind nun auf der Flucht. Schwarzohr, der inzwischen bei Joki untergekommen ist, geht mit Joki auf eine lange Reise…

Grit Poppe zieht gekonnt Parallelen zwischen den beiden Welt der beiden Protagonisten. Doch anders als in der Mathematik kreuzen sich die beiden Lebenswege an einem dramatischen (Wende-)Punkt. Joki, der kleine zehnjährige Junge erfährt in seinen Schulferien das Abenteuer seines Lebens. Während zu Hause Fienchen (Jokis Schwester) mit allen Würden begrüßt und umhegt wird, kümmert sich Joki liebevoll darum, dass Schwarzohr wieder zu seinem Rudel kommt. Ohne die Wölfe zu vermenschlichen, wird eines offensichtlich: In Freud und Leid kommen sich Wölfe und Menschen so nah wie man es nicht für möglich hält. Die Fürsorge schweißt die Familien zusammen. Gefahren besteht man am besten gemeinsam.

Jedes Kapitel wird sowohl aus der Sicht des Kindes als auch aus der Sicht des Wolfsjungen Schwarzohr erzählt. Die Kapitel sind außerdem in verschiedenen Schriftgrößen und –arten gestaltet. Der Wolf kehrt zurück. Fast scheint es wie ein Hohn, dass die allzu oft und allzu heftig geforderte Rückkehr zur Natur auch Schattenseiten haben soll. Der Wolf ist hungrig, wie alle Lebewesen. Dass er dann auch mal zu eingepferchten Tier greift, ist normal. Doch seine Essgewohnheiten dann als schlecht auf das gesamte Wesen zu übertragen, ist eine mehr als fragwürdige Methode. Joki ist ein Kind. Ein gefühlvolles Kind, das den Wolfsjungen in seine Obhut nimmt, um es vor der Flinte des Stiefvaters zu schützen und zu seiner Familie zurückzubringen. Im Anhang des Buches wird der Jugendroman ins rechte, sachliche Licht gerückt. Fragen wie „Darf man ein Wolfsjunges mit nach Hause nehmen? Werden hier leicht verständlich zusammen mit anderen Fakten beantwortet. Immer noch Angst vorm Wolf? Dann ist dieses Buch die ideale Lektüre!